Filmregisseur Jochen Laube und Andreas „Bär“ Läsker, Manager der Fantastischen Vier, sind beim Scala in Ludwigsburg eingestiegen. Was bedeutet das für den traditionsreichen Veranstaltungsort? Läsker bringt jedenfalls einige Ideen mit. Und vielleicht die Fantas?

Ludwigsburg: Andreas Hennings (hen)

Warum die Fantas nicht mal im Scala proben – und warum sie nicht im Schlosshof auftreten lassen? Es wäre doch schön, wenn wir auch den Ehrenhof nutzen könnten.“ Dass Andreas „Bär“ Läsker, seit mehr als 30 Jahren Manager der Fantastischen Vier, ein Mann voller Visionen ist, ist nicht neu. Neu ist allerdings, dass er diese nun auch in Ludwigsburg, seiner Heimatstadt, ausleben kann. Der 58-Jährige ist – wie Filmproduzent Jochen Laube – seit wenigen Wochen neuer Gesellschafter beim Scala.

 

Die Geschäftsführer der Kult-Lokalität in Ludwigsburg, Frank Eckstein und Edgar Lichtner, dürfen sich damit über namhafte Unterstützung freuen. Die Zahl der Gesellschafter steigt auf vier, Horst Jung und Manfred Rüdisühli bleiben Teil des Teams. Gemeinsam wollen sie Konzepte fürs Scala entwickeln, um die Menschen weiterhin anzulocken. „Das Scala ist ein Konzert- und Lichtspielhaus. Uns war daher wichtig, dass wir beide Seiten abdecken. Also haben wir geschaut, wer da fruchtbare Impulse geben kann“, sagt Frank Eckstein. Man sei dann bewusst auf Läsker und Laube zugegangen, da sie in der Musik- beziehungsweise Filmszene tief verwurzelt sind. Dass es personelle Veränderungen gibt, habe dabei nichts mit dem Tod von Gesellschafter Rolf Iseler im Februar zu tun. „Das war schon vorher angedacht und Rolf war da voll involviert und mit Überzeugung dabei.“ Dass beide zugesagt haben, darüber ist Eckstein froh. „Sie haben, denke ich, gemerkt, dass ihre Impulse hier nicht verpuffen werden.“ Sowieso seien es ja Herzensentscheidungen beider gewesen.

Zusage innerhalb weniger Sekunden

In der Tat gaben „Bär“ Läsker und Jochen Laube schnell grünes Licht. „Es war ein kurzes Wow, dann habe ich zugesagt“, so Laube. Läsker spricht von „vielleicht vier Sekunden“ bis er Antwort gab. Kann er mit der Aufgabe doch all das vereinen, mit dem er in den vergangenen 35 Jahren zu tun hatte: Veranstaltungen, Musik, Marketing, Promotion, ...

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Für die neuen Gesellschafter ist die Aufgabe ein Heimspiel. Beide wuchsen in Ludwigsburg auf, beide wohnen auch hier. Laube schon länger, Läsker ist jüngst zurückgekehrt. Im Vergleich zu seinem bisherigen Wohnort Stuttgart würden die Menschen in Ludwigsburg mehr Lebensfreude ausstrahlen, so sein subjektiver Eindruck. Und es sei schön zu sehen, wie sich Ludwigsburg entwickelt habe. In den 1980ern „extreme Drogenstadt“. Heute eine lebens- und liebenswerte Stadt, „die zum Glück festgestellt hat, dass sie vor den Toren Stuttgarts ein eigenes kulturelles Leben haben kann.“

Persönliche Vergangenheit mit dem Scala

Das Scala dürfte dabei kein unbedeutender Motor gewesen sein. Das wissen „Bär“ Läsker und Jochen Laube. Beide verbindet auch ein emotionaler Bezug zu dem beliebten Veranstaltungshaus. Läsker wuchs mit dem Scala auf, war immer wieder als Besucher dort – vor allem in der Zeit, in der es als Kino diente. „Es ist ein wunderschöner Raum, der mitten in der Stadt liegt und bei dem sich niemand über Lärm beschwert, weil die Stuttgarter Straße sowieso laut ist“, sagt er. Und dank der modernen Technik und der guten Akustik sei das Scala für Eventmänner wie ihn sowieso „ein Traum“.

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Jochen Laube riss im Scala als Schüler die Eintrittskarten ab. „Das hat mich sicher geprägt und meinen Wunsch gestärkt, an die Filmakademie zu gehen“, blickt der 44-Jährige zurück. Damals habe er kein Geld bekommen. Dafür konnte er kostenfrei die Filme ansehen. Heute ist Laube, wie es auch Frank Eckstein ausdrückt, einer der renommiertesten Filmproduzenten der Region. 2019 verankerte er am Scala das Filmfestival Lichtspielliebe, das im Herbst seine Fortsetzung finden wird. Dabei wird weniger der Film gefeiert, sondern das Kino als Stätte. „Gerade nach Corona brauchen wir Ideen, wie wir die Menschen wieder in die Kinos bekommen.“

Erste Konzepte sind bereits in Arbeit

Wohin steuert das Scala also? Klar ist: An der Ausrichtung ändert sich wenig – es bleibt bei Einzelveranstaltungen zu bestimmten Themen. Angedacht ist, Film und Musik noch intensiver zu vereinen. Was sonst möglich sein wird, ist offen. An Impulsen dürfte es nicht mangeln, eine Neuausrichtung aber braucht’s nicht. „Hier liegt ja nichts im Argen“, betont Laube. Da man zuletzt gut gefahren sei, sei der ganz große Druck nicht da, dass neue Ideen gleich zünden müssten.

Von „Qualitätssicherung“ spricht auch „Bär“ Läsker, angesprochen auf die nächsten Schritte. Drei Konzepte fürs Scala hat er bereits ausgearbeitet, eines seinen Mitstreitern am Mittwoch vorgestellt. „Die Resonanz war positiv“, so der Musikmanager. Zu verkünden gibt’s noch nichts, an der möglichen Umsetzung sollte es aber nicht scheitern. „Wir haben wirklich eine sehr gute Truppe beisammen“, so Läsker. Diese Begeisterung sollen auch die Besucher spüren – ob nun mit oder ohne die Fantastischen Vier. Eckstein: „Sie spielen in den Überlegungen eine Rolle. Aber bei Projekten, die nichts mit ihnen zu tun haben, möchten wir genauso glänzen.“

Das Scala – ein traditionsreicher Veranstaltungsort

Historie
Das Scala in Ludwigsburg existiert seit Anfang des 20. Jahrhunderts und gilt als ältester Ort für Theater, Konzerte und Kino in der Stadt. Der Saal für 400 Zuschauer versprüht den Charme früherer Jahrzehnte. Vor Corona waren immer wieder finanzielle Schwierigkeiten zu bewältigen.

Nutzung
Davon, über mehrere Wochen Kinofilme zu zeigen, sind die Verantwortlichen abgerückt. Stattdessen geht es ihnen darum, qualitativ hochwertige Einzelveranstaltungen zu bestimmten Themen auf die Beine zu stellen.