Die Preise für Häuser und Wohnungen steigen und steigen. Die Bundesbank spricht von Übertreibungen, sieht aber keine Anzeichen für eine Blase. Für die Gesellschaft ist der Boom dennoch ein Problem, meint unsere Autorin Barbara Schäder.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Auf dem deutschen Wohnungsmarkt werden zunehmend absurde Preise gezahlt. Das sieht auch die Bundesbank so. Allerdings deuten die Zahlen zu Kreditwachstum und Verschuldung der privaten Haushalte darauf hin, dass die teuren Haus- und Wohnungskäufe solide finanziert sind. Eine Immobilienkrise, wie sie im zurückliegenden Jahrzehnt die USA und mehrere europäische Länder erschütterte, zeichnet sich deshalb nicht ab. Zur Erinnerung: In den Vereinigten Staaten, Irland oder Spanien lösten die hohen Hauspreise einen auf Pump finanzierten Bauboom aus, der hohe Leerstände und einen Preisverfall nach sich zog.

 

Als Konsequenz aus diesen Erfahrungen sind europaweit die Vorschriften verschärft worden, nach denen Banken die Kreditwürdigkeit von Häuslebauern und Wohnungskäufern prüfen müssen. Das war eine sinnvolle Sicherheitsvorkehrung, auch wenn Berlin bei der Umsetzung der EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie zunächst übers Ziel hinausgeschossen ist. Denn natürlich wächst in Zeiten niedriger Zinsen die Versuchung für Häuslebauer, sich zu verschulden. Gleichzeitig versuchen die Banken, ihre sinkenden Zinseinnahmen durch eine Ausweitung der Kreditvergabe zu kompensieren.

Es gibt einfach zu wenig Wohnraum in attraktiver Lage

Das größte Problem auf dem deutschen Immobilienmarkt bleibt indes, dass das Angebot an Wohnungen und Häusern in vielen Städten der Nachfrage hinterherhinkt. Für die Finanzstabilität ist das kein Thema, wohl aber für die Gesellschaft. Denn die steigenden Kaufpreise und Mieten bewirken eine Spaltung der Städte. Einige Viertel können sich nur noch Wohlhabende leisten, in anderen verdichten sich die sozialen Probleme. Jenseits davon bedeutet es auch für die Mittelschicht Probleme, wenn zum Beispiel die Preise für Studentenwohnungen in die Höhe schießen.

Die Schaffung von Wohnraum kann deshalb nicht allein dem Markt überlassen werden. Diese Erkenntnis ist nicht neu – aber den politischen Absichtserklärungen und Planungen müssen mehr Taten folgen.