Die Leidtragenden sind im Wesentlichen die 60 Beschäftigten der Werft, die zum 1. Juni 2011 in die Insolvenz geführt wurde. Sie haben nicht nur ihren Job verloren. Ein zuvor mühevoll mit dem Werfteigner Dittmann ausgehandelter Sozialplan in Höhe von 1,9 Millionen Euro war damit auch futsch. Auch viele Kressbronner fühlen sich vorgeführt. Drei Initiativen hatten die Bürger gegen das Projekt gegründet und 1700 Unterschriften gesammelt. Die Wutbürger aber wollten nicht nur protestieren, sondern mitbestimmen, was auf der früheren Werft gebaut wird. Auch der Petitionsausschuss des Landtages hat schon signalisiert, dass er nicht helfen kann.

 

Drei Tage, bevor der Gemeinderat seine wegweisende Entscheidung traf, wurde bekannt, dass es sehr wohl die Chance auf eine Alternative gegeben hätte. Es hieß, die Stadtwerke Konstanz mit ihrer Tochter, den Bodensee-Schiffsbetrieben (BSB), wollten am gleichen Standort eine neue Werft für 50 Millionen Euro erstellen. Der Stuttgarter Zeitung werden diese Pläne bestätigt. Der renommierte Karlsruher Verwaltungsrechtler Christian Kirchberg hatte im Namen der Bauträgerfirma Timon aus Ettlingen eigens der Änderung des Flächennutzungsplanes widersprochen, damit ein Werftbetrieb auch weiter möglich wäre. Unklar ist seitdem, warum der Bürgermeister Edwin Weiss (CDU) dem Gremium das Vorhaben vorenthalten hat. Er sei nicht bereit gewesen, die Entscheidung zu vertagen, denn er habe den Investor gar nicht gekannt und erst am Freitag vor der Beschlusssitzung davon erfahren, behauptete Weiss. Auch die bürgerliche Mehrheit aus CDU und Freien Wählern im Gemeinderat wollte von den Plänen nichts hören.

„Der Investor hat sich bei uns nicht gemeldet“, blaffte Weiss die Räte und die gut 100 Bürger an jenem Montag in der Sitzung an. Er wäre vermutlich überrascht zu erfahren, dass neben den Konstanzer Stadtwerken auch die Hofkammer des Hauses Württemberg als Investor bereitstünde. Das Haus Württemberg hatte sich bislang im Hintergrund gehalten, wäre aber nach Informationen der Stuttgarter Zeitung grundsätzlich bereit, das gesamte Gelände zu erwerben und zusammen mit den Stadtwerken Konstanz eine neue industrielle Werftanlage zu bauen.

Weniger Flächenverbrauch

Die Planungen umfassen zwei moderne Werfthallen mit einem Trockendock, ein Schiffsbaumuseum und eine Unterkunft für Betriebsangehörige. Eine Wohnbebauung wäre nicht vorgesehen. Allerdings soll ein Uferweg gebaut und der Bevölkerung so der Seezugang ermöglicht werden. Der Verbrauch an Fläche wäre nur halb so groß wie bei der von der Verwaltung favorisierten Planung. Doch die Pläne haben keine Chance, denn der Werfteigner Dittmann lehnt die Zusammenarbeit mit der Hofkammer ab. Das Gelände sei „belegt“ beziehungsweise „verkauft“, ließ er das Adelshaus bereits 2011 wissen, als die Hofkammer erstmals ihr Interesse bekundet hatte.

Willi Schmeh tritt in der Bodanwerft als Investor auf, man kann ihn auch einen Immobilienentwickler nennen. Aber nur von „High-Class-Immobilien“, darunter macht er es nicht. Der 55-jährige Kaufmann aus Deißlingen im Kreis Rottweil hat sein Immobiliengeschäft vom Vater übernommen. Seit Anfang der 90er Jahre macht er große Bauträgergeschäfte in Berlin und Dresden, in Stuttgart und München, im Allgäu und am Bodensee. Meist repräsentative Gebäude, die er renoviert oder neu erbaut.

Edwin Weiss, der Bürgermeister, ist noch vom alten Schlag. Der 64-Jährige packt die Sachen an, gibt dem Gemeinderat die Richtung vor. Der folgt ihm brav. Seit Sommer 2010 hat er die Sache vorbereitet. Den grundlegenden Beschluss für das Prestigeprojekt fasste der Kressbronner Gemeinderat am Montag der vergangenen Woche. Von 18 Räten waren elf für und sieben gegen den „Durchführungsvertrag“. Die Gegner sagen, sie hätten von der Verwaltung nicht genügend Informationen erhalten. Eine wirkliche und neutrale Abwägung aller Fakten, wie vom Gesetz gefordert, sei überhaupt nicht möglich gewesen. Den nächsten Schritt – die Verabschiedung des Satzungsbeschlusses, der den Bebauungsplan vorbereiten soll – will der Gemeinderat heute Abend folgen lassen.

