Mit einem Aktionstag bei den Automobilherstellern verstärkt die IG Metall den Druck auf die Bundesregierung, den missbräuchlichen Einsatz von Werkverträgen einzudämmen. Im gleichen Zuge soll der Einfluss der Betriebsräte bei Auslagerungen gestärkt werden.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Sindelfingen - Wenn die IG Metall ruft, sind die Belegschaften der Autohersteller stets in großer Zahl zur Stelle. Am Donnerstag versammelten sich vor dem Mercedes-Werk in Sindelfingen bis zu 7000 Beschäftigte und in Esslingen-Mettingen weitere 2000 Mitglieder, um den Trend zu immer mehr Fremdvergaben per Werkvertrag anzuprangern. Bundesweit lockte der Aktionstag bei Autoherstellern und Zulieferern laut der Gewerkschaft „mehrere Zehntausend Beschäftigte“ an.

 

Einen Gesetzentwurf „zur Bekämpfung des Missbrauchs bei Leiharbeit und Werkverträgen“ hatte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) am Tag zuvor beim Verdi-Kongress in Leipzig für Oktober angekündigt. Beide Instrumente dürften nicht zum Druck auf Löhne und Arbeitsbedingungen genutzt werden. Und die Betriebsräte „müssen wissen, in welchem Auftrag und mit welchem Vertrag jemand im Betrieb unterwegs ist“, versprach Nahles vor allem bessere Informationsrechte für die Arbeitnehmervertreter.

Fremdvergaben seit 2012 verdoppelt

Ein Teil der Gewerkschaftsforderungen wird somit erfüllt. Dennoch treibt der designierte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann die Regierung an, sie solle endlich umsetzen, was im Koalitionsvertrag vereinbart sei. Seit 2012 habe sich die Fremdvergabe mehr als verdoppelt, sagte er in Sindelfingen: „Den Unternehmen geht es an allererster Stelle um Extraprofite, die sie auf Kosten der Beschäftigten erzielen.“ Bei den Automobilherstellern seien weit mehr als 150 000 Beschäftigte von Auslagerung tangiert: jeder dritte Industrielogistiker (36 000), fast jeder dritte in der Maschinenwartung (40 000) und jeder fünfte Entwicklungsdienstleister (80 000).