Eine süße Idee: Die Südwestbank stellt das Dach ihrer Zentrale im Stuttgarter Westen für sechs Bienenvölker zur Verfügung. Jetzt haben Kinder die Bienenstöcke bemalt. Der hergestellte Honig bleibt allerdings ein exklusives Präsent für Kunden.

S-West - Eine für eine Bank ungewöhnliche Szenerie haben die Besucher am Mittwochmittag in der Südwestbank erlebt. In dem Raum, in dem ansonsten der Betriebsrat tagt, wuselten 15 Kinder um die Tische und malten mit bunten Wachsstiften Blumen, Bienen, Bäume und Schmetterlinge auf Holzkästen.

 

Der Anlass für die kleine Bastelstunde war kein Osterferienprogramm, sondern die Vorbereitung auf ein noch ungewöhnlicheres Vorhaben: Die Südwestbank geht unter die Honigproduzenten. Mitte April ziehen sechs Bienenvölker auf die Dachterrasse der Zentrale der Bank an der Rotebühlstraße. Die Kästen, die von den Kindern verziert worden sind, werden die neuen Wohnungen der Insekten.

Einst als Landwirtschaftsbank gegründet

„Die Entscheidung, das zu machen, hat gerade mal eine Viertelstunde gedauert“, sagt Andreas Maurer, Vorstandsmitglied der Privatbank. Es sei die erste Bank in Stuttgart, die ihre eigenen Bienenstöcke besitze. „Die Südwestbank wurde vor 90 Jahren als Landwirtschaftsbank gegründet“, sagt Maurer. Insofern sei eine Nähe zu landwirtschaftlichen Themen gegeben.

Die Vorstandsmitglieder und die Bankangestellten werden allerdings nicht diejenigen sein, die künftig regelmäßig in Imkerkleidung die Dachterrasse aufsuchen werden. Diese Aufgabe fällt in die Hände von Maren Schwarz, die auch die Idee hatte. Seit 2007 ist Schwarz, deren Mann bei der Südwestbank arbeitet, nebenberuflich Imkerin. „Für mich ist es der erste Versuch, Stadtbienen zu halten“, sagt die Streuobst-Pädagogin, die mit ihren anderen Bienenvölker auf dem Land auch auf Wanderschaft geht.

Anfangs konnte sich Maren Schwarz nicht vorstellen, Bienen in der Stadt zu halten. „Tatsächlich aber ist die Futterversorgung für die Bienen hier mittlerweile besser als auf dem Land“, sagt sie. In Städten gäbe es doch mehr grüne Flächen, als man auf den ersten Blick vermute. „Die Imker begehen deshalb eine regelrechte Landflucht“, sagt sie.

Bisher läuft das Jahr nicht gut für die Bienen

Auch der Standort der Bank wurde zunächst auf sein Umfeld untersucht. Bienen bewegen sich auf der Suche nach Nahrung in einem Radius von drei Kilometern. „Es gibt ausreichend Grünflächen hier“, sagt Maren Schwarz. Sie rechnet damit, dass die Bienen überwiegend Blütenhonig produzieren werden.

Im August wird es den ersten Bank-Honig geben. Wie viel es sein wird, lasse sich schwer abschätzen, sagt die Imkerin. „Jedes Jahr ist anders.“ Das vergangene Jahr etwa sei nicht ertragreich gewesen für die Imker. Auch aktuell läuft es für die Imker und vor allem für die Bienen nicht gut. „Es ist zu kalt und die Winterbienen sterben jetzt“, sagt Schwarz.

Die Winterbienen werden einige Monate alt und sind für den Nachwuchs und die Aufzucht zuständig. Ihr Zyklus endet Ende im April. Die Sommerbiene, der Nachwuchs der Winterbiene, lebt dagegen nur wenige Wochen. Aufgrund der Kälte gibt es noch zu wenig Nachwuchs. Die sechs Völker, die auf die Terrasse kommen, werden zwischen 8000 und 10 000 Bienen haben. Im Sommer steigt die Zahl dann auf 50 000 Bienen pro Volk. Insofern werden auch einige Gläser Honig zusammenkommen. In den Verkauf kommen diese aber nicht. „Den verteilen wir als Präsente an unsere Kunden“, sagt Andreas Maurer.