Wintersportler kommen zurzeit auch im Kreis Göppingen voll auf ihre Kosten. Skifahrer, Snowboarder, Langläufer, Schlittenfahrer, Plastikbob-Rodler und sogar Snowkiter kommen dabei ohne Probleme aneinander vorbei.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Kreis Göppingen - Ein Rodler stürzt sich am Arlberg wagemutig die gleichen Pisten hinunter wie Skifahrer und Snowboarder – undenkbar. An den Hängen der Schwäbischen Alb scheint das hingegen kein Problem zu sein. Gut, der Kriegsburren bei Treffelhausen ist natürlich nicht mit der Kandahar von St. Anton zu vergleichen, dennoch ist das funktionierende Miteinander nicht eben selbstverständlich, wenn es andernorts schon zwischen Skifahrern und Snowboardern Konflikte gibt.

 

Selbst an sonnigen Tagen oder sogar an Traum-Winterwochenenden wie dem vergangenen, wenn es auch an den Liften im Kreis Göppingen voll ist, teilen sich Ski- und Schlittenfahrer offenkundig schiedlich-friedlich die jeweiligen Abfahrtsstrecken. „Wir hatten da noch nie irgendwelche Schwierigkeiten“, sagt etwa Manfred Brühl, einer der vier Betreiber des Schnittlinger Waldskilifts oberhalb von Donzdorf. Probleme gebe es nur, wenn man den Rodlern erklären müsse, dass sie den Lift nicht benutzen dürften. „Das ist aber schlicht verboten“, ergänzt er.

Liftbetreiber freuen sich über frostige Temperaturen

Die Wintersportler ihrerseits empfinden es als Pluspunkt, in heimischen Gefilden den unterschiedlichen Vergnügungen an einem Ort nachgehen zu können. Petra Herwerth aus Bad Überkingen kommt nicht zuletzt deshalb regelmäßig nach Schnittlingen. „Wir sind hier Stammgast, weil unsere Mädchen zwischen Schlitteln und Boarden abwechseln können, sodass es nie langweilig wird.“ Und wenn die Zwillinge Winona und Tiara auf dem Brett stünden, könnten sich die Eltern gar mal deren Plastikbobs ausleihen, fügt sie lachend hinzu. Jörg Hildebrand hat ebenfalls kein Problem damit, „dass sich hier alles trifft“. Normalerweise besuchen seine Kinder Lisa und Luke Skikurse des TV Altenstadt, „Hier privat zu üben, ist aber eine tolle Sache, zumal sich das von selbst organisiert, dass es sich zwischen Ski- und Schlittenfahrern nicht mischt“, sagt Hildebrand.

Derweil hofft Manfred Brühl vor allem darauf, dass die frostigen Temperaturen noch eine Weile anhalten. „Wir hatten nach einem miesen Dezember jetzt drei gute Wochenenden, das passt dann halbwegs“, sagt der Hobby-Liftbetreiber. Viele nutzten die Alb, um sich und ihre Ski ein bisschen einzufahren. „Je länger die Saison dauert, umso weniger Leute werden es. Dann zieht es die meisten doch eher ins Allgäu und wir haben fast nur noch unsere Flutlichtfahrer am Abend. Aber je länger es geht, umso besser ist es natürlich “, fährt Brühl fort.

Beste Bedingungen in Treffelhausen

Auf anhaltende Kälte hofft indes auch Hubert Lang, Besitzer der Skilifte im nur wenige Kilometer entfernten Treffelhausen: „Wir hatten bis jetzt 17 Betriebstage und zwar bei so guten Schnee- und Wettbedingungen wie schon seit Jahren nicht mehr .“ Zumindest was den Schnee angehe, komme das aber nicht einfach so, betont er. „Wir haben in der vergangenen Woche den Tank unseres Pistenbullys ein paar Mal leer gefahren, weil der Ostwind den Schnee verfrachtet hat und wir Furchen ziehen mussten“, sagt Lang. Lohn für die Anstrengungen sei allerdings der positive Zuspruch der vielen Ski-Gäste, die aus einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern kämen.

Was das angeht, täuscht sich Lang. Am vergangenen Samstag wedelte mit Pietro Cascione sogar ein waschechter Südtiroler den Kriegsburren hinab. Der 40-Jährige aus Brixen gab allerdings zu, dass er in Treffelhausen gelandet sei, weil er Freunde in Heidenheim besuche und die ihn mitgeschleppt hätten. „Aber es ist wirklich nett hier, auch wenn man’s natürlich nicht mit den Alpen vergleichen kann“, erklärt er und nimmt vor der Skihütte noch einen tüchtigen Schluck Glühwein.

Reibereien zwischen Skiläufern und Schlittlern gibt es auch am Treffelhausener Lift nicht. „Die arrangieren sich. Da war bis jetzt noch nie was, weder Streit noch ein Unfall“, sagt Hubert Lang, der sich nicht derlei Vorkommnisse erinnern kann. Solche bleiben am sonnigen Wintersamstag im übrigen auch am Messelberg aus. Während Langläufer zu ihrer Loipenrunde starten, heben nur ein paar Meter weiter Snowkiter ab und düsen über die weißen Felder.