Über den Dächern von Paris: Touristen, die die französische Stadt besuchen können Sehenswürdigkeiten wie das Schloss von Versailles bald auch von oben angucken – mit dem Zeppelin. Anfang August geht es los.

Paris – Vom Eiffelturm kann man auf die Seine hinunter gucken, auf den Montmartre oder auf den zweiten Pariser Aussichtsturm, den Tour Montparnasse. Das Schloss von Versailles entzieht sich dem Blick. Es ist zu weit weg. Aber Abhilfe ist in Sicht. Der Palast des Sonnenkönigs wird Touristen bald ebenfalls zu Füßen liegen. Ein Zeppelin macht’s möglich.

 

Lang wie ein Airbus 380 und hoch wie ein fünfstöckiges Mietshaus, wird das legendäre Luftschiff vom 3. August an mit zwölf Passagieren an Bord über Gärten und Paläste von Versailles schweben. Die Reiseflughöhe soll 300 Meter betragen, was in etwa der Höhe des Eiffelturms entspricht.

Eine Tonne bringt das Fluggerät auf die Waage. Doch den darin durch die Lüfte Gleitenden dürfte ein Gefühl der Leichtigkeit, ja Schwerelosigkeit überkommen. Kein Lärm soll ihm jedenfalls zusetzen, keine Absturzangst ihn belasten. Der in Friedrichshafen gebaute Zeppelin NT sei leiser als eine Spülmaschine, hat Éric Lopez angekündigt, der Chef des in der Nobelvorstadt Neuilly ansässigen Luftschiffreisen-Anbieters Airship Paris. Auch gilt das mit fester, dreieckiger Innenstruktur ausgestattete Fluggerät anders als in Verruf geratene historische Vorgänger als äußerst sicher. Die mit nicht brennbarem Methangas gefüllte Hülle ist extrem reißfest. Nicht einmal ein Blitzschlag könne die Flugeigenschaften nennenswert beeinträchtigen, sagt Lopez. Eines der größten Luftschiffe der Geschichte, der noch mit Wasserstoff gefüllte Zeppelin Hindenburg, hatte 1937 bei der Landung in den USA Feuer gefangen. 36 Menschen verloren ihr Leben.

Eine Stunde – 650 Euro

Heutzutage mag allenfalls der Flugpreis Ängste auslösen. Er richtet sich nach Reisedauer und Route. Ausgangspunkt ist der Provinzflughafen von Pontoise nordwestlich der Hauptstadt. Mehrere alternative Ziele stehen auf dem Programm. Neben dem auf eine Stunde veranschlagten Flug nach Versailles für 650 Euro (Kinder 520 Euro) gibt es etwa einen 30-minütigen Flug über das nahe Pontoise gelegene Naturschutzgebiet Vexin (250/200 Euro). Auch das nordöstlich von Paris gelegene Schloss Chantilly soll angesteuert werden. Einmal an Bord, ist den Passagieren gestattet, was ihnen in gewöhnlichen Flugzeugen gemeinhin verwehrt ist. Sie dürfen in der Gondel nach Lust und Laune hin- und herlaufen, aus sämtlichen Fenstern und dem Piloten über die Schulter gucken.

Lopez hofft, nicht zuletzt auch Geschäftsleute für die als sauber und umweltfreundlich gepriesenen Flüge zu gewinnen. Sollte die Rechnung aufgehen, beginnt die bis Ende Oktober dauernde Zeppelinsaison künftig bereits im April. In drei Jahren will Airship Paris das gecharterte Luftschiff dann durch ein gekauftes ersetzen. 16 Millionen Euro kostet das. Dass sich japanische und US-Unternehmen in den vergangenen Jahren mit Zeppelinreisen übernommen und frustriert aufgegeben haben, hat Lopez nicht entmutigt. Er freut sich, dass er alle administrativen und finanziellen Hürden gemeistert hat, und kalkuliert mit durchschnittlich acht Flügen täglich. „Nach fünf Jahren Vorbereitungszeit kann es nun endlich losgehen.“