Gut ein Jahr dauerten die Vorbereitungen. Zunächst mussten Maultaschen her, und zwar nicht irgendwelche, sondern selbst gemachte. Wie die schmecken sollten? Am besten wie die von Mama, oder zumindest so ähnlich. Die zwei Jungs binden sich Schürzen um und tüfteln tagelang am Familienrezept der Romers herum.

 

Rollen Teig aus, probieren verschiedene Gewürze und machen die elterliche Küche zu einem Versuchslabor. Freunde werden zu Testessern und die beiden Studenten zu Experten in Sachen Maultaschen. Geschmacksverstärker raus, Fleisch aus der Region rein, davon sind sie bis heute nicht abgewichen. "Wir haben auch ausprobiert, welche Form am besten aussieht", sagt Bierbrauer. Die Rautenform.

Er klappert alle Metzger in Stuttgart ab. Er sagt, inzwischen kenne er eigentlich jeden, und fast überall habe er zu hören bekommen: "Ach, die Idee hatte ich auch schon." Der Unterschied: gemacht hat es halt noch keiner. Schließlich finden sie einen Metzger, der die Maultaschen nach dem Rezept der beiden von Hand herstellt. An den Soßen rühren sie gemeinsam mit einem Koch, inzwischen werden auch die nach eigenem Rezept hergestellt, genau wie der Kartoffelsalat und die Linsen.

Maultaschen vor dem Büro

Als sie überlegen, wie sie Wärmeplatten, Wasserbad und Bratstation am besten auf zwei Quadratmetern anordnen, rufen sie einfach den Sternekoch Martin Öxle an. "Frechheit siegt", sagt Bierbrauer. Öxle, dem ehemaligen Chef der Stuttgarter Speisemeisterei, gefällt die Idee, er trifft sich mit den beiden. Zu weiteren Recherchezwecken setzen sich Bierbrauer und Romer weiße Papierschiffchen auf und verbringen einen Tag hinter den Kulissen von McDonald's. Wer so effektiv Burger zusammensetzt, von dem kann man in Sachen Arbeitsabläufe nur lernen.

"So was sollte man mit Maultaschen machen", meint Bierbrauer damals zu seinem Kumpel und vergisst die Idee auch nach der Rückkehr nicht mehr. Wann immer ein paar Bier mehr getrunken werden, kommt die Sache erneut auf die Bartische in München, New York oder Nizza, wo die beiden zeitweise studieren. Der Traum vom eigenen Imbissgeschäft ist mit genügend Alkohol im Blut greifbar nah, verschwindet mit der Nüchternheit des Morgens aber meistens wieder. Schließlich treffen die Jungs doch eine Entscheidung: Wir machen das. Bekannte sind skeptisch: "IHR wollt einen Imbiss eröffnen?" Immerhin, von den Eltern gibt es Zuspruch.

An diesem Dienstagmittag parken sie ihren Imbisswagen in Degerloch. Bierbrauer, der etwas stämmigere von beiden, macht den Kartoffelsalat in einem Edelstahltopf auf zwei Kochplatten warm, als die ersten Kunden vor der Theke die Hälse recken. "Was darf's denn sein?" Wenn die klassischen Imbissbetreiber Haarnetz zur weißen Kittelschürze tragen, dann sind die Jungs in Kapuzenpulli und Daunenweste die Boygroup unter den Standbesitzern.

"Da macht man Abi und landet im Imbiss"

Die weiblichen Kunden bleiben gerne ein wenig länger stehen und bekommen ein "Hey, neue Frisur, sieht schick aus" zu hören oder einen "Gruß zu Hause" mit auf den Weg. Es wird gescherzt und geplaudert. Im Fernsehen würde man sagen, Flo und Fred kommen gut rüber. Ihr Imbiss sieht nicht nach klassischer Fressbude aus. Statt Currywurst und Pommes gibt es das "SL-Menü": Linsen mit Spätzle und Saiten.

Und natürlich die Maultaschen mit Spätzle und Bratensoße, die hier "Hammersoße" heißt und bei der Kundschaft aus der Werbebranche besonders beliebt ist. Die Bilder der Gerichte kleben nicht schlecht fotografiert hinter vergilbter Folie, sondern sehen aus wie aus einem trendigen Gourmetmagazin. Die Essenschalen sind schwarz, und den Flyern sieht man die professionelle Arbeit eines Grafikers an.

Romer und Bierbrauer wurde schnell klar, dass sie sich mit Vorurteilen herumschlagen müssen. Wer das Wort Imbiss hört, der denkt nicht an aufstrebende Nachwuchsunternehmer in polierten Lederschuhen und schmal geschnittenen Anzügen. Als sie beim Sommerfest ihrer alten Schule Maultaschen verkauften, hörten sie Sätze wie "Da macht man Abi und landet im Imbiss". "Das kratzt dann schon an der Ehre", sagt Bierbrauer. Doch sie vertrauten auf ihre Idee.

Geschmacksverstärker raus, Fleisch aus der Region rein

Gut ein Jahr dauerten die Vorbereitungen. Zunächst mussten Maultaschen her, und zwar nicht irgendwelche, sondern selbst gemachte. Wie die schmecken sollten? Am besten wie die von Mama, oder zumindest so ähnlich. Die zwei Jungs binden sich Schürzen um und tüfteln tagelang am Familienrezept der Romers herum.

