Die geschäftsführende Gesellschafterin des Stuttgarter Traditionsunternehmens Maute-Benger möchte die erste Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart werden.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Eine erste Kandidatin für das Präsidentenamt bei der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart hat ihren Hut in den Ring geworfen: Marjoke Breuning, eine der beiden geschäftsführenden Gesellschafterinnen von Maute-Benger, einem Stuttgarter Modehaus für Tag- und Nachtwäsche sowie Bademoden. Im Falle ihrer Wahl wäre sie die erste Frau im Stuttgarter Präsidentenamt und erstmals seit langen Jahren eine Vertreterin des Handels. Das Amt des Präsidenten ist in den vergangenen Jahrzehnten stets mit einem Vertreter aus der mittelständischen Industrie besetzt gewesen.

 

Es habe auch im Präsidium der Industrie- und Handelskammer verschiedene Gespräche gegeben, sagte Breuning gegenüber dieser Zeitung, schließlich habe sie sich entschlossen, „in die Bresche zu springen“. Auch für den Fall, dass es weitere Bewerberinnen oder Bewerber gibt, wolle sie bei ihrer Kandidatur bleiben: „Ich hoffe sogar, dass es noch andere Kandidaten oder Kandidatinnen gibt“, meinte Breuning, „wir möchten ja schließlich eine Wahl haben.“ Termin für die Wahl ist der 7. März. An diesem Tag tritt die im vergangenen Jahr neu gewählte Vollversammlung zusammen. Diese wählt die Präsidentin oder den Präsidenten der Kammer sowie die beiden Stellvertreter und die weiteren Mitglieder des Präsidiums. Außer der Präsidentin oder dem Präsidenten und deren Stellvertretern gehören dem Präsidium vier Vertreter aus Stuttgart, die fünf Präsidenten der Bezirkskammern in Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg, Rems-Murr und Göppingen sowie ein Vollversammlungsmitglied ohne regionale Anbindung an. Gewählt werden müssen auch zwei neue Stellvertreter für das Präsidentenamt. Neben dem Kammerpräsidenten Georg Fichtner stellen sich auch seine beiden Stellvertreter nicht mehr zur Wahl.

Die Kandidatin sieht sich als Teamplayerin

Schon bisher habe sie eine Reihe von Ehrenämtern bei der IHK gehabt, sagte Breuning. So leitet sie beispielsweise den Arbeitskreis der Unternehmerinnen. Aktiv ist sie auch in der Stuttgarter City-Initiative. Der Vollversammlung gehört die geschäftsführende Gesellschafterin des Stuttgarter Traditionsunternehmens bereits seit 2005 an, seit 2013 ist sie auch stellvertretendes Präsidiumsmitglied. Zu ihren Zielen meinte sie, zunächst müsse sie einmal gewählt werden. Im Falle eines Wahlerfolges werde sie sich mit dem Präsidium zusammensetzen und die künftige Arbeit besprechen: „Ich sehe mich als Teamplayerin.“ Zu ihrem Verhältnis zu den Kammerkritikern der Kakteen-Gruppe meinte Breuning, sie betrachte sich als „ausgleichende Figur“.

Kakteen lassen eigene Kandidatur offen

Die Kakteen konnten die Zahl ihrer Sitze in der Vollversammlung bei der Wahl im vergangenen Jahr von 20 auf 32 steigern. Die Vertreter der Vollversammlung werden nach bestimmten Branchenbereichen wie etwa Industrie, Handel oder Dienstleistungen gewählt. Im Bereich Handel kam Breuning auf 313 Stimmen. Martina Ueberschar von den Kakteen hatte 398 Stimmen erzielt. „Ich kenne sie als nette Frau“, sagte Clemens Morlok, einer der Sprecher der Kakteen, zur Kandidatur von Breuning. Allerdings kenne er keine prägnanten Äußerungen. Er wisse deshalb nicht „was ihr Anliegen ist und ob sie neue Ideen bringt“. Ob die Kakteen selbst jemand ins Rennen um das Präsidentenamt schicken, sei noch offen. Das neue Präsidium der Kammer muss sich neben der allgemeinen Arbeit auch noch mit zwei brisanten Problemen herumschlagen: Dabei geht es um die juristisch noch nicht entschiedene Frage der „Zwangsmitgliedschaft“ bei den Kammern, wie die Kritiker sagen, aber auch um die Höhe der IHK-Beiträge.

Auch die Stelle des Hauptgeschäftsführers der Kammer muss neu besetzt werden. Andreas Richter, dessen Vertrag noch bis Januar 2018 läuft, wird in diesem Jahr 65 Jahre alt. Was ein mögliches früheres Ausscheiden betreffe sei er „flexibel“ und richte sich nach dem Präsidium, sagte Richter. Falls gewünscht könne er seinen Nachfolger auch noch etwas einarbeiten.