Bei der 7. Inklusionskonferenz des Landkreises Ludwigsburg ist berichtet worden, inwieweit lokale Vereine Unterstützung bekommen können.

Ludwigsburg: Andreas Hennings (hen)

Inklusion – die selbstverständliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung – ist im Sport ein immer größeres Thema. Während sie bei Großvereinen wie dem VfB  Stuttgart für Sportler und Fans verankert ist oder wie bei Basketball-Bundesligist Neckar Riesen Ludwigsburg zurzeit für Fans verankert wird, ist das Angebot der Amateur-Sportvereine vor Ort überschaubar. Das ist bei der knapp dreistündigen 7. Inklusionskonferenz des Landkreises Ludwigsburg am Dienstag im Scala klar geworden.

 

Der Sportkreis Ludwigsburg würde dieses Manko gerne beheben. Die Institution, die in diesem Jahr 75-jähriges Bestehen feiert und sich für 510 Vereine im Kreis einsetzt, hat seit einem Jahr mit Claude Marek einen Inklusionsmanager in ihren Reihen. Dessen Aufgabe ist es, Hürden abzubauen und fürs Thema zu sensibilisieren. „Aus den Vereinen ist immer wieder zu hören, dass sie im Bereich Inklusion gerne mehr tun würden, aber nicht wissen wie“, berichtet Claude Marek. Das sei eine der Erkenntnisse aus einer Umfrage bei den Vereinen vor Ort.

Inklusionsmanager bauen Hürden ab

Er möchte koordinieren, vermitteln und unter die Arme greifen, damit mehr Angebote geschaffen werden. „Es wäre schön, wenn die Vereine im Bereich Inklusion auch mutiger werden. Wenn wir von ihnen erfahren, was genau fehlt, wo Schwierigkeiten liegen, können wir helfen“, sagt Claude Marek. Das passiert auch in Zusammenarbeit mit dem Württembergischen Landessportbund (WLSB), der etwa Trainer und Übungsleiter dahingehend ausbilden kann, Stunden gleichermaßen für Menschen mit und ohne Behinderung zu gestalten. Auch der WLSB beschäftigt mit Alexander Fangmann einen Inklusionsmanager, der das Ziel verfolgt, dass inklusiver Sport wohnortnah angeboten werden kann.

Um den Zugang für Menschen mit Behinderung am Sportgeschehen bereits jetzt zu vereinfachen, hat der Sportkreis alle inklusiven Angebote zusammengetragen. Anhand derer wird ein Plan erstellt und mit einer Art Ampelsystem versehen. „Das soll dazu beitragen, dass jeder genau die Sportart ausüben kann, die er will“, sagt Claude Marek. Auch der Landkreis ergänzt seine Webseite mit einer solchen Karte.

Special Olympics in Berlin als ein Antrieb

So gibt es etwa eine Kooperation des TC  Ditzingen mit dem MTV Stuttgart – mit Rollstuhl- und Blindentennis. Ein weiteres Angebot ist der Rollstuhltanz beim 1. TC Ludwigsburg, an dem mit und ohne Rollstuhl mitgewirkt werden kann. Die im Rollstuhl sitzende Jasmin Brandenstein, die diesen Sport seit 24  Jahren ausübt, brachte im Scala mit Silke Schnaitmann eine Rumba, einen Discofox und Linedance auf die Bühne. Das Publikum – Landrat Dietmar Allgaier, Kreisräte, Bürgermeister, Verbandsvertreter und andere Interessierte – war begeistert.

Weitere Angebote wurden vorgestellt, etwa die Kooperation zwischen dem Verein 46plus und dem SV  Kornwestheim, bei dem Menschen mit Downsyndrom Sport treiben. Der Spaß steht im Vordergrund. Und ein Ansporn ist es, sich für die Special Olympics zu qualifizieren, die weltweit größte Bewegung für Menschen mit geistiger Behinderung. 2023 steigen diese auf internationaler Ebene in Berlin. Martin Metz, Referent für Sportentwicklung, betonte: „Wir müssen die Menschen auch in die Sportwelt, wie wir sie kennen, abholen. Oft kennen sie nur ihre Werkstatt. Dabei gibt es so viele Möglichkeiten.“

VfB Stuttgart und Neckar Riesen engagieren sich

Ein Beispiel, wie Inklusion funktionieren kann, ist die Leichtathletik-Abteilung des VfB Stuttgart. Menschen mit und ohne Behinderung trainieren hier zusammen. Einer davon ist Niko Kappel, Goldmedaillengewinner bei den Paralympics 2016 in Rio und Inklusionsbeauftragter beim Leichtathletik-Verband. Aus der Sicht eines Sportlers mit Handicap betonte er im Scala: „Es geht nicht darum, sich darüber zu ärgern, was man nicht kann. Es geht darum, seine Stärken zu stärken und einen Mehrwert für alle zu generieren.“ In der Jugend als Fußballer sei es als Kleinwüchsiger eben nicht seine Aufgabe gewesen, Ecken einzuköpfen. Sondern sie zu treten, oder hinten abzusichern. Seine Botschaft: Von Inklusion profitieren alle – in der Gesellschaft wie im Sport.

Auch für seine Fußballfans treibt der VfB die Inklusion voran. Bis zur EM 2024 sollen bis zu 60 der Rolliplätze im Stadion überdacht werden. Hunderte andere Plätze fallen für diese Maßnahme weg. „Das ist es uns wert“, sagte Präsidiumsmitglied Christian Riethmüller. Und die Neckar Riesen Ludwigsburg starten in der laufenden Basketball-Saison ein Inklusionsprojekt. Zwei Heimspiele, erstmals am 6. November, werden unter dem Motto „ungehindert riesig“ für die Zuschauer komplett inklusiv gestaltet. Ermöglicht wurde auch, dass Hörbehinderte das Spiel besser live verfolgen können.