Die Debatte über die richtige Darstellung der Gründungsgeschichte Israels geht weiter. Das Palästinakomitee Stuttgart übt heftig Kritik an der Ausstellung „1948“ im Rathaus. Im September hatte die Deutsch-Israelische Gesellschaft gegen eine Ausstellung zu den Vorgängen aus palästinensischer Sicht protestiert.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die Gründung Israels vor 70 Jahren hat erneut einen Streit ausgelöst. Das Stuttgarter Palästinakomitee protestiert gegen die bis zum 22. November im Rathaus stattfindende Ausstellung „1948“ der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG). Die Schau sei eine „klägliche historische Fälschung“, mit der „alte zionistische Mythen“ verbreitet würden, sagt Ian Portman vom Palästinakomitee. Im September hatte die DIG Stuttgart einen Stopp der Ausstellung „Nakba“ im Haus der Katholischen Kirche gefordert, welche die Gründungszeit des Staates Israel aus Sicht der Palästinenser schilderte und laut DIG antisemitische Ressentiments schüre.

 

Vorwurf der systematischen Vertreibung

Ian Portman sagt, in der Ausstellung werde so getan, als wäre Palästina vor 1948 „ein leeres, ödes Land gewesen“. Der Vertreter des Palästinakomitees ist der Auffassung, in Israel habe eine systematische Vertreibung stattgefunden. Schon ein halbes Jahr vor der Unabhängigkeitserklärung 1948 seien Hunderttausende von Palästinensern „durch Terroraktionen vertrieben worden“. Neuere Arbeiten israelischer Historiker würden nicht berücksichtigt.

Folgen des Unabhängigkeitskrieges

Dem widerspricht Bärbel Illi, die DIG-Vorsitzende in der Region, entschieden. Wer behaupte, dass die Palästinenser „planmäßig vertrieben wurden, der lügt“. Die Flucht der Menschen sei eine Folge des Unabhängigkeitskriegs gewesen. Und dieser sei ausgelöst worden durch die fünf arabischen Staaten, „die Israel einen Tag nach der Unabhängigkeitserklärung angegriffen haben“. Ähnlich viele Juden hätten deswegen aus den umliegenden arabischen Staaten nach Israel fliehen müssen.