Etwa 20 Schüler der Pfingstweideschule in Ostfildern-Kemnat haben keinen Platz in der Kernzeit- oder Ganztagesbetreuung. Das stellt ihre berufstätigen Eltern vor große Probleme.

Ostfildern - Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist es im Ostfilderner Stadtteil Kemnat zurzeit nicht gut bestellt. Vor allem die Kernzeit- und die Ganztagesbetreuung von Schulkindern der Pfingstweideschule ist in einigen Fällen nicht gewährleistet. Die betroffenen Eltern sind darüber verärgert und ein stückweit auch verzweifelt, denn sie müssen andere Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder finden. Laut der Stadt ist der leer gefegte Personalmarkt schuld an der Misere. Die Ostfilderner Verwaltung räumt aber auch Fehler ein.

 

Die Absage des beantragten Platzes in der Schulkindbetreuung hat die Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, hart getroffen. Sie und ihr Mann arbeiteten 77 beziehungsweise 100 Prozent und seien auf eine verlässliche Ganztagesbetreuung angewiesen. Betroffene müssten sich mit Homeoffice oder der Betreuung durch auch nicht immer verfügbare Großeltern behelfen – alles andere als ideale Bedingungen, um Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen.

Kurzfristige Absagen

Zudem sei die Absage von der Stadt erst kurz vor den Sommerferien in den Briefkasten geflattert. Viel zu kurzfristig also, um Alternativen zu finden. Weitere Kritik üben die betroffenen Eltern an den Vergabekriterien. Die Verteilung der verfügbaren Plätze empfänden sie als „willkürlich“, ohne Berücksichtigung des Stellenumfangs der Eltern und damit des Betreuungsbedarfs für ihre Kinder. Wer keinen Platz bekommen habe, der wisse sein Kind lediglich während der Schulzeit zwischen 8.30 Uhr und 11.30 Uhr versorgt. „Das reicht gerade einmal, um 20 Prozent arbeiten zu können“, merkt die Mutter ironisch an.

Der Ostfilderner Oberbürgermeister Christof Bolay kann die Verärgerung der Betroffenen nachvollziehen. Tatsächlich hätten zurzeit 15 bis 20 Schulkinder in Kemnat keinen Betreuungsplatz, sagt er. Das sei in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass der Markt verfügbarer Erzieher „leer gefegt“ sei. Obwohl sich die Verwaltung bemühe, über verschiedene Kanäle Personal für sich zu gewinnen, habe man nicht die erforderliche Zahl an Betreuerinnen und Betreuern zusammenbekommen. Erschwerend komme hinzu, dass man für einen Hort eine Betriebserlaubnis benötige und für die Hausaufgabenbetreuung ein entsprechender Personalschlüssel und höhere Qualitätsanforderungen angesetzt würden.

Die Kritik, dass die Eltern erst sehr spät die Absagen erhalten hätten, sei berechtigt, so Bolay. Das sei ein Versäumnis der Stadtverwaltung gewesen. In den vergangenen Jahren habe man die Betreuung stets gewährleisten können – wenngleich das oft erst auf den letzten Drücker gelungen sei. Darauf habe sich die Verwaltung auch in diesem Jahr verlassen, was schief gegangen sei. „Das ist das erste Jahr, in dem es nicht geklappt hat“, räumt der Rathauschef ein.

Eltern kritisieren „willkürliche“ Platzvergabe

Die Kritik der Eltern, bei der Verteilung der Plätze ginge es nicht fair, sondern willkürlich zu, sei ein stückweit nachvollziehbar. Man müsse über die Auswahlkriterien bei der Vergabe nachdenken und gegebenenfalls nachjustieren. Dafür sei allerdings eine Satzungsänderung notwendig, „die der Gemeinderat beschließen muss“. Das von den Eltern vorgeschlagene Punktesystem, das unter anderem deren Beschäftigungsumfang sowie den Betreuungsbedarf ihrer Kinder berücksichtige, halte er „vom Ansatz her für gut“, so Christof Bolay.

Die Stadt hoffe, die Situation zumindest ein wenig entspannen zu können. So solle von November an für ein halbes Jahr interimsmäßig wenigstens eine Betreuung bis 14 Uhr angeboten werden.