Am Dienstag, 3. September, ist im Asemwald ein Film gezeigt worden, der die Bewegung der Frauen-Priester beschreibt. Der Andrang war riesig. Im Asemwald leben zwei Frauen, die geweiht worden sind.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Asemwald - Für die Amerikanerin ist der Besuch im Asemwald ein besonderer. „Ich bin, wo alles begann“, sagt die Filmemacherin Jules Hart. Sie ist in Deutschland, wo sich 2002 sieben Frauen ein Herz fassten und gegen Kirchenrecht verstießen. Auf einem Donauschiff ließen sie sich zu katholischen Priesterinnen weihen. Sie sahen keine Alternative. Eine von ihnen ist Ida Raming, 81, aus dem Asemwald. Sie gehört zu den Führungspersönlichkeiten der weltweiten Bewegung.

 

Jene Sieben haben eine Welle ausgelöst. Andere Frauen fühlten sich darin bestärkt, zu werden, wozu sie sich berufen fühlten. Hart hat die Frauen, die für Gleichstellung in Kirchenämtern kämpfen, vor der Kamera interviewt. Am Dienstag war Hart in Stuttgart und hat den Dokumentarfilm „Pink Smoke over the Vatican“, rosa Rauch über dem Vatikan, präsentiert. Zunächst in der Innenstadt, abends im Asemwald.

Empfundene Ungerechtigkeit

Pater Roy Bourgeois begleitet Hart auf ihrer Pink-Smoke-Tour durch Deutschland und die Schweiz. Der Priester ist für sein Engagement gegen die empfundene Ungerechtigkeit von der Katholischen Kirche exkommuniziert worden und hat sein Amt verloren.

Sieben Jahre hat es gedauert, bis Jules Hart den Film im Kasten hatte. Jahre, in denen sie sich nicht sicher war, ob er jemals fertig werden würde. Doch etwas hat sie angetrieben. Hart ist nicht katholisch, es war etwas anderes. „Wenn du Helden triffst, ist das nichts Alltägliches“, sagt sie. Sie wollte den Frauen unbedingt eine Stimme geben.

Der englischsprachige Film dauert eine Stunde. Etliche Frauen kommen zu Wort. Eine erzählt, dass sie als kleines Mädchen Priesterin gespielt hatte. Ein krissliger Schwarz-Weiß-Film wird eingeblendet, ein Mädchen legt einem anderen Kind eine Oblate auf die Zunge. Andere berichten, dass sie sich immer zum Priesteramt berufen fühlten, es sich aber ausredeten – weil es unmöglich erschien. Sie sagen, wie sehr es sie trifft, dass Mädchen bei der Taufe offenbar nicht dieselbe Gnade zuteil wird.

Die Frage nach dem Warum bleibt

Zwischendrin gibt es immer wieder Sequenzen, in denen alte Malereien zu sehen sind, auf denen Frauen segnen. Es ist die Rede von archäologischen Funden wie Grabsteine für Priesterinnen. Das Wort, das die ganze Stunde über im Raum hängt, ist: warum? Die Antwort kann auch Ronald Lengwin nicht geben. Der Diözesansprecher von Pittsburgh ist der einsame Gegenpart im Film. Die Argumentation endet immer wieder bei der Aussage, dass das Priestertum eben Männersache sei.

Die Antwort auf das Warum – oder eher die Konsequenz – scheint die illegale Weihe der sieben Frauen 2002 zu sein. Weil ihnen für die gängige Praxis die Argumente fehlten, entschlossen sie sich, Gott mehr zu gehorchen als der Kirche. Die Frauen, die aus Kirchensicht illegal geweiht sind, sind exkommuniziert. Genauso wie ihre Unterstützer.

Dass ein kritischer Film wie der von Jules Hart bei der Katholischen Kirche auf Ablehnung stößt, ist nicht verwunderlich. In der Stuttgarter Innenstadt hatte dies sogar zur ungewollten Programmänderung geführt. Eigentlich sollte „Pink Smoke over the Vatican“ im Haus der Katholischen Kirche laufen. Doch die Vorführung wurde kurzfristig abgesagt. Eine offizielle Stellungnahme gab es nicht. Die Veranstalter zogen ins Café Künstlerbund um.

Der Andrang im Asemwald war riesig

Im Asemwald lief alles nach Plan. Der Andrang war riesig. Ida Raming und Patricia Fresen, beide Priesterinnen und Bischöfinnen, leben dort. Sie haben sich vor allem mit der evangelischen Gemeinde angefreundet. Eine besondere Unterstützerin ist die Theologin Christel Hildebrand. Sie und Raming sind seit Jahren Gefährtinnen im Kampf für Gleichberechtigung – in der Evangelischen und Katholischen Kirche.

Das Gemeindezentrum im Asemwald ist ökumenisch. Was die Bischöfinnen Raming und Fresen angeht, verhalten sich die Katholiken im Asemwald freundlich, aber defensiv. Die Kapelle ist eine rein evangelische. Was für die Priesterinnen von Vorteil ist: Sie können Gottesdienste feiern. Sogar Weihen gab es dort bereits. So ist zum Beispiel die erste Bischöfin der USA im Asemwald geweiht worden, sagt Hildebrand. „Wir sind eine kleine revolutionäre Zelle.“