Zerstörte Lebensräume, fehlende Unterschlupfmöglichkeiten und klimatische Veränderungen setzen dem stachligen Gartenbewohner schwer zu. Dabei lässt sich viel tun, um die Igel zu schützen.
In Deutschland steht der Igel inzwischen auf der Vorwarnliste der gefärdeten Arten. Der Verlust naturnaher Gärten, versiegelte Flächen und der Einsatz von Mährobotern oder chemischen Gartenmitteln tragen dazu bei, dass immer weniger Rückzugsorte für die Tiere bleiben. Hinzu kommen milde Winter, die den Winterschlaf stören, sowie trockene Sommer, in denen es kaum Insekten gibt. Besonders betroffen sind Jungtiere und Igelmütter, die in den Herbstmonaten nicht genügend Gewicht zulegen können, um den Winter zu überleben.
Wann ein Igel wirklich Hilfe braucht
Nicht jeder Igel, der tagsüber gesehen wird, ist hilfsbedürftig. Gesunde Tiere zeigenein geschlossenes, glänzendes Stachelkleid, bewegen sich zügig und rollen sich bei Gefahr fest zusammen. Auffällige Merkmale, die auf Schwäche oder Krankheit hinweisen, sind hingegen:
- Torkelnder oder apathischer Gang
- Schwache Reflexe
- Offene Wunden
- Parasitenbefall (Fliegeneier, Maden, Zecken)
- Eingefallene Flanken, Hungerfalte im Genick, starkes Untergewicht
- Unterkühlung
- Sichtbarkeit bei hellem Tageslicht über längere Zeit
Findet sich ein solcher Igel, sollte er in einem mit Handtüchern ausgelegten Karton an einen ruhigen, warmen Ort gebracht und umgehend eine Igelstation oder ein Tierarzt kontaktiert werden.
Fütterung: Was der Igel wirklich braucht
Während gesunde Igel in freier Natur oftmals keine Zufütterung benötigen, kann sie in Notzeiten überlebenswichtig sein.
Geeignet sind:
- Katzennassfutter (am besten mit hohem Fleischanteil)
- Gekochtes Ei
- Ungewürztes Rührei
- Gekochtes Hühnerfleisch
Keinesfalls geeignet sind:
- Milch
- Brot
- Obst oder Nüsse
Als Trinkquelle sollte stets frisches Wasser bereitstellen. Sowohl Futter als auch Wasser sollten auf flachen Tellern zu Verfügung gestellt werden.
Zufütterung im November – überlebenswichtig für späte Jungtiere
Im November wird die Nahrungssuche für die Igel zunehmend schwieriger. Insekten, Käfer und Würmer ziehen sich zurück, und viele Jungtiere haben noch nicht genügend Fettreserven für den Winterschlaf aufgebaut. Daher ist die Zufütterung in dieser Jahreszeit besonders wichtig. Wer einen Garten beitzt, kann den Tieren jetzt helfen, indem geeignete Futterstellen eingerichtet werden.
Empfehlenswert ist ein wettergeschützter Platz, etwa unter einer Hecke, einem überdachten Balkon oder in einer einfachen Futterbox mit Zugangsloch. Diese schützt das Futter auch vor Regen, Vögeln und streunenden Katzen.
In eine flache Schale gehören hochwertiges Katzennassfutter oder spezielles Igelfutter aus dem Fachhandel. Zusätzlich sollte stets frisches Wasser bereitstehen.
Sobald die Temperaturen dauerhaft unter fünf Grad fallen, begeben sich die meisten Igel in den Winterschlaf. Die Futterstelle kann dann nach und nach abgebaut werden. Doch solange die Igel noch aktiv sind, bedeutet eine gut bestückte Futterstelle oft den entscheidenden Unterschied zwischen Überleben und Erfrieren.
Igelgerechter Garten – Rückzugsorte schaffen
Ein naturnaher Garten kann entscheidend zum Schutz eines Igels beitragen. Laub- und Reisighaufen bieten wertvolle Unterschlüpfe. Kleine Durchgänge zwischen Zäunen erleichtern den kleinen Tieren das Wandern zwischen Grundstücken. Auf den Einsatz von Mährobotern oder Laubbläsern sollte in den Herbst und Wintermonaten am besten ganz verzichtet werden, da diese die kleinen Tiere schwer verletzen können. Auch die Insektenfreundlichkeit eines Gartens ist für die kleinen Stacheltiere entscheidend: Wer auf Pestizide verzichtet, sorgt indirekt für das Überleben des Igels, dessen Hauptnahrung aus Insekten besteht.
Wo Hilfe zu finden ist
Unterstützung bieten lokale Tierschutzvereine, Wildtierstationen oder spezielle Igelhilfezentren. Diese Stellen übernehmen die fachgerechte Versorgung verletzter oder untergewichtiger Igel und geben Rat, ob und wie eine Pflege zu Hause sinnvoll ist. Ein gesunder, kräftiger Igel, der sich in den Herbstmonaten gut bewegt und genügend Gewicht aufweist, benötigt hingegen keine menschliche Hilfe.
Der Schutz des Igels erfordert Sensibilität: Nicht jeder Fund ist ein Notfall. Doch Aufmerksamkeit, ein naturnaher Lebensraum und ein bewusster Umgang mit der Umwelt können entscheidend dazu beitragen, dass der Igel auch in Zukunft ein vertrauter Bewohner heimischer Gärten bleibt.