Im Rahmen von „Plochingen blüht auf!“ bietet Andy Steiger im Jugendzentrum einen Improvisationstheater-Workshop an. Was kann der Jugendlichen bringen?

„Impro-Theater ist magisch, aber es ist keine Zauberei. Man kann vieles ausprobieren, lernen und üben – Hauptsache, man traut sich“, betont Andy Steiger, der selbst seit über 20 Jahren Improvisationstheater spielt. Bei dieser ganz speziellen Theaterkunst werden nicht vorher einstudierte Szenen gespielt, die spontan auf der Bühne entstehen. Im Rahmen des Projekts „Plochingen blüht auf!“ bietet der Kreisdiakonieverband Esslingen am Samstag, 19. November, im Jugendzentrum Plochingen einen kostenlosen Workshop „Improvisationstheater für Jugendliche“ unter der Leitung von Andy Steiger an. „Das ist ein Projekt, das zum Ziel hat, gerade Jugendliche nach der Coronazeit wieder zu mobilisieren und in den öffentlichen Raum und zur Interaktion miteinander zu bringen“, führt Andreas Caspar vom Kreisdiakonieverband aus.

 

Schauspiel- oder Theatererfahrung sind keine Voraussetzung für die Teilnahme am Workshop, und keiner muss – wie in einer Bühnen-Impro-Show von Profis – auf Zuruf und aus dem Stegreif eine Szene improvisieren. „Man sollte nur Neugier und Spielfreude mitbringen“, betont Andy Steiger. Der Kurs richte sich keineswegs an wortgewandte Rampensäue, im Gegenteil: „Ein Stand-Up-Comedian, der sich allein auf der Bühne produzieren und seine Witze erzählen möchte, passt nicht zum Improvisationstheater, das immer ein Gemeinschaftserlebnis ist“, betont Steiger.

Selbstbewusstsein soll gestärkt werden

Dass die Mitspielerinnen und Mitspieler von dieser improvisierenden Bühnenkunst profitieren, ist für den Workshop-Coach unbestritten: „Man wächst, man wird groß und stark und selbstbewusst.“ Dass man auf der Bühne in unterschiedlichste Rollen schlüpfen darf, fördere die Persönlichkeit, so Steiger: „Man darf vielleicht auch mal etwas sein, was man sich sonst nicht traut. Gerade die Leisen und Schüchternen können auch mal den Ton angeben.“

Andy Steiger ist überzeugt davon, dass man auf der Impro-Bühne fürs Leben lernen kann: „Man lernt, zuzuhören. Man lernt, sich zurückzunehmen. Man schöpft Mut, auch mal nach vorne zu gehen. Man lernt, kreativen Ideen spontan nachzugehen, intuitiv und schnell zu reagieren. Und man lernt, ganz im Moment zu sein.“ Andreas Caspar ergänzt: „Damit eine Szene gut wird und allen Spaß macht, ist es beim Impro-Theater wichtig, auf die anderen Mitspielenden zu achten, verbal und non-verbal. Das ist Achtsamkeit, die Freude macht und die über das Theater hinausreichen kann.“

Neben vielen praktischen Übungen gibt es beim Workshop auch Tipps für gelingende Stegreif-Szenen, erzählt Andy Steiger. „Einer heißt ‚Annehmen und hinzufügen.‘ Wenn mein Gegenüber fragt: ‚Sollen wir in die Höhle gehen?‘, dann sage ich: ‚Ja, und wir nehmen die Taschenlampen mit, damit wir den Schatz finden können.‘ Mit diesem ‚Ja, und …‘ geht die Geschichte weiter. Wenn ich aber sage: ‚Nein, da ist doch gar keine Höhle‘, dann blockiere ich, und die Szene wäre hier zu Ende.“ Das sei, so Steiger, etwas, das sich durchaus aufs gesellschaftliche Leben übertragen lasse: „Wenn ich andere und ihre Ideen immer blockiere, geht es nicht vorwärts.“ Und auch ein weiterer Impro-Grundsatz – „Follow the fear“, also „Geh‘ dahin, wo die Angst ist“ – lasse sich prima im Alltag einsetzen: „Wer immer nur da bleibt, wo es sicher ist, dem passiert in der Regel nichts Spannendes“, plädiert Andy Steiger dafür, hin und wieder die persönliche Komfortzone zu verlassen.

Keine Angst vor Sprachlosigkeit

Dabei müsse niemand Angst davor haben, dass ihn auf der Bühne Intuition und Inspiration im Stich lassen: „Bei einer improvisierten Szene muss einem gar nichts einfallen, es muss einem nur etwas auffallen. Irgendetwas ist immer da, über das ich sprechen kann: ein Kapuzenpulli, die Schuhe, das Licht.“ Außerdem erhalte man im Fall der Fälle immer Beistand durchs Ensemble: „Irgendeiner hat immer eine Idee. Wenn mir die Stimme versagt, kommt die Kollegin und erklärt einfach: ‚Oh, das Mikrofon ist kaputt‘, und die Szene ist gerettet.“

Andy Steiger verspricht, dass auch Bühnenanfängerinnen und -anfänger beim Improvisationstheater sehr schnell Fortschritte machen: „Wer das Geigenspiel beginnt, muss erst mal sehr viel üben, bevor eine schöne Melodie herauskommt. Beim Impro-Theater kann man sehr schnell sehr viel Spaß haben. Man muss keinen Text lernen und braucht deshalb auch keine Angst zu haben, seinen Text zu vergessen.“

gemeinsam auf der Bühne

Der Coach
Andy Steiger ist seit über 20 Jahren begeisterter Impro-Theater-Schauspieler bei den Gruppen „Neckarwerke“, „Krimiwerke“ und „Neckarzwerge“, die regelmäßig im Esslinger Kulturzentrum Dieselstraße und im Stuttgarter Kulturwerk auftreten. Er ist Erzieher, leitet einen Kindergarten und hat mit „Targi“ vor zehn Jahren einen Kartenspiel-Bestseller entwickelt.

Der Workshop
Der Kurs „Impro-Theater für Jugendliche“ des Kreisdiakonieverbands Esslingen findet am Samstag, 19. November, von 14 bis 17 Uhr im Jugendzentrum Plochingen (Wilhelmstraße 26) statt. Er richtet sich an Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist erforderlich per E-Mail an: plochingen-blueht-auf@kdv-es.de.