Drei junge Ludwigsburgerinnen haben im ehemaligen Brauhaus 2.0 den Club Fips eröffnet – und treffen damit einen Nerv. Bei der ersten Party kamen hunderte Gäste, jetzt legen die Gründerinnen mit einer 80-Party nach.
Die dunklen Fliesen der ehemaligen Gaststätte kleben noch etwas unter jedem Schritt, ein Hinweis auf eine durchzechte Nacht. Die Tanzfläche sei voll gewesen, die Bar war in Vollbetrieb, berichten Pia Knecht, Greta Knecht und Jule Wirth von ihrer Halloween-Party im Fips. „Wir hatten echt Sorge, ob neben unseren Freunden überhaupt noch Leute kommen“, sagt Jule Wirth. „Als ich dann irgendwann vor die Tür bin, habe ich die riesige Schlange gesehen. Das war schon krass, dass die alle zu unserer Party wollten.“ Laut den Betreiberinnen kamen mehr als 500 Gäste zur Eröffnung des neuen Pop-Up-Clubs Fips in der Nähe des Ludwigsburger Bahnhofs. Der soll in den kommenden Wochen weiter für Wirbel sorgen – mit einer 80er-Party und als Treffpunkt für Weihnachtsmarktbesucher.
Spätestens seit der Schließung der Rockfabrik 2019 ist das Nachtleben in Ludwigsburg geschrumpft. Vor allem für Schüler und Studierende gibt es kaum Möglichkeiten, ausgelassen zu tanzen. Das störte auch die drei jungen Ludwigsburgerinnen. Immer wieder seien sie mit Freunden in Bars abgehangen, bis der Wunsch aufkam, noch feiern zu gehen – aber wohin?
Extra nach Stuttgart zu fahren, das sei vielen zu anstrengend, sagt Pia Knecht. „Ich glaube, dass unsere Generation schon ein bisschen partyfaul ist“, ergänzt Jule Wirth. Das liege jedoch vor allem am schlechten Angebot. Ein moderner Club müsse nah, unkompliziert, familiär und etwas Besonderes sein, dachten sich die drei Unternehmerinnen – dann hat eine Disko auch am Standort Ludwigsburg eine Chance.
Die Partys im Fips beginnen deshalb schon früh, der Eintritt ist kostenlos, und auch 16- und 17-Jährige dürfen bis Mitternacht feiern. Die drei Chefinnen stehen selbst hinter der Bar und sind das Gesicht des Clubs. Das Fips hat keine geregelten Öffnungstage, wenn es etwas zu feiern gibt, wird aufgedreht. Wie an Halloween oder am kommenden Wochenende zur 80er-Party. „Wir versuchen, jede Feier mit einem Motto zu verbinden“, sagt Greta Knecht. „Dann ist es jedes Mal ein besonderer Anlass, bei dem man dabei sein will.“
Pia Knecht, Greta Knecht und Jule Wirth haben in Nebenjobs bereits Erfahrungen in der Gastronomie gesammelt – ein eigener Club ist jedoch für alle Neuland. Die 16-jährige Greta Knecht geht noch zur Schule, ihre 19-jährige Schwester Pia und deren gleichaltrige Freundin Jule Wirth absolvieren aktuell jeweils ein Praktikum in der Orthopädischen Klinik Markgröningen. Nebenbei bewerben sich die beiden für ein Medizinstudium. Das Projekt Fips sei irgendetwas zwischen Nebenjob, Herausforderung und Herzensangelegenheit, sagen die Drei.
Obwohl vor allem Pia Knecht und Jule Wirth zurzeit viel um die Ohren haben, witterten sie ihre Chance, als der Betreiber des Brauhauses 2.0 in diesem Sommer aus wirtschaftlichen Gründen hinschmiss. Innerhalb weniger Wochen holten die drei jungen Frauen Genehmigungen ein, liehen Diskolicht aus, heuerten einen befreundeten DJ an und stellten die Bar auf die Beine. Es sei gerade sehr viel auf einmal, sagen die Drei. Mit der Hilfe ihrer Freunde sei das jedoch machbar. Das finanzielle Risiko sei zum Glück gering, der Spaß stehe also im Vordergrund.
Ihre Eröffnungsfeier hat den drei jungen Unternehmerinnen Aufwind gegeben. Begeistert erzählen sie von den Halloween-Kostümen, der guten Stimmung und dem durchmischten Publikum. Es sei ihnen wichtig, dass das Fips junge und ältere Ludwigsburger anspreche und zu einem Treffpunkt werde, an dem die Gäste auch mal überraschende Bekanntschaften machten.
Dass die Offenheit für die ältere Zielgruppe die Jugendlichen abschrecken könnte, glauben die Drei nicht. „Man muss die Altersgruppen nur zusammenbringen, dann klappt das auch und sorgt sogar für bessere Stimmung“, ist sich Greta Knecht sicher.
Doch hat das Fips eine Zukunft? Am kommenden Samstag steigt die 80er-Jahre-Mottoparty, im Advent soll es dann mehrere After-Weihnachtsmarkt-Events geben. Weiter denken die drei Freundinnen aber noch nicht. Wie es weitergeht, hänge vom Erfolg ihrer Uni-Bewerbungen ab, und ob sich ein neuer, dauerhafter Pächter für die ehemalige Brauhaus-Fläche finde.
„Vielleicht machen wir weiter, vielleicht jemand anderes. Vielleicht hier, vielleicht zieht das Fips an einen anderen Ort“, sagt Pia Knecht. Die neue Marke für ungezwungenes und familiäres Feiern in Ludwigsburg sei jedenfalls gekommen, um zu bleiben – darauf sind die drei Jungunternehmerinnen sichtlich stolz.