Impfen in Stuttgart Betriebsärzte im Corona-Einsatz
Anfang Juni starteten Stuttgarter Unternehmen mit Coronaimpfungen. Bei Daimler, Bosch und Porsche wurden bereits tausende Mitarbeiter und teilweise auch viele Angehörige immunisiert.
Anfang Juni starteten Stuttgarter Unternehmen mit Coronaimpfungen. Bei Daimler, Bosch und Porsche wurden bereits tausende Mitarbeiter und teilweise auch viele Angehörige immunisiert.
Stuttgart - Knapp 60 Prozent aller Bundesbürger haben bislang ihre erste Corona-Impfung bekommen, fast die Hälfte ist vollständig geimpft. Ein Baustein der Kampagne sind seit Anfang Juni auch Firmen und deren Betriebsärzte. Bei einigen Betrieben in Stuttgart werden nicht nur Mitarbeiter, sondern auch deren Angehörige immunisiert.
Dank eines Zusatzkontingents des Vakzins von Johnson & Johnson beginnt Porsche in diesen Tagen, Familienmitglieder von Mitarbeitern zu impfen. Verabreicht wird das Kontingent am Firmenstammsitz in Zuffenhausen. Dort betreibt die Sportwagenschmiede ein Impfzentrum, ein zweites gibt es am Standort in Weissach. Seit Anfang Juni mit den Immunisierungen begonnen worden ist, haben rund 4000 Beschäftigte die erste Spritze mit Biontech bekommen. Weitere 500 nahmen die Einmalimpfung mit Johnson & Johnson in Anspruch. Zunächst hatten diejenigen Beschäftigten, deren Anwesenheit in der Firma zwingend erforderlich ist, ein Angebot bekommen. In einer zweiten Stufe war das Angebot auf alle übrigen Mitarbeiter ausgeweitet worden. Mit der Einbeziehung der Angehörigen folgt nun die dritte Stufe. „Das Impfen ist für uns und unsere Betriebsmedizin der wichtigste Baustein, um unsere Mannschaft gut in der Pandemie zu schützen, gerade auch mit Blick auf die Delta-Variante“, sagt Andreas Haffner, Vorstand für Personal- und Sozialwesen.
Die Firma Bosch hat am 8. Juni mit den Impfungen im Unternehmen begonnen. Bisher wurden an den Standorten in Deutschland rund 30 000 Mitarbeiter geimpft. An einigen Standorten bekamen auch Angehörige von Mitarbeitern oder Beschäftigte von kleineren Partner- und Zuliefererbetrieben eine Spritze. Demnächst sollen die Zweitimpfungen starten. Zum Einsatz kommen überwiegend Vakzine von Biontech und Johnson & Johnson. Bosch setzt dabei in erster Linie auf sein 200-köpfiges medizinisches Team, zu dem circa 50 Betriebsärzte gehören. „Die Betriebsärzte von Bosch haben langjährige, umfangreiche Erfahrung mit Impfungen,“ sagt der leitende Werkarzt Falko Papenfuß. Unter anderem gebe es jedes Jahr Grippeschutzimpfungen für die Beschäftigten.
Laut Bosch können täglich bis zu 6000 Menschen geimpft werden. Allein auf dem Gelände des Forschungszentrums in Renningen seien bis zu 1400 Immunisierungen pro Tag realisierbar. Um an kleineren Standorten ebenfalls Angebote machen zu können, gebe es mobile Impfteams. Ziel sei es, allen rund 130 000 Beschäftigten in Deutschland ein Angebot zu machen.
Auch bei Daimler laufen die Immunisierungen auf Hochtouren. Laut einem Firmensprecher ist bereits in der vergangenen Woche mit Zweitimpfungen begonnen worden. An den deutschen Standorten seien insgesamt 70 Werksärzte sowie 200 medizinische Fachangestellte im Einsatz. Bei ausreichender Impfstoffverfügbarkeit wären deutschlandweit täglich mehr als 3000 Impfungen möglich. „Jede Impfung zählt, denn sie schützt einen selbst und andere“, sagt Wilfried Porth, Vorstand für Personal und Arbeitsdirektor der Daimler AG. Was aktuelle Zahlen und Details zu den Impfstoffen angeht, hält sich der Stuttgarter Automobilhersteller bedeckt. Wegen des Mangels an Vakzinen musste in Deutschland der Start der betrieblichen Immunisierungen immer wieder verschoben werden. Viele Firmen hätten mehr Mitarbeiter impfen können, wenn es mehr Impfstoff gegeben hätte. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums wurden bis Mitte Juli rund vier Millionen Impfdosen an Betriebsärzte ausgeliefert. Künftig, so geht aus einer Kabinettsvorlage des Sozialministeriums hervor, sollen in Baden-Württemberg Betriebsärzte und Impfzentren enger zusammenarbeiten. So könnten Betriebsärzte Arbeitnehmer statt in der Firma auch im Impfzentrum impfen – viele kleinere und mittlere Firmen haben nämlich nicht die Möglichkeit, Impfstoffe im Unternehmen schnell zu verabreichen.