Viele Kressbronner fühlen sich vorgeführt

Die Leidtragenden sind im Wesentlichen die 60 Beschäftigten der Werft, die zum 1. Juni 2011 in die Insolvenz geführt wurde. Sie haben nicht nur ihren Job verloren. Ein zuvor mühevoll mit dem Werfteigner Dittmann ausgehandelter Sozialplan in Höhe von 1,9 Millionen Euro war damit auch futsch. Auch viele Kressbronner fühlen sich vorgeführt. Drei Initiativen hatten die Bürger gegen das Projekt gegründet und 1700 Unterschriften gesammelt. Die Wutbürger aber wollten nicht nur protestieren, sondern mitbestimmen, was auf der früheren Werft gebaut wird. Auch der Petitionsausschuss des Landtages hat schon signalisiert, dass er nicht helfen kann.

Drei Tage, bevor der Gemeinderat seine wegweisende Entscheidung traf, wurde bekannt, dass es sehr wohl die Chance auf eine Alternative gegeben hätte. Es hieß, die Stadtwerke Konstanz mit ihrer Tochter, den Bodensee-Schiffsbetrieben (BSB), wollten am gleichen Standort eine neue Werft für 50 Millionen Euro erstellen. Der Stuttgarter Zeitung werden diese Pläne bestätigt. Der renommierte Karlsruher Verwaltungsrechtler Christian Kirchberg hatte im Namen der Bauträgerfirma Timon aus Ettlingen eigens der Änderung des Flächennutzungsplanes widersprochen, damit ein Werftbetrieb auch weiter möglich wäre. Unklar ist seitdem, warum der Bürgermeister Edwin Weiss (CDU) dem Gremium das Vorhaben vorenthalten hat. Er sei nicht bereit gewesen, die Entscheidung zu vertagen, denn er habe den Investor gar nicht gekannt und erst am Freitag vor der Beschlusssitzung davon erfahren, behauptete Weiss. Auch die bürgerliche Mehrheit aus CDU und Freien Wählern im Gemeinderat wollte von den Plänen nichts hören.

„Der Investor hat sich bei uns nicht gemeldet“, blaffte Weiss die Räte und die gut 100 Bürger an jenem Montag in der Sitzung an. Er wäre vermutlich überrascht zu erfahren, dass neben den Konstanzer Stadtwerken auch die Hofkammer des Hauses Württemberg als Investor bereitstünde. Das Haus Württemberg hatte sich bislang im Hintergrund gehalten, wäre aber nach Informationen der Stuttgarter Zeitung grundsätzlich bereit, das gesamte Gelände zu erwerben und zusammen mit den Stadtwerken Konstanz eine neue industrielle Werftanlage zu bauen.

Weniger Flächenverbrauch

Die Planungen umfassen zwei moderne Werfthallen mit einem Trockendock, ein Schiffsbaumuseum und eine Unterkunft für Betriebsangehörige. Eine Wohnbebauung wäre nicht vorgesehen. Allerdings soll ein Uferweg gebaut und der Bevölkerung so der Seezugang ermöglicht werden. Der Verbrauch an Fläche wäre nur halb so groß wie bei der von der Verwaltung favorisierten Planung. Doch die Pläne haben keine Chance, denn der Werfteigner Dittmann lehnt die Zusammenarbeit mit der Hofkammer ab. Das Gelände sei „belegt“ beziehungsweise „verkauft“, ließ er das Adelshaus bereits 2011 wissen, als die Hofkammer erstmals ihr Interesse bekundet hatte.

Und Bürgermeister Weiss gab selbst unter dem Protest der Kressbronner nicht klein bei. Auch nicht, als das Regierungspräsidium Tübingen die erste Planung mit 180 Wohnungen kassiert und die historischen Werfthallen für schützenswert erklärt hatte. Mit seinem Gemeinderat beauftragte Weiss ein Architekturbüro aus Nürtingen, das die Pläne auf 125 Wohnungen zusammenstutzte und diese auf sechs große Gebäude verteilte. Zu den Werfthallen legte das Büro ein skurriles „Haus-im-Haus-Prinzip“ vor, nach dem unter die Werfthallendächer auch Wohnhäuser einziehen sollten. Im Gegenzug, so das Versprechen, sollte die Gemeinde Kressbronn eine Uferpromenade und einen Seezugang erhalten. Da die zwölf Meter hohen Wohnblöcke das Areal aber zum See hin abriegeln, spricht der Volksmund schon heute von der „Kressbronner Mauer“.