Rollen Teig aus, probieren verschiedene Gewürze und machen die elterliche Küche zu einem Versuchslabor. Freunde werden zu Testessern und die beiden Studenten zu Experten in Sachen Maultaschen. Geschmacksverstärker raus, Fleisch aus der Region rein, davon sind sie bis heute nicht abgewichen. "Wir haben auch ausprobiert, welche Form am besten aussieht", sagt Bierbrauer. Die Rautenform.

Er klappert alle Metzger in Stuttgart ab. Er sagt, inzwischen kenne er eigentlich jeden, und fast überall habe er zu hören bekommen: "Ach, die Idee hatte ich auch schon." Der Unterschied: gemacht hat es halt noch keiner. Schließlich finden sie einen Metzger, der die Maultaschen nach dem Rezept der beiden von Hand herstellt. An den Soßen rühren sie gemeinsam mit einem Koch, inzwischen werden auch die nach eigenem Rezept hergestellt, genau wie der Kartoffelsalat und die Linsen.

Maultaschen vor dem Büro

Als sie überlegen, wie sie Wärmeplatten, Wasserbad und Bratstation am besten auf zwei Quadratmetern anordnen, rufen sie einfach den Sternekoch Martin Öxle an. "Frechheit siegt", sagt Bierbrauer. Öxle, dem ehemaligen Chef der Stuttgarter Speisemeisterei, gefällt die Idee, er trifft sich mit den beiden. Zu weiteren Recherchezwecken setzen sich Bierbrauer und Romer weiße Papierschiffchen auf und verbringen einen Tag hinter den Kulissen von McDonald's. Wer so effektiv Burger zusammensetzt, von dem kann man in Sachen Arbeitsabläufe nur lernen.

In Bierbrauers ehemaligen Kinderzimmer richten sie sich ein Büro ein. Dort brüten sie über einem Businessplan, so wie sie es im Studium gelernt hatten. Nebenher arbeiten sie als Aushilfsfahrer, um Geld zuverdienen. Vier Monate schreiben sie an ihrem Plan, streichen durch, schreiben neu, diskutieren und sind sich schließlich einig: Immer an der gleichen Stelle zu stehen ist nicht sinnvoll.

Bald schon müssen sie sich nicht mehr selbst um Standplätze kümmern, Firmen rufen bei ihnen an und fragen, wie es denn etwa freitags mit Maultaschen vor dem Büro aussehen würde. Heute steht das Imbissduo jeden Wochentag an einem anderen festen Platz in Stuttgart. Ihre Tourdaten veröffentlichen sie auf Facebook und auf ihrer Homepage.

14-Stunden-Tage sind keine Seltenheit

Auch an diesem Dienstag sind viele Stammkunden da und verbringen ihre Mittagspause an den weißen Stehtischen. "Mit Zwiebeln? Soße?" Bierbrauer brät, Romer gibt Soße hinzu. Das läuft Hand in Hand, eintrainiert wie bei Staffelläufern. Und trotzdem kommt es ihnen manchmal selbst noch etwas unwirklich vor, jetzt täglich in einem Imbiss zu stehen und sich mit Fragen wie der nach der richtigen Temperatur von Kartoffelsalat zu beschäftigen - "wenn der kalt ist, werden die Leute böse".

Seit März stehen sie im Dampf. "Die meisten denken, wir sind halt mittags in unserem Imbiss und dann haben wir frei", sagt Bierbrauer. Ihre Tage beginnen gegen halb acht. Bis der Imbisswagen ausgeräumt, geputzt und die Maultaschen und Spätzle verstaut sind, wird es langsam Abend. Dann heißt der nächste Programmpunkt: Abrechnungen, Bestellungen und Angebote schreiben.

14-Stunden-Tage seien keine Seltenheit, sagt Bierbrauer. Im Sommer waren sie an den Wochenenden mit ihrem Wagen auf Stadtfesten und auf Geburtstagen. Alles, um ihre Idee und Erna bekanntzumachen. Feiern gehen sie seltener als früher. "Am Anfang waren wir abends total kaputt", sagt Romer. Inzwischen können sie von ihrer Idee leben, mehr als hundert Kunden pro Tag sind der Durchschnitt.

Ihr Traum ist größer

"Ich kann mir nicht vorstellen, das über Jahre täglich zu machen", sagt Romer. Ihr Traum ist größer, auch wenn er momentan noch in einen kleinen Imbisswagen passt. Sie wollen expandieren und irgendwann nicht mehr selbst an der Theke stehen. Zwei Jahre haben sie sich dafür Zeit gegeben. Bis dahin bleiben sie die zwei vom Imbiss.

Gegen halb zwei sind die Linsen alle. Ein Nachzügler im curryfarbenen Businessanzug kommt an den Stand, studiert das Angebot, entscheidet sich für die Maultaschen. "Spätzle mit Soße, das ist ja eher was für Kinder", meint er mit norddeutschem Akzent. Florian Romer lächelt nur. Er weiß es besser.