Bisher gibt es aber kein Siegel, bei dem der Kunde erkennen kann, dass ein Tier artgerecht gehalten worden war.
Die Kennzeichnung wird kommen – und zwar so, dass erkennbar ist, worin die besonderen Haltungsbedingungen bestehen – ob also zum Beispiel das Rind, dessen Fleisch jetzt im Kühlregal liegt, auf der Weide oder immer nur im Stall stand.

Stichwort Stall, genauer: Massentierhaltung. Die Bundesregierung hat eine Baurechts-Novelle vorgelegt, die den Neubau der umstrittenen Riesenställe erschweren soll. Es gab den Vorschlag, nur solche Ställe zuzulassen, die die Hälfte des Futters selbst vor Ort erzeugen. Er steht aber nicht in der Novelle.
Weil er nicht sinnvoll wäre. Diesen Vorschlag hatte übrigens schon meine Vor-Vorgängerin Renate Künast verworfen – zu Recht. In Deutschland wird die EU-Agrarförderung bis 2013 so geändert, dass jemand, der sein Vieh im Stall hat und kein Futter selbst anbaut, keinen Cent an Direktzahlung mehr bekommt. Zusätzlich wollen wir mit der Baurechts-Novelle den Kommunen die Entscheidung über die Genehmigung neuer großer gewerblicher Tierhaltungsanlagen in die Hand geben. Das ist wichtig, weil ich natürlich weiß, wie umstritten diese Großställe vor Ort sind.

Sie sprachen die EU-Agrarpolitik schon an. Nächstes Jahr wird entschieden, wie es damit ab 2014 weitergeht. Gerade das „Greening“ ist umstritten – also der Ansatz, die Förderung stärker ökologisch anzulegen.
Das gilt vor allem für die von der EU-Kommission geforderte Stilllegung von Flächen. Das können wir uns nicht leisten – nicht zuletzt angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung. Ich will nicht, dass auf diesen Flächen gar nichts mehr geschehen darf. Denken Sie nur, was das für unsere unverwechselbare Kulturlandschaft, etwa im Schwarzwald, bedeuten würde. Mit den Agrarministern der Bundesländer bin ich einig, dass die sogenannten Agrarumweltmaßnahmen dort möglich sein sollen oder der Anbau bestimmter Eiweiß- und Energiepflanzen. Ich erwarte, dass die EU-Kommission endlich einen konkreten Vorschlag auf den Tisch legt, damit die Beratung vorankommt. Mir geht das viel zu langsam.

Wie viel Geld soll es nach 2014 für die EU-Agrarpolitik geben?
Ich bin für eine vernünftige Ausstattung bei den Direktzahlungen an die Landwirte wie bei den Zahlungen für die Entwicklung des ländlichen Raums. Unsere Landwirte, aber auch unsere Regionen brauchen Planungssicherheit.

Also soll es mehr Geld geben?
Ich kämpfe für eine starke Landwirtschaft in Deutschland.

Die Kommission schlägt für den Zeitraum von 2014 bis 2020 eine Kürzung auf 371 Milliarden Euro vor.
Wir sind mitten in den Verhandlungen – und die führen wir nicht über die Zeitung. Wie gesagt: Ich kämpfe für die Landwirtschaft.