Der städtische Sozialausschuss macht sich für den Erhalt möglichst vieler Attraktionen in dem Freibad stark.

Leonberg - Nach mehr als zwei Stunden Abwägens und Diskussionen im Sozialausschuss des Gemeinderates addieren der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid und Ute Leiner-Jacob vom Gebäudemanagement alles zusammen: Auf rund 15 Millionen Euro werden die Sanierungskosten für das Leobad geschätzt.

 

Nach der diesjährigen Freibadsaison sollen die Arbeiten beginnen, sodass im Mai 2020 das Bad wieder geöffnet werden kann. Am 12. Mai 1990 hat das Leobad seinen Betrieb aufgenommen. Nach 28 Jahren sind die technischen Anlagen veraltet und auch die Gebäudesubstanz entspricht in großen Teilen nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Vor diesem Hintergrund wird schon seit einigen Jahren über eine grundlegende Sanierung nachgedacht.

Eine Machbarkeitsstudie wurde 2015 in Auftrag gegeben, um mögliche Varianten aufzuzeigen. Im Sommer 2017 wurden die Planungsleistungen vergeben und im Dezember fand noch eine Informationsveranstaltung mit den Nutzern, den Förderern, den Urheberarchitekten statt. „Die Anregungen aus diesen Treffen sind in die jetzigen Pläne eingeflossen“, erläuterte der Baubürgermeister Klaus Brenner.

Becken werden mit Edelstahl ausgekleidet

Mehrere Fachbüros haben unter anderem untersucht, ob Schadstoffe eingebaut wurden, wie hoch der Grundwasserstand ist und wie sich das Wasser zusammensetzt. Sie haben die Entwässerung kontrolliert, den Brandschutz und die Statik. Ihr Fazit: die Becken des Freibades können nur mit Edelstahl ausgekleidet werden, eine Betonsanierung der Technikkeller ist zwingend erforderlich und das Hauptgebäude muss auf die aktuellen Brandschutzstandards gebracht .

Mit der Sanierung wird auch eine Reduzierung der Kosten für den Betrieb angestrebt. Für die bauliche Unterhaltung wurden in den vergangenen drei Jahren im Schnitt fast 250 000 Euro ausgegeben, hinzu kommen noch jährliche Betriebskosten in Höhe von etwa 350 000 Euro. Nach der Sanierung könnten es insgesamt bis zu 250 000 Euro weniger sein.

Das auf 24 Grad Celsius beheizte Erlebnisbecken mit dem 25-Meter- Schwimmbereich wird mit Edelstahl ausgekleidet und sollte von 1370 Quadratmeter auf 1220 Quadratmeter verkleinert werden. Doch der Ausschuss stimmte dagegen. Dieses Kernstück des Bades sollte nicht an Attraktion verlieren, so die Begründung.

Vorgesehen sind Strömungskanal, Bodensprudler, Sprudelliegen, Massage-Düsen, Nackenduschen, Sprudelnischen, eine Flachwasserzone im Bereich der Insel des Strömungskanals und eine kleine Familienrutsche. Für diese Einzelsanierung sind rund drei Millionen Euro vorgesehen.

Das auf 28 Grad Celsius geheizte Warmaußenbecken wird in Edelstahl gebaut und von 230 auf 153 Quadratmeter reduziert, weil der bisherige Beckenteil in der Halle wegfällt. Das macht den Ausschwimmkanal überflüssig. So entsteht ein barrierefreier Durchgang. Als Attraktionen sind vorgesehen: Sprudel-Liegen, Massage-Düsen und Nackendusche. Die Kosten werden auf 625 000 Euro geschätzt.

Wettkämpfe sind weiterhin möglich

Bei dem 50-Meter-Schwimmerbecken bleiben die Wettkampfmaße erhalten, auch wenn es in Edelstahl gebaut wird. Das Becken muss wegen der neuen Rohre für das Badewasser geringfügig verschmälert werden. Die sechs Schwimmbahnen mit der notwendigen Breite bleiben erhalten. Zusätzlich ist eine Einstiegstreppe, die konstruktionsbedingt nur auf der linken Längsseite im hinteren Bereich angeordnet werden kann, für ältere Menschen vorgesehen. Die Kosten hierfür liegen bei 20 000 Euro. Weil Diskussionen über die Notwendigkeit der Treppen aufkamen, meinte Vonderheid, dass er als Sozialbürgermeister ihren Bau empfehle, weil sie von Bürgern gefordert wurden – der Ausschuss stimmte zu. Die Kosten für das Becken insgesamt werden bei etwa 1,4 Millionen Euro liegen.

