Laszlo Borhi hat einen Stand vor Rudis Markt. Er weiß nicht, wie lange. Das Haus, in dem der Gemischtwarenladen untergebracht ist, soll verkauft werden. Ob Rudi Schad es selbst kauft, vermag dieser selbst noch nicht zu sagen.

Plieningen - Nichts im Leben von Laszlo Borhi ist konstanter als die Veränderung. Was hat der gebürtige Ungar nicht schon alles gemacht in seinem Leben. Als er vor 24 Jahren nach Deutschland kam, hat der gelernte Landmaschinenmechaniker zunächst als Facharbeiter marode Fabriken abgebaut, später war er Sanitärmonteur, hat Getränke ausgeliefert, war zuletzt Umzugshelfer und Lastwagenfahrer. „Mein Leben ist bunt“, sagt er und lacht, wenn er berichtet, was er schon alles erlebt hat.

 

Nicht ganz freiwilliger Wechsel ins Imbissgeschäft

Dieses bunte Leben hat erst kürzlich wieder eine neue Facette bekommen. Seit November hat Laszlo Borhi einen Imbisswagen auf dem Parkplatz von Rudi Schads Gemischtwarenladen stehen. Dort verkauft der 47-jährige geschiedene Vater dreier Kinder nicht nur Rührei, Currywurst und Pommes, sondern auch selbst gemachtes Gulasch. Das Rezept kennt er aus seiner Heimat. „Dort, wo ich herkomme, können fast alle Männer kochen“, sagt er.

Dass er ins Imbissgeschäft gewechselt hat, war nicht ganz freiwillig. Der Rücken ist nach den vielen Jahren harter Arbeit kaputt, und auch die Sehkraft lässt wegen einer unheilbaren Augenkrankheit stetig nach. Lastwagenfahren ging irgendwann nicht mehr. „Meine Ärzte haben mir geraten, mich nach einem neuen Job umzusehen“, berichtet Borhi.

In Plieningen ist der Heslacher gelandet, weil es dort etliche Ungarn gibt. „Ich habe hier viele Freunde“, sagt er. Zum Beispiel den Besitzer einer Autowerkstatt. Dort ließ Borhi seinen Imbisswagen in die ungarischen Nationalfarben Rot, Weiß und Grün umlackieren. Zuvor war er nämlich pinkfarben. „Ich bin eigentlich Biker, in meinem Freundeskreis habe ich den Spitznamen ,Der Rocker’. Sie können sich vorstellen, was das für ein Gelächter war, als ich mit dem Wagen ankam. Das ging gar nicht“, erzählt er lachend.

Ungewisse Zukunft behindert das Geschäft

Erfahrungen als Koch bringt Borhi von vielen Festen mit. In seinem ungarischen Kulturverein hat er auch für große Gruppen gekocht, und zuletzt stand er für Rudi Schad beim Plieninger Dorffest am Herd. Der hatte ihn gefragt, ob er das machen wolle. Borhi wollte – und fand Gefallen an dem Job. So kam es zustande, dass Borhi nun mit seinem Wagen auf dem Parkplatz vor dem Haus- und Gartenmarkt des Plieningers steht. „Rudi hat viel für mich getan. Ich bin ihm sehr dankbar“, sagt Borhi.

Ob er mit seinem Imbisswagen allerdings bleiben kann, ist fraglich. Das Haus, in dem der Gemischtwarenladen untergebracht ist, soll verkauft werden. Rudi Schad selbst überlegt, ob er es kauft. „Ich kann aber im Moment noch nicht sagen, ob es tatsächlich so kommt“, sagt er. Sollte ein anderer zuschlagen, ist die Zukunft des Marktes ungewiss – und damit auch die der Gulaschkanone, wie Laszlo Borhi seinen Wagen selbst nennt.

Das macht es dem Ungarn schwer, sein Geschäft zu betreiben. „Ich kann keine Werbung machen, weil ich nicht weiß, ob ich am Ende des Monats noch hier bin. Das merke ich natürlich am Umsatz“, sagt er. Weg will er eigentlich nicht, Borhi fühlt sich wohl in Plieningen. „Ich würde gerne im Ort bleiben. Und ich würde langfristig wohl auch herziehen, wenn ich wüsste, dass es hier für mich weitergeht“, sagt er.

Das ungewöhnliche Konzept geht auf

Falls er mit seinem Stand doch an einen anderen Platz muss, will er zumindest innerhalb von Stuttgart bleiben. Dass sein ungewöhnliches Konzept aufgeht, weiß er schon: „Ich habe bisher viele positive Rückmeldungen für mein Essen bekommen.“ Einen Gulasch-Stand gebe es halt sonst gar nicht in der Gegend, das mache die Leute neugierig, Neues auszuprobieren. „Nur die Ungarn sind manchmal etwas unzufrieden. Die wollen es immer etwas schärfer haben, als ich es hier für die Deutschen anbieten kann“, erzählt er.

Laszlo Borhi bleibt im Moment nichts anderes übrig, als für den Tag zu planen. Daran allerdings ist er inzwischen gewöhnt. Nichts im Leben des Ungarn war eben bisher so konstant wie die Veränderung – und dabei wird es vorerst wohl auch bleiben.