Der Lebenslauf ist im 20. Jahr wieder zum großen Familienfest geworden. Im Mittelpunkt stehen der Sport – und die Information über die unheilbare Krankheit Mukoviszidose. Dauerläufer kommen ebenso wie Spaziergänger, Familien und Schulen.

Ditzingen - Alles ist für Muko-Patienten, ihre unheilbare Krankheit Mukoviszidose ist das Thema des Ditzinger Lebenslaufes. Die Hilfe für Betroffene kommt Runde um Runde zusammen, wenn Tausende Läufer auf die Strecke gehen. Der Benefizlauf hat am Sonntag zum 21. Mal stattgefunden – mit Unterstützung von rund 200 Helfern und vielen Sponsoren; die Stuttgarter Zeitung ist Medienpartner. 4727 Läufer absolvierten 63 578 Kilometer, das sind neue Rekordzahlen.

 

Der Start

Die sechs Duz-Kollegen Monika, Fritz, Julia, Nadine, Eugen und Torsten von der Firma OVE aus Weil im Schönbuch stehen Punkt 8.30 Uhr beim ersten Start vorne. „Einfach so für eine gute Sache“ laufen sie mit, sagen sie. Dann feuert Manfred Schröder den Startschuss ab. Er hat den Lebenslauf mit begründet.

Schnelle Bäcker

Um 9 Uhr versammeln sich mehr als 100 Leute in orangefarbenen T-Shirts am Start – für Bäcker mitten am Tag. Zum ersten Mal hat Trölsch aus Münchingen 800 Angestellte zum Mitmachen aufgerufen. Wie lange er selbst laufen will? Peter Trölsch lacht und meint „so lange ich kann“. Er lädt hinterher zum Essen ein und überweist eine ansehnliche Spende. Der Lebenslauf ist auch ein Treffen für Dutzende andere Firmen und ihre Beschäftigten. Mit dabei sind auch Geze, die Börse Stuttgart, Vector, Trumpf und Banken. 1800 Kilometer haben sich etwa die 120 Mitarbeiter von Thales vorgenommen.

Das Rathaus rennt mit

Auch ein anderer Chef hat das Laufzeug angezogen: Michael Makurath, der Ditzinger Oberbürgermeister, geht um 11 Uhr mit auf die Strecke. Zuvor überreicht er einen Scheck: 500 Euro Spende freuen die Veranstalter. Schröder hat das blaue Laufshirt des Mukoviszidose-Vereins dabei. Makurath streift es über sein weiß-rotes.

Hunderte Kinder aus Schulen

Große Gruppen kommen auch aus den Schulen von Ditzingen und Umgebung. Die 170 Gymnasiasten aus der Glemsaue haben ein Heimspiel. Fitness sei ein Lebensziel, sagt ihre Sportlehrerin Natalie Kaske, das wolle der Schulsport vermitteln. Vor allem die Leistungen der Jüngeren seien beachtlich, teils bis zu zwölf Kilometer. „Am Montag lassen wir den Sportunterricht langsam angehen, da spüren viele den Lauf noch.“ Eberhard Kammerer, der Rektor der Schule in Hemmingen, ist auch dabei, mit 130 Schülern und Eltern. Der Chef aber pausiert: Kammerer hat sich in der vergangenen Woche verletzt – beim Lauftraining.

Botschaft am Morgen

Wer um 8 Uhr auf dem Platz war, vergisst die Botschaft des evangelischen Jugendreferenten Michael Bayer nicht. „Jesus ist ein Mitläufer“, sagt er, „er hat die Jogginghose an und geht mit uns an den Start.“ Bayer dankt allen, die seit 1999 mitgelaufen sind und mitgeholfen haben, um Muko-Kranken zu helfen. Das Vaterunser-Gebet als rockiges Lied geht ins Ohr – der Auftakt für die Bands, die den Tag über spielen.

Die Bananenfrauen

Raus aus der Pappkiste, jede einzelne von der anderen trennen, schälen, drei auf einmal schneiden: Im Verpflegungszelt richten Sabine Renker, Lisa Obermann und Nathalie Deeg Bananen her. Wie viele es sind? Das weiß keiner. Auch die Sprudelkisten hat niemand gezählt. Bernd Maierhofer packt sie vom Lastwagen herunter auf die Rampe, andere machen jede Flasche auf und schleppen sie ins Zelt. Sabrina Zaiser, 35, koordiniert das Team zum x-ten Mal – das zwei Wochen vor der anstehenden Entbindung. Ihre Familie ist ein Beispiel für das Engagement ganzer Clans: Ihre Schwester hilft am Getränkeausschank, die Mutter am Maultaschenstand. Manfred Schröders Söhne sind auch dabei. Jonathan versorgt die Musiker, Maximilian ist für den Einsatz der vielen Ordner zuständig.

Die Auf- und Abbauer

Rita Müller (60) und ihr Mann Hans (66) aus Löchgau sind Helfer der ersten Stunde und Mitbegründer des Lebenslaufs. Hans Müller, als früherer Bauhofchef in Löchgau zum Universalhandwerker geworden, ist mit zahlreichen Mitstreitern für die Spülmobile und deren Betrieb verantwortlich. Seine Frau kümmert sich um die Tische für die Anmeldung, Tochter Julia um den „Innenausbau“ des Verpflegungszeltes. „Das ist das Richtige für mich als Raumausstatterin“, sagt die 30-Jährige lachend. Motivation für alle drei: die Krankheit von zwei Kindern beziehungsweise Brüdern.

Drei Brüder als Team

Noch nicht so lange, aber voller Energie dabei sind die Wolf-Brüder aus Ditzingen. Alexander, Joachim und Frank stellen am Samstag Informationszelte auf. Andere der 60 Aufbauhelfer schleppen mehr als 150 Klapptische und doppelt so viele Bänke, hängen Transparente auf, kümmern sich um den Kuchenstand, und vieles mehr. Am Sonntag wird von 16 Uhr an bis in den Abend hinein alles wieder aufgeräumt. Sicher verstauen bis zum nächsten Mal. Der 22. Lebenslauf ist schon im Visier. Er ist im Frühjahr 2020.