Viel Leerstand, keine Lösung: Die Stadt Mannheim sucht Käufer für das Collini-Center. An dem Komplex bröckelt nämlich nicht nur die Fassade.

Mannheim - Wer in Mannheim das technische Rathaus oder das Archiv der Stadt besuchen will, das im gleichen Gebäudekomplex untergebracht ist, tut gut daran, den Kopf ein wenig einzuziehen. Schon im Sommer vorigen Jahres waren aus der Betonfassade des Hochhauses kleinere Brocken herabgefallen. Um Mitarbeiter und Passanten zu schützen, hat man danach Fangnetze gespannt und begonnen, etwas genauer hinzusehen.

 

Dabei wurde vor kurzem offenbar, dass sich inzwischen schon „größere Elemente“ der Fassade bewegen lassen – auch wenn sie, wie in Sprecher der Stadt versichert „noch nicht abfallen“. Seither wurden zusätzliche Holzverschläge errichtet und rund um das Gebäude Sperrgitter aufgestellt. Zudem wurde ein Gerüst aufgebaut; von ihm aus sollen Fachleute in den nächsten Wochen den gesamten Sanierungsbedarf ermitteln.

Die Sanierung wird nicht billig

Ihr Gutachten wird im April erwartet. Danach müsse man entscheiden, ob man die ganze Fassade oder nur Teile davon sanieren müsse und was das koste, erklärt der Sprecher. Dass es nicht billig wird, scheint sicher. Das technische Rathaus mit all seinen Fachbereichen ist im Collini-Center untergebracht. Der klangvoll nach dem Florentiner Rechtswissenschaftler, Mineralogen und Direktor von Kurfürst Carl Theodors Naturalienkabinett benannte Hochhauskomplex war Anfang der 1970er Jahre am Neckarufer am Rand der Innenstadt errichtet worden und sollte, entsprechend dem damaligen Trend der Stadtplanung, eine Art City für sich bilden.

Zu der Anlage gehört dementsprechend ein 32-geschossiges Wohnhochhaus, ein zehngeschossiges Bürogebäude sowie ein beide Gebäude verbindender Passagenteil mit Geschäften und einem Schwimmbad. Zusätzlich dazu leistete sich die Stadt noch einen Steg über den Neckar zur gleichzeitig errichteten Hochhausbebauung am anderen Flussufer. Doch statt zum erhofften städtebaulichen Glanzpunkt entwickelte sich der ganze Komplex rasch zu einer Problemimmobilie mit Sexshop und Prostituiertenappartements. Den massierten Baustil ordnet Wikipedia heute ironisch dem „Brutalismus“ zu.

Viele Objekte stehen leer

Investor des vom Mannheimer Architekten Karl Schmucker und der Stadt initiierten Projekts war die skandalumwitterte gewerkschaftseigene Baugesellschaft Neue Heimat. Die hatte sich, wie frühere Gebäudenutzer berichten, von der Stadt beizeiten eine Mietgarantie geben lassen, für den Fall, dass sie die neuen Büros auf dem Markt nicht loswerden würde.

Als die Interessenten dann tatsächlich ausblieben, hat die Stadt die Büros zunächst für ihre technischen Ämter angemietet, 1984 hat sie dann den ganzen Komplex, mit Ausnahme der Wohnungen, für damals 32 Millionen Mark gekauft. Heute wäre sie ihn am liebsten wieder los. Das Schwimmbad im Center steht schon seit 1990 leer. Viele Geschäfte sind offensichtlich nur schwer zu vermieten. Seit gut einem Jahrzehnt denkt man deshalb im Rathaus über alternative Nutzungen nach und sucht nach Käufern für die Gebäude.

In der derzeit geltenden mittelfristigen Finanzplanung ist dafür ein Erlös von zwölf bis 15 Millionen Euro vorgesehen. Doch trotz des derzeitigen Immobilienbooms ist bisher kein Investor in Sicht. „Wenn Sie jemanden wissen, schicken Sie ihn vorbei“, sagt der Sprecher.