Die Pappelallee in Owen ist weithin zu sehen. Vor einigen Jahren sollte die Landmarke allerdings verschwinden. Bei der Rettung der Allee spielt ein kleiner Käfer eine große Rolle und die Spendenbereitschaft der Owener obendrein.

Region: Corinna Meinke (com)

Die Zukunft der Owener Pappelallee ist gesichert, denn die Verjüngung findet statt. Stattliche 50 Bäume konnten nach Worten von Bürgermeisterin Verena Grötzinger neu gepflanzt werden. Und damit ist die Heimat des vom Aussterben bedrohten Gefleckten Pappel-Prachtkäfers gesichert. Im Wonnemonat Mai erfüllen die Owener Pappeln übrigens noch eine weitere wichtige Aufgabe.

 

Vor allem die alten noch standsicheren Pappeln sind dann gefragt und sollen im Dienst des Brauchtums stehen bleiben. „Einige müssen auch schon deshalb erhalten bleiben, damit wir zum Maientag die Maientagswedel schneiden können“, erklärt Verena Grötzinger den traditionsreichen Brauch, für den die Zweige der Bäume dringend gebraucht werden.

Auf dem Weg zu Albtrauf und Panoramatherme

Die Owener Pappelallee ist markant. Wer von Owen nach Beuren unterwegs ist – egal ob zum Freilichtmuseum, zur Panoramatherme oder Richtung Albtrauf – kommt an der stattlichen Allee vorbei, die vor gut 60 Jahren nördlich der Landesstraße als Windbrecher gepflanzt wurde. Grund dafür sind die im Albvorland zeitweise recht rauen Winde. Auf der südlichen Straßenseite Richtung Albkante ist zum selben Zweck außerdem eine Birnbaumallee entstanden.

So sah die Allee vor einigen Jahren aus. Foto: Horst Rudel

Bei den Pappeln handelt es sich um eine ortsbildprägende und historische Landmarke, aber um kein Naturdenkmal, erklärt die Bürgermeisterin, der der Erhalt am Herzen liegt. Da aber viele der Bäume überaltert und teilweise nicht mehr standsicher waren, mussten diese gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt werden.

Das Ganze wurde zu einer identitätsstiftenden Aktion, denn Obst- und Gartenbauverein, der Förderkreis Alt-Owen und die Stadtverwaltung initiierten gemeinsam eine Aktion, bei der sich die Owener Haushalte per Los für eine 250 Euro teure Baumpatenschaft bewerben konnten. Das Interesse war so groß, dass auf diese Weise inzwischen 50 Pappeln ausgetauscht werden konnten. Insgesamt werden 86 neue Bäume gepflanzt.

Tradition und Artenschutz im Blick

Und so konnten die bisherigen Rodungen und Neupflanzungen der Pappeln vollständig über Patenschaften finanziert werden. Bis das ursprüngliche Erscheinungsbild wieder hergestellt sein wird, wird es allerdings noch Jahre dauern, denn die jungen Bäume brauchen noch viel Zeit zum Wachsen.

„Die Allee ist für uns ein hohes traditionelles Gut“, erklärte Grötzinger bereits vor Jahren, als erstmals bekannt wurde, dass viele Bäume nicht mehr standsicher sind. Zunächst bestand die Absicht, die Bäume mit Blick auf die Verkehrssicherheit einfach zu roden, da sie nach 60 Jahren wohl ihren Zenit überschritten und brüchig geworden seien.

Eine in solchen Fällen übliche artenschutzrechtliche Untersuchung brachte dann aber die Überraschung: Ausgerechnet in Owen ist der vom Aussterben bedrohte und entsprechend seltene Gefleckte Pappel-Prachtkäfer heimisch. Der bis zu elf Millimeter lange Käfer steht auf der roten Liste der gefährdeten Arten und wird von der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt.

Und damit waren die Pläne der Kreisbehörde hinfällig, wonach die Allee dem Erdboden gleichgemacht werden sollte, weil die Pappeln nicht landschaftstypisch seien. Und es stand fest, dass jeder gefällte Baum durch eine Neupflanzung ersetzt werden sollte.