Die Landeshauptstadt leidet wie andere Großstädte auch unter Wohnungsmangel. Für OB Kuhn ist keine kurzfristige Lösung des Problems in Sicht.

Stuttgart - Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) will ungeachtet der Widerstände von Immobilienverbänden, Mieterververeinen und der SPD beim Wohnungsbau nicht am Grundsatz Innen- vor Außenentwicklung rütteln. „Wir wollen nicht auf den Acker gehen. Seien Sie sich gewiss: Diese Linie wird bleiben“, sagte Kuhn vor Vertretern der Immobilienwirtschaft beim Immobiliendialog der Region Stuttgart im Rathaus. In dieser Frage wisse er die Mehrheit des Gemeinderats hinter sich.

 

Der Rathauschef warb zugleich um Verständnis für die spezielle Situation Stuttgarts. „Ich weiß, dass manche von Ihnen diese Haltung für einen Sündenfall halten“, wandte sich Kuhn direkt an die Zuhörer. Aber gerade das ausgewogene Verhältnis von Freifläche zu bebauter Fläche, die Wälder, Weinreben und Wiesen rund um die Stadt machten einen Großteil der Attraktivität der Landeshauptstadt aus. Davon profitierten auch jene, die bereits in Stuttgart Wohneigentum besitzen oder zur Miete wohnen.

Zugleich stellte Kuhn Verbesserungen bei der Beschleunigung von Baugenehmigungen in Aussicht. Es gebe dort bei den Ämtern, aber auch auf Seiten der Architektenschaft durchaus Optimierungsbedarf: „Manchmal kommen die Architekten mit unvollständigen Unterlagen aufs Amt. Aber bei uns wird nicht nach dem Taschenrechner gebaut“, so der OB.

Kuhn: Ich weiß nicht, ob man gegen die Attraktivität der Städte anbauen kann

Das grundsätzliche Problem der hohen Nachfrage nach Immobilienund der steigenden Mieten gerade in Ballungsräumen wird nach Kuhns Worten weiter bestehen bleiben: „Meine Prognose ist, dass das so bleibt.“ Als Gründe führte er die niedrigen Zinsen bei Geldanlagen, die Knappheit an Bauflächen sowie die Attraktivität der Stadt an: „Letzteres kann ich als OB nicht beklagen.“ Viele Großstädte in der Republik wie etwa Düsseldorf, Hamburg, München oder Köln hätten das gleiche Problem. Kuhn: „Ich weiß nicht, ob man dagegen anbauen kann.“

Zugleich machte er erneut deutlich, dass der Wohnungsbau nicht nur ein Thema der Stadt, sondern der Region und darüber hinaus der Metropolregion Stuttgart sei. In einem so dicht besiedelten Raum sei es – anders als etwa in München – unmöglich, dass Stuttgart allein mehr Bauflächen ausweise. Am Ziel, in den kommenden zehn Jahren bis zu 2000 neue Wohnungen pro Jahr in Stuttgart zu bauen, will der Grüne festhalten. Und auch beim Ziel, 600 davon als geförderte Wohnungen auszuweisen, sieht Kuhn die Stadt auf einem guten Weg: „Wir sind noch nicht am Ziel, aber wir kommen dahin, dass der Sozialwohnungsbau langsam wächst.“