Im Darknet kann man illegale Waren kaufen. Eine der weltweit größten Handelsplattformen haben Ermittler nun ausgehoben. Dahinter soll auch ein Täter aus dem Kreis Esslingen stecken.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Esslingen - Die Polizeiaktion war streng geheim. Die Fahnder des Bundeskriminalamts (BKA) reisten selbst in den Südwesten, um im Kreis Esslingen einen 29-Jährigen festzunehmen. Ein großer Fisch – er soll einer von drei Administratoren eines der weltweit größten Schwarzmarkt-Handelsplattformen im verborgenen Darknet sein. Ein illegaler Marktplatz für Rauschgift, gestohlene Kreditkartendaten, Schadsoftware – mit Millionenumsätzen. Doch dann schlugen die Ermittler aus Wiesbaden zu.

 

Nicht nur der 29-Jährige wurde überrascht. Auch die für Esslingen zuständige Polizei: „Wir haben von der Aktion nichts gewusst“, sagt Polizeisprecher Björn Reusch. Oft werden bei großen Razzien die örtlichen Polizeidienststellen eingeschaltet, weil zahlreiche Einsatzkräfte zupacken müssen. Doch hier blieb das BKA selbst im Untergrund. „Auch wir blieben bei der Zugriffsaktion außen vor“, sagt Horst Haug, Sprecher des baden-württembergischen Landeskriminalamts (LKA).

Bei dem 29-Jährigen dürfte es sich kaum um einen jener typischen Computerfreaks handeln, in dessen Zimmer sich die Pizzakartons und Kaffeebecher stapeln. „Das Bild der Cyberkriminalität hat sich deutlich gewandelt“, sagt Haug über die Erfahrungen der eigenen Cybercrime-Abteilung im LKA. Der Esslinger soll zusammen mit einem 31-Jährigen aus Bad Vilbel (Hessen) und einem 22-Jährigen aus Kleve (Nordrhein-Westfalen) eine weltumspannende Plattform mit 24 Servern in verschiedenen Staaten aufgebaut haben, mit der im Untergrund übers Internet illegale Geschäfte gemacht wurden. Statt Pizzakartons fanden die Fahnder 550 000 Euro Bargeld, Kryptowährungen in sechsstelliger Höhe, Luxusautos. Der sogenannte „Wall Street Market“ hatte offenbar Händler und Kundschaft bis nach Kalifornien, wo nun US-Behörden gegen zwei umsatzstarke Drogenhändler ermitteln.