Die Handwerksbetriebe in der Region Stuttgart haben sich bei der Ausbildung 2015 ins Zeug gelegt: die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge ist um 3,5 Prozent gestiegen. Auch Handel und Industrie legten zu, aber nur um 0,2 Prozent.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die Jahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt der Region Stuttgart fällt positiv aus. Die Industrie und Handelskammer (IHK) der Region, deren Branchen bekanntlich stets den größten Teil der Lehrstellen stellen, meldet einen leichten Zuwachs von 0,2 Prozent. Besonders erfreulich fällt das Ergebnis aber im Handwerk aus. Die Handwerkskammer (HWK) der Region hat in den zurückliegenden zwölf Monaten 3,5 Prozent mehr neue Lehrverträge registriert als im Jahr davor.

 

Genau 10 629 neu eingetragene Ausbildungsverträge verzeichnet die IHK Region Stuttgart zum Stichtag 31. Dezember 2015. Mit diesem Plus von 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr „haben erstmals seit 2012 wieder mehr Jugendliche einen Ausbildungsvertrag unterschrieben“, erklärt die Kammer dazu. Leichte Zuwächse haben die kaufmännischen Berufe erreicht, die mit 7079 neuen Lehrverträgen (Vorjahr: 7014) einen beträchtlichen Teil der Gesamtzahl ausmachen. Minimal abgenommen – von 3594 Ende 2014 auf 3550 Ende 2015 – hat die Zahl der neuen Ausbildungsverträge in den technischen Berufen.

Hohe Zunahme in der Elektrotechnik

„Die Unternehmen setzen nach wie vor stark darauf, ihren Nachwuchs selbst auszubilden“, erklärt IHK-Präsident Georg Fichtner zu der Bilanz. Dies gelte etwa für den vom Fachkräftemangel betroffenen Bereich der Elektrotechnik, wo die Zahl der neu geschlossenen Ausbildungsverhältnisse im Jahresvergleich um 6,3 Prozent auf 831 gestiegen sei. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen litten aber unter „anhaltendem Bewerbermangel“.

Überaus zufrieden ist man bei der Handwerkskammer der Region über den Verlauf des vergangenen Jahres. Mit 4356 neu abgeschlossenen Lehrverträgen liegt man um 3,5 Prozent über dem Vorjahreswert. „Das ist sehr, sehr erfreulich“, sagt Pressesprecher Gerd Kistenfeger. Zumal man schon Ende 2014 ein Plus von 2,9 Prozent bei den Neuverträgen erreicht hatte.

Viele Handwerksbetriebe sind zuversichtlich

Kistenfeger führt diese Entwicklung auf den gestiegenen Ausbildungswillen der Betriebe zurück. „Die Botschaft ist angekommen: Wer Fachkräfte braucht, der muss aktiv werden, der muss ausbilden, und das machen die Betriebe.“ Diese neue Haltung hat freilich auch ihre Ursachen. Kistenfeger: „Wir haben eine sehr gute Konjunktur in vielen Branchen, wie das vor Jahren nicht der Fall war.“ Eine Differenzierung des Ergebnisses nach Branchen liegt aber noch nicht vor. Aus den gestiegenen Lehrlingszahlen spreche jedenfalls eine „große Zuversicht für die Zukunft“, erklärt der Pressespreche der HWK. Wobei die positiven Zahlen nach Ansicht von Gerd Kistenfeger sogar noch höher ausfallen könnten. Aber nach wie vor gebe es viele junge Schulabgänger, deren Noten zu schlecht seien und denen es auch an Teamfähigkeit und sozialer Kompetenz mangele.

Wo die Verlierer im Wettbewerb um Auszubildende zu finden sind, macht eine Veröffentlichung der Landes-IHK zusammen mit dem baden-württembergischen Hotel- und Gaststättenverband im Vorfeld der am Wochenende beginnenden Tourismusmesse CMT deutlich. So habe die Tourismusbranche im vergangenen Jahr zwar den „jahrelangen Abwärtstrend“ bei den Ausbildungszahlen stoppen können. In der Hotellerie und der Gastronomie aber ist die Lage weiter schwierig. Dort hat man 3,5 Prozent weniger Lehrverträge verzeichnet als im Vorjahr. Bei den Köchen liegt das Minus bei drei Prozent, bei den Restaurantfachleuten bei minus acht Prozent, Fachkraft für Systemgastronomie wollten sogar 16 Prozent weniger junge Leute werden.

Veranstaltung: Fachkräfte sichern Zukunft