Die Unternehmen in der Region müssen weniger an die Kammern bezahlen. Auch in Heilbronn und Heidenheim werden die Firmen entlastet. Und was verdient eine Hauptgeschäftsführerin?

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart verlangt im kommenden Jahr von ihren Mitgliedsunternehmen weit geringere Beiträge als bisher. Nach einem Beschluss der Vollversammlung werden die Mitglieder durch verschiedene Maßnahmen um insgesamt 8,3 Millionen Euro weniger belastet. „Das ist eine große Entlastung für die Unternehmen“, sagte die Hauptgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart, Susanne Herre.

 

Ins Auge fällt dabei besonders die Absenkung des Hebesatzes für die Firmen. Dieser wird um 25 Prozent von 0,21 Prozent des Betriebsgewinns auf 0,16 Prozent reduziert. Für kleinere Firmen, die in das Handelsregister eingetragen sind, wird der zusätzlich zum Hebesatz veranschlagte Grundbeitrag von 290 Euro auf 150 Euro vermindert. Ganz kleine Betriebe, zu denen etwa Soloselbstständige gehören, zahlen weiter 45 Euro im Jahr. Von Großunternehmen verlangt die IHK auch künftig einen Grundbeitrag von 10 000 Euro.

Neben Stuttgart verlangen auch die Kammer in Heilbronn und die IHK Ostalb mit Sitz in Heidenheim im kommenden Jahr einen geringeren Grundbeitrag. In Heilbronn wird dieser von 0,19 auf 0,17 Prozent des Gewerbeertrages reduziert. „Wir reagieren damit auf auf die Umsatzeinbußen der Unternehmen“, erklärte Kammerpräsidentin Kirsten Hirschmann bei der Vollversammlung. Durch Corona, den Krieg in der Ukraine und explodierende Preise seien die Firmen gleichzeitig mit mehreren Krisen konfrontiert.

Reutlingen will von Beiträgen unabhängiger werden

Die IHK Ostalb reduziert ihren Hebesatz von 0,25 auf 0,24 Prozent des Gewerbeertrags. Die Einnahmen seien besser gewesen als erwartet, meinte Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler. Ähnliches erklärte auch Wolfgang Epp, der Hauptgeschäftsführer der IHK Reutlingen. Eine Reutlinger Besonderheit ist, dass die Kammer sich nur etwa zur Hälfte aus Beiträgen finanziert und das restliche Geld durch Veranstaltungen erwirtschaftet. „Unser strategisches Ziel ist es, unabhängiger von den Beiträgen zu werden“, sagte Epp. Aus Ulm berichtet der stellvertretende Hauptgeschäftsführer, Frank Stetter, von einer recht unterschiedlichen Lage in den einzelnen Branchen. Von einem „herausfordernden Haushalt“ spricht Martin Keppler, der Hauptgeschäftsführer der IHK Nordschwarzwald in Pforzheim. Der Grund: Die Unternehmen zahlen jetzt ihre Beiträge aus den Jahren, in denen sie wegen Corona geringere Gewinne erzielten.

Wie bei anderen Kammern muss auch in Pforzheim weiter gespart werden. So werden etwa bei der IHK Rhein-Neckar in Mannheim Stellen nur teilweise oder verzögert wieder besetzt. Auch die Kammer in Karlsruhe teilt mit, dass die Kosten 2023 weiter gesenkt würden. Ähnlich sieht es in Freiburg aus. Die IHK Hochrhein-Bodensee in Konstanz verspricht sich eine Senkung der Energiekosten durch eine neue Photovoltaikanlage. Eine solche will auch die IHK Bodensee-Oberschwaben installieren. In Villingen-Schwenningen will die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg die Mietausgaben durch den Umzug in ein neues Gebäude reduzieren.

Zum Gehalt können Boni hinzukommen

In einem Punkt, der immer wieder diskutiert wird, sieht sich Stuttgart als Vorreiter unter den Kammern: bei der Transparenz des Gehaltes der Hauptgeschäftsführerin. Wie schon ihr Vorgänger Johannes Schmalzl wird die seit November amtierende Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre ein jährliches Grundgehalt von 198 000 Euro beziehen. Dieses kann durch die Erreichung bestimmter Ziele, die aber erst im Januar definiert werden, noch um 25 Prozent steigen. Die maximale Höhe liegt bei 250 000 Euro im Jahr. Damit orientiert sich die Kammer an den Gehältern von Geschäftsführern mittelständischer Unternehmen. „Mit der Transparenz des Gehaltes sind wir bundesweit wohl eher die Ausnahme“, meint Herre. Die meisten Kammern, auch im Südwesten, veröffentlichen lediglich die Gehälter der kompletten Geschäftsführung, nicht aber von einzelnen Personen.

Stuttgart schafft wieder Rücklagen

Nachdem die Rücklage der IHK Stuttgart aufgrund von Gerichtsurteilen, die diese als zu hoch eingestuft hatten, aber auch um den Jahresabschluss 2021 nicht ins Minus geraten zu lassen, will die Kammer nun wieder Rücklagen in einer geringeren Höhe bilden, die auch vor Gericht Bestand haben sollen. So wurde etwa für Risiken 2023 eine Ausgleichsrücklage von etwas mehr als sieben Millionen Euro gebildet. Dank überraschend guter Beitragsnachzahlungen wird 2022 mit einem deutlich positiven Ergebnis abschließen. Dieses wird auch benötigt, um das erwartete Minus in 2023 auszugleichen.