Hotel, Metzgerei, Gastronom und bald auch Selbstbedienungsladen an sieben Tagen pro Woche – beim „Bären“ im Marbach (Kreis Ludwigsburg) macht man aus der Personalnot eine Tugend.
Was macht man, wenn große Teile der Belegschaft im Rentenalter sind, bald in Rente oder in Mutterschutz gehen und neue Mitarbeiter auch nach langem Suchen nicht zu finden sind? Für Laura Pfannkuch vom Hotel-Restaurant Bären mit angeschlossener Metzgerei ist die Lösung klar: „Wir bauen unsere Metzgerei zu einem modernen Selbstbedienungsladen um.“
Die ausgebildete Fleischerin und Köchin sorgt in dem seit 1907 in Marbach existierenden Familienbetrieb, zu dem außer der Metzgerei auch ein Wirtshaus mit kleinem Hotelbetrieb gehört, schon seit etlichen Jahren zusammen mit ihrem Mann Hannes für frischen Wind. Im Frühjahr 2021 begann die Jungunternehmerin mit dem Umbau der Küche und der Wirtschaft – und erweiterte das Angebot. Der Bären bietet seither von Mittwoch bis Samstag auch für Menschen, die nicht im Hotel übernachten, ein Frühstück mit regionalen und teils selbst erzeugten Produkten an. Mittwochs, donnerstags und freitags wird der Bären zum Mittagslokal, donnerstags und freitags auch noch zum Kaffeelokal. Um als Mutter von drei Jungs das alles unter einen Hut bringen zu können, wurde die Metzgerei verkleinert und das Sortiment reduziert, was dabei hilft, die Produktionstage zu verkürzen.
Klassisches Metzger-Sortimentin Selbstbedienung
Nun folgt der nächste Schritt: Ab dem 11. Oktober wird die Metzgerei zu einem modernen Selbstbedienungsladen umgebaut, in dem das klassische Sortiment des Bären angeboten wird: Geflügel vom Dangelhof, Schwäbisch-Hällisches Landschwein, Boeuf de Hohenlohe, Bio-Heumilchkäse ebenfalls aus Hohenlohe... – und natürlich die legendären Maultaschen: „Im Prinzip das, was wir bislang auch hatten, vielleicht noch ein bisschen mehr aus der Küche“, erklärt Laura Pfannkuch.
Die Metzgerei werde beim Umbau ein wenig verkleinert, die Wirtschaft im Gegenzug etwas vergrößert. Von dort aus soll es einen Durchgang in den Laden geben. Der soll an sieben Tagen pro Woche bis in die Nacht hinein geöffnet haben. „Ob wir die ganze Nacht offen lassen, ist derzeit noch nicht klar“, sagt die Marbacherin.
Es soll familiär und transparent bleiben
Bedenken wegen möglichen Diebstahls, wie er in diversen Selbstbedienungsläden im Stil von Tante M oder auch in Hofläden in der Region immer wieder vorgekommen ist, hat sie nicht. „Wir werden Kameras installieren und auch die Möglichkeit einrichten, dass man je nach Uhrzeit nur mit seiner EC-Karte Eintritt erhält.“ Überhaupt sei der neue Selbstbedienungsladen, der nach der Umbauphase voraussichtlich ab 20. November öffnen soll, generell nicht mit Tante M vergleichbar. „Wir sind im Hintergrund immer da – und wir wollen, dass es familiär und transparent bleibt“, betont sie.
Wer mit dem Selbstbedienungssystem nicht klar komme, könne entweder die Zeiten nutzen, in denen persönlich jemand im Laden anwesend sei – oder in der Gastwirtschaft Dosen und Gläser mit leckeren, zum Teil auch vegetarischen und veganen Inhalten erwerben, die in der Bärenküche hergestellt werden. Egal, ob Kalbsrahmgeschnetzeltes, Wildragout oder Kürbiscurry: Bei allem werde auf möglichst regionale Produkte in hoher Qualität geachtet. Längerfristig plane man auch ein Bestellsystem, sagt die Marbacherin.
Wettbewerber sieht keine Gefährung des eigenen Betriebs
Bedenken seitens der Stadt wegen der langen Öffnungszeiten sieht sie nicht, mit der sei man im Gespräch. Der Marbacher Bürgermeister Jan Trost schränkt allerdings ein, der Bären sei nicht auf der grünen Wiese, sondern inmitten von Wohnbebauung. In Höpfigheim etwa führte das bei einem Tante-M-Laden dazu, dass der nur bis 22 Uhr geöffnet haben darf. Dieser Laden hat allerdings auch ein deutlich größeres Sortiment. In Marbach, sagt Trost, sei noch nichts Näheres über die Pläne bekannt, deshalb könne er dazu auch nicht viel sagen.
Und was hält der Backnanger Fritz Kühnle, der in Marbach nur wenige Meter entfernt eine Filiale seiner Metzgerei betreibt, davon, dass man im Bären jetzt auch am Wochenende und spät am Abend einkaufen kann? „Ich habe damit kein Problem. Wir haben ja zum Glück eine freie Marktwirtschaft, in der jeder selbst entscheiden kann, wie er seine Produkte anbietet“, sagt er kurz und bündig.