Ums Sprungbecken wurde am meisten gerungen

Am Sprungbecken haben sich die Ausschussmitglieder am stärksten gerieben. Gitte Hutter (Linke) will es zuschütten. Aus Gründen der Statik sei das nicht so einfach, erläuterten die Fachingenieure, sondern nur über eine aufwendige Konstruktion möglich. Wolfgang Röckle (CDU) gab zu bedenken, dass das Sprungbecken eine beliebte Attraktion für Jugendliche sei. Zudem werde es im Schulsport benötigt, von der DLRG genutzt und für den Tauchsport. Der SPD-Fraktionschef Ottmar Pfitzenmaier argumentierte, dass schon das alte Eltinger Freibad einen Sprungturm hatte. Doch gerade der ist der Kostentreiber, weil er die aktuellen Normen nicht mehr erfüllt. Daher sind neue Sicherheitsabstände und Absturzhöhen notwendig.

Wegen geänderter Höhenverhältnisse und der erforderlichen neuen Rohre für das Becken kommt auch hier nur eine Edelstahlauskleidung in Frage. Für die neue Sprunganlage ist eine Plattform in fünf und drei Metern Höhe und ein Ein-Meter-Sprungbrett vorgesehen. Die Sanierungskosten liegen bei 618 000 Euro.

Eine neue Rutsche soll her

Richtig Mut bewiesen hat der Ausschuss beim Thema Rutsche. Diese wurde in den vergangenen Jahren in vier Abschnitten erneuert und ist für das Leobad ein unverzichtbarer Spaßfaktor. Allerdings sind an der bestehenden Anlage, insbesondere an den Fugenübergängen oft Nachbesserungsarbeiten notwendig. Um das Bad attraktiver zu machen, wurde daher bei führenden Anbietern ein Preisangebot für eine neue Rutsche eingeholt.

Von der Sanierung des jetzigen Landebeckens raten die Fachleute ab, weil es nicht mehr den heutigen Sicherheitsanforderungen entspricht. Das Becken muss deshalb durch zwei neue Sicherheitslandebereiche ersetzt werden, und so wird das Becken zugeschüttet. Unter dem Stichwort „Mehr Attraktivität für das Leobad“ hat sich der Ausschuss mit knapper Mehrheit für eine neue Rutsche ausgesprochen. Alles in allem wird das 820 000 Euro kosten.

Das auf 32 Grad Celsius beheizte Kinderbecken bleibt als gekacheltes Becken erhalten. Das Babybecken wird zu- gunsten eines Wasserspielplatzes für Kinder und Jugendliche aufgegeben. Der Wasserspielplatz mit unterschiedlichen Wasserdüsen und Sprühaktionen soll die Attraktion steigern. Die Kosten werden auf insgesamt 760 000 Euro geschätzt.

Das P ilz- und Kneippbecken sowie die „Personenwaschanlage“ werden aufgegeben.

Das Schwimmbadgebäude mit dem unterkellerten Technikbereich muss saniert und auf den neuesten Stand des Brandschutzes gebracht werden. Wegen des Rückbaus des inneren Warmbeckens ist eine beheizte Liegefläche (ein sogenannter „Heißer Stein“) geplant, damit die Badegäste bei kühler Witterung dort verweilen können. Für das Dampfbad (20 000 Euro) wird mit der Unterstützung des Fördervereins gerechnet. Die sonstigen Kosten liegen bei 620 000 Euro. Geschlossen hat sich der Ausschuss gegen eine zusätzliche Außengastronomie für rund 320 000 Euro ausgesprochen.

Auch die Technik muss erneuert werden

Die Sanierung der technischen Anlagen des Freibades wird mit rund 1,9 Millionen Euro zu Buche schlagen. Vorerst wurde auf den Einbau eines neuen Blockheizkraftwerkes auf Anraten des Ersten Bürgermeistes Ulrich Vonderheid als Chef der Stadtwerke verzichtet, denn an dieses könnte gut das neue Sportzentrum des fusionierten SV Leonberg/Eltingen angeschlossen werden. Die Sanierung der Außenanlagen, also der Badeplatte, kostet weitere 900 000 Euro. Die Baunebenkosten liegen bei 2,9 Millionen Euro.

„Und wie sieht es mit einem Puffer aus“, fragte SPD-Sprecher Ottmar Pfitzenmaier. Bis zu zehn Prozent der Kosten sei die Regel, meinten die Fachingenieure. Und so sind bei der Addition des Ersten Bürgermeisters und der Fachfrau vom Gebäudemanagement die 15 Millionen Euro zustande gekommen. Nun hat der Gemeinderat am Dienstag, 27. Februar, das letzte Wort. Denn die Zeit drängt, wenn der Termin der Neueröffnung eingehalten werden soll.