Die Bodanwerft ist nicht nur die älteste, sondern auch die größte industrielle Werft am Bodensee. Im kommenden Jahr wäre sie 95 Jahre alt geworden. In all den Jahren war es dem Schiffsbaubetrieb nicht wirklich gut, aber auch nicht ganz schlecht ergangen. Immerhin gab die Werft vielen Menschen in Kressbronn Arbeit. Wann immer ein neues Kurs- oder Fährschiff am Bodensee gebaut werden musste, war die Bodanwerft erste Wahl. Die Sonnenkönigin, ein schwimmender Unterhaltungskasten, das größte und mit 13 Millionen Euro teuerste Schiff am Bodensee, ist hier gebaut worden. Auch sonst hatte die Werft immer Geschäft mit Neubauten sowie Reparaturen und Sanierungen von Kurs- und Fährschiffen. Auch so manches Schiff aus Bayern, der Schweiz und Österreich landete an. Mit einem guten Management hätte es noch lange so weitergehen können, waren sich Insider sicher, denn die Auftragsbücher waren voll. Im Krisenjahr 2009 sollen 18 millionenschwere Projekte akquiriert worden sein. Die Hälfte davon sah offenbar viel versprechend aus. Ähnlich gut ließ sich auch das Jahr 2010 an, wo angeblich sogar 23 Projekte anstanden.

Eine ganze Region ist fassungslos

Am 28. Dezember 2010 erklärte der Werfteigner Dittmann der geschockten Belegschaft, die Werft müsse schließen. Eine ganze Region war fassungslos. Was sollte nun werden? Der Bodensee braucht eine große industrielle Werft. Aber zu dem Zeitpunkt hatten die drei Männer wohl schon längst ihre eigenen Pläne geschmiedet. Schon am 20. Oktober 2010 hatte der Gemeinderat ohne großes Federlesen den Bebauungsplan für das 50 000 Quadratmeter große Areal geändert. Der Weg für die Luxusbebauung war damit vorgezeichnet.

Aber warum sollte der Werftbetrieb eingestellt werden? Das Problem für Vater Wilhelm und Sohn Robert Dittmann war seit Langem die Vorfinanzierung der Aufträge. Am Ende drückten den Betrieb Schulden von rund 16 Millionen Euro. Dittmann junior war es leid, immer wieder die Banken anzubetteln, um die Gelder für neue Projekte vorzustrecken. Manche meinen auch, der 39-Jährige habe einfach nie richtig Lust auf den Schiffsbau gehabt.

Dabei hätte Dittmann schon im August 2010 aller Sorgen ledig sein können, denn die Stadtwerke Konstanz wollten schon damals einen Neubau für 20 Millionen Euro auf dem Bodan bauen. Dann kam Dittmann mit merkwürdigen Vorschlägen. Am Ende wollte er die Werft mehr als hundert Meter in ein Naturschutzgebiet hinein verlegen. Am Ende waren die Stadtwerkebosse so verärgert, dass sie mit Dittmann nichts mehr zu tun haben wollten. Der Weg für den Investor Schmeh war geebnet.

Anfang 2014 soll der Bebauungsplan stehen

Aber auf Schmeh ist man nicht überall gut zu sprechen. Mit seinem Projekt „Wohnen mit Bäumen“ in Überlingen etwa, das dem Kressbronner Vorhaben sehr ähnlich ist, hat er so seine Probleme – und mancher Eigentümer mit ihm. Schmeh muss sich vor Gericht und außergerichtlich gegen unzufriedene Erwerber der teuren Wohnungen mit Seesicht wehren. Diese klagen über eine mangelhafte und wenig luxuriöse Ausstattung der vermeintlichen Hochpreiswohnungen. Die Mängel würden, wenn überhaupt, nur schleppend und auch mangelhaft behoben. Grundsätzlich werde jedweder Mangel in Abrede gestellt.

Schmeh bestreitet die Vorwürfe entschieden. Alle Wohnungen seien in dem „vertraglichen Zustand geliefert und abgenommen worden“. Richtig sei, dass sein Unternehmen gegen vier Eigentümer Klage „auf Zahlung des Restkaufpreises“ eingereicht habe. Er vermute, dass die Zahlung „durch den Verweis auf Mängel hinausgezögert werden soll“. Die Gegner der Bodan-Bebauung wollten auch nach der Entscheidung des Gemeinderats nicht aufhören, ihn „mit Lügen und Verleumdungen“ zu beschädigen, schreibt er weiter.

Wie dem auch sei: mit dem Ende dieses Jahres werden die drei Männer ihrem Ziel ein großes Stück näher gekommen sein. Schon Anfang 2014 soll der Bebauungsplan folgen. Aber werden sich auch Käufer für das edle Luxusquartier am See nebst Yachthafen finden? Der Investor Schmeh, so ist zu hören, akquiriert bereits eifrig bei der einschlägigen Klientel vermögender Stuttgarter und sondiert Termine mit Notaren.

Kressbronn -