Illegale Händler aus Osteuropa verkaufen Billig-Haustiere unter miesen Bedingungen. Viele kommen unentdeckt davon. Gegen das kriminelle Geschäft ist ein wachsames Auge des Käufers gefragt.

Stuttgart - Nach der Rettung von mehr als 100 Hunden- und Katzenbabys aus einem Transporter ermittelt die Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Man prüfe derzeit, ob es sich bei dem Transport um einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz handle, sagte ein Sprecher der Stuttgarter Staatsanwaltschaft am Freitag. Das wäre der Fall, wenn sich herausstellen sollte, dass den Tieren länger anhaltendes Leiden zugefügt wurde.

 

Die Autobahnpolizei hatte den Transporter aus der Slowakei am Dienstagabend bei Leonberg (Kreis Böblingen) kontrolliert und die Tiere befreit, die offenbar nach Spanien gebracht werden sollten. Derzeit sind sie im Stuttgarter Tierheim in Quarantäne und Leiterin Marion Wünn zufolge in „sehr kritischem Zustand“. Zwei Katzen und ein Hund überlebten die Folgen des Transports nicht. Das Stuttgarter Veterinäramt prüft den Gesundheitszustand und das Alter der Tiere.

Keine Tiere mit zweifelhafter Herkunft kaufen

„Aus Osteuropa werden immer wieder viel zu junge Hunde- aber auch Katzenwelpen in einem schlechten Gesundheitszustand angeboten“, erklärte Agrarminister Peter Hauk (CDU). Er appellierte an die Verbraucher, keine Tiere zweifelhafter Herkunft aus dem Ausland zu kaufen. Auch der Tierschutzbund empfiehlt, Tiere nur im Tierheim oder bei seriösen Züchtern zu kaufen und bei niedrigen Preisen stutzig zu werden.

Im Jahr 2017 zählte der Tierschutzbund bundesweit 107 Fälle von illegalem Tierhandel, die meisten stammten aus osteuropäischen Ländern wie Rumänien, Serbien und Bulgarien. Dabei sollen 641 Hunde und 80 Katzen illegal eingeführt worden sein. Im Jahr zuvor waren es 422 Hundewelpen und 13 Katzen. Die Sprecherin der Organisation verwies auf eine hohe Dunkelziffer, da viele Fälle nicht bekannt würden. Auch im Südwesten flogen in den vergangenen Monaten immer wieder illegale Tierhändler auf - unter anderem in Freiburg und Offenburg.

Händler in Netzwerken organisiert

Viele kriminelle Züchter bieten ihre Tiere auch bei Ebay Kleinanzeigen an - für die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ Grund für eine Petition. Sie fordert das Portal auf, in der Tier-Kategorie eine verpflichtende Identitätsprüfung der Verkäufer vorzunehmen. Die Anzeigen-Plattform lehnt das jedoch ab. „Damit ist das Problem nicht in den Griff zu bekommen“, sagte Pierre du Bois, ein Sprecher von Ebay Kleinanzeigen. Die illegalen Tierhändler seien in mafiösen Netzwerken organisiert und schreckten nicht davor zurück, falsche Identitäten zu verwenden.

Wie es mit den Tieren nach ihrer Genesung weitergeht, entscheidet die Staatsanwaltschaft mit dem Stuttgarter Veterinäramt und dem Agrarministerium. Für Tierheim-Leiterin Wönn steht jedoch bereits fest: „Ich werde die Tiere nicht an die Händler zurückgeben - nur über meine Leiche. Das Tierwohl geht vor.“