Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner will dafür sorgen, dass der Verbraucher erkennt, ob Tiere artgerecht gehalten wurden.

Berlin – Die CSU-Politikerin will Fleischproduzenten strenger auf die Finger schauen. Nötig sei aber auch, dass die Kunden bewusster einkaufen.
In deutschen Ställen werden sehr viele Antibiotika eingesetzt. Sie wollen diesen übermäßigen Gebrauch durch Änderungen im Arzneimittelgesetz stoppen. Nun weisen aber die Länder darauf hin, dass Sie nicht die Datenbasis erhalten, die für effiziente Kontrollen nötig sind. Warum liefern Sie das nicht?
Manche Länder versuchen, sich aus der Verantwortung zu stehlen.

Auch Baden-Württemberg?
Auch Baden-Württemberg. Es ist völlig unstrittig, dass die Länder für die Aufsicht und die Kontrollen zuständig sind. Die Länderbehörden haben schon heute die Möglichkeit, Betriebe genau zu überwachen, aber nicht überall kommen sie dieser Aufgabe nach. Auf Wunsch der Länder werden wir bei der Novelle des Arzneimittelgesetzes jetzt eine bundesweit einheitliche Datenbank verankern, um die Antibiotika-Erfassung zu verbessern.

Was ist das Ziel der Datenbank?
Für jeden Hof muss deutlich werden, welche Tiere wie oft welche Antibiotika erhalten – sei es Geflügel, Schweine oder Rinder. Die neue Datenbank erleichtert es Überwachungsbehörden und Tierärzten zu erkennen, welcher Betrieb überdurchschnittlich viele Antibiotika einsetzt. Wird ein Betrieb auffällig, kann die Behörde zusammen mit dem Tierhalter eine ganze Reihe von Instrumenten nützen, um das Problem in den Griff zu bekommen. Diese Instrumente wirken aber natürlich nur, wenn die Länder sie engagiert umsetzen, tatsächlich auch kontrollieren und Verstöße ahnden. Gerade daran mangelt es bisher.

Was können Verbraucher tun, damit weniger Antibiotika in den Futtertrögen landen?
Als erstes ist es Aufgabe der Tierhalter und der Tierärzte, den Einsatz von Antibiotika auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Natürlich sind die Überwachungsbehörden gefordert. Sie dürfen nicht wegsehen, wenn – wie kürzlich in Nordrhein-Westfalen – klare Hinweise auf Missbrauch vorliegen. Klar ist aber auch: Wenn im Wettbewerb der Preis das einzige Mittel ist, hat das auch Folgen für die Erzeuger und die Art und Weise, wie sie produzieren. Deshalb werbe ich bei den Verbrauchern dafür, sich bewusst zu ernähren und bewusst einzukaufen. Immer mehr Verbraucher sind bereit, mehr Geld auszugeben für regionale Waren, Bio-Produkte oder Premium-Standards etwa für Produkte aus besonders artgerechter Tierhaltung.