Mit einer bundesweiten Kampagne will die IG Metall Druck auf die Regierung ausüben. Ziel ist es, immer mehr Fremdvergaben industrieller Arbeit zu erschweren. Bestätigt sieht sich die Gewerkschaft durch eine Umfrage bei mehr als 4000 Betriebsräten.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Die Industrie vergibt selbst zentrale Aufgaben wie Logistik, Instandhaltung und Produktentwicklung zunehmend an externe Dienstleister – Werkverträge machen es möglich. Für den designierten IG-Metall-Chef Jörg Hofmann ist die Motivation der Unternehmer klar: „Das Ziel des Outsourcings ist schlicht drastische Lohnkostensenkung“, monierte er am Dienstag in Berlin. Die Leistung, die bisher Stammbeschäftigte erbrächten, werde von außen billiger eingekauft. Oft werde sie weiterhin auf dem Werksgelände und nach den Vorgaben des Auftraggebers verrichtet. „Hier geht es nicht um eine sinnvolle Arbeitsteilung zwischen dem Hersteller und Spezialisten, die Dienstleistungen anbieten, die der Hersteller selbst nicht beherrscht.“ Vielmehr gehe es mit der Fremdvergabe „an allererster Stelle um Extraprofite, die auf Kosten der Beschäftigten erzielt werden“, so der Gewerkschaftsvize.

 

Munition für die anstehende politische Debatte im Herbst hat sich die IG Metall mit einer Betriebsrätebefragung verschafft, an der gut 4000 Belegschaftsvertreter teilnahmen. Demnach würden schon in zwei von drei Betrieben (69 Prozent) Arbeiten per Werkvertrag fremdvergeben. Bei 22 Prozent der Unternehmen haben die Betriebsräte binnen drei Jahren eine Zunahme festgestellt. Eingegriffen werde bereits direkt in die sogenannte Wertschöpfungskette. Tangiert seien Beschäftigte aller Qualifikationsniveaus, denn besonders hoch sei die Auslagerungsquote bei Forschung und Logistik. In drei von vier Betrieben (73 Prozent) müssten die Beschäftigten in Werkvertragsfirmen zu überwiegend schlechteren Arbeits- und Entgeltbedingungen arbeiten. Zuvor errungene Standards würden so unterlaufen.

Wenig Einfluss auf Fremdvergabe im Betrieb

Verhindern kann die Gewerkschaft derlei Maßnahmen vor Ort kaum, rechtlich sind ihr die Hände gebunden – selbst wenn Werkvertragsbeschäftigte auf dem Gelände des Stammbetriebs agieren. Freiwillige Regelungen würden die Arbeitgeber meist ablehnen, lediglich in fünf Prozent der Betriebe konnten Betriebsräte die Vergabe von Werkverträgen im Rahmen von Betriebsvereinbarungen regeln, heißt es.

Den Mangel an Einfluss zu beheben ist auch Ziel einer Kampagne, die mit einem bundesweiten Aktionstag am 24. September startet. An fast allen Standorten der deutschen Automobilhersteller soll es Kundgebungen und Infoversammlungen geben. Öffentliche Plakatierungen und weitere Aktionen sollen folgen. Die Kampagne ziele nicht gegen Werkverträge an sich, sagte die künftige zweite Vorsitzende Christiane Benner. „Wir wenden uns gegen den Missbrauch dieser Vertragsform.“