Norbert J. Leven, der langjährige Chef der Filder-Zeitung, widmet sich von August an neuen Aufgaben. Seine Nachfolge treten Judith A. Sägesser und Rüdiger Ott an.

Filder - Seit 1981 begleitet und leitet Norbert J. Leven die Geschicke der Filder-Zeitung. Damals regierte in Bonn noch Helmut Schmidt, Lady Diana und Prinz Charles gaben sich das Ja-Wort und die US-Serie „Dallas“ lief zum ersten Mal im deutschen Fernsehen. Am vergangenen Dienstag wurde Norbert J. Leven (das J. steht übrigens für Johannes) in der Echterdinger Zehntscheuer aus seinem Amt verabschiedet. Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie Kolleginnen und Kollegen von der Filder-Zeitung und der Redaktionsgemeinschaft aus Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten erwiesen ihm die Ehre.

 

Doch es war nur ein halber Abschied: Norbert J. Leven bleibt seiner Profession treu und wechselt den Aufgabenbereich. Künftig wird er für die Partnerzeitungen der Stuttgarter Nachrichten die Leser jeden Tag mit den neuesten Nachrichten aus der Welt, aus Deutschland und natürlich auch von den Fildern versorgen.

Vor den Karren konnte den Vollblut-Journalisten niemand spannen

Der Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung, Joachim Dorfs, begrüßte gemeinsam mit seinem Kollegen Wolfgang Molitor, dem stellvertretenden Chefredakteur der Stuttgarter Nachrichten, die 70 geladenen Gäste. Dorfs würdigte den „seriösen Journalismus“, den Norbert J. Leven während der dreieinhalb Jahrzehnte praktiziert hat. „Er lobt, wenn es die Kommunalpolitiker verdient haben; er kritisiert, wenn sie es verdient haben.“ Der StZ-Chefredakteur sprach von der ruhigen und pragmatischen Art von Norbert J. Leven. „Aber er kann auch wütend werden. Dann, wenn Politiker oder Wirtschaftsvertreter versuchen, ihn vor ihren Karren zu spannen oder gar hinters Licht zu führen. Dann schreibt er einen Kommentar, der sich gewaschen hat – und ist gespannt, wie der Angesprochene reagieren wird.“

Im Anschluss an Dorfs ergriff der Leinfelden-Echterdinger Oberbürgermeister Roland Klenk das Mikrofon: „Wenn Herr Leven im Gemeinderat den Füllfederhalter zuschraubte und weglegte, sich zurücklehnte und die Arme verschränkte, wusste man, dass er die Arbeit beendet hat und man keine Chance mehr bekam, in die Zeitung zu kommen.“ Klenk verwies auf das breit gefächerte Netzwerk von Norbert J. Leven. „Wenn wir nicht öffentlich getagt haben, wusste er trotzdem Bescheid.“

Auch Klenk erinnerte an die Anfänge von Norbert J. Leven bei der Filder-Zeitung: „Vor 35 Jahren hat der Gemeinderat Leinfelden-Echterdingen beschlossen, dass die Nord-Süd-Straße gebaut wird. Noch sind wir damit allerdings nicht fertig – wir arbeiten immer noch daran.“ Dieser lokalpolitische Dauerbrenner beschäftigt die Redaktion der Filder-Zeitung tatsächlich seit Jahrzehnten.

Unter den Dank mischt sich auch Kritik

Klenk hob besonders die Diskretion von Norbert J. Leven hervor: „Bei Ihnen blieben Hintergrundgespräche wirklich Hintergrundgespräche. Sie haben einen nie in die Pfanne gehauen. Wenn man in einem Ihrer Kommentare schlecht wegkam, dann hatte man es auch verdient.“

Norbert J. Leven bedankte sich in seiner Rede für das Lob, das er bekommen hatte, verwies aber darauf, dass das gesamte Redaktionsteam zur Qualität der Filder-Zeitung beitrage. Besorgt zeigte Leven sich über die Entwicklung der Medienlandschaft. Er sah die unabhängige Berichterstattung auf den Fildern als gefährdet an. Unter anderem würden die Amtsblätter die einzige unabhängige Lokalzeitung in der Filderregion schwächen. Er sagte: „Inzwischen rüsten die Rathäuser publizistisch noch weiter auf, indem sie auf ihren Internetseiten und in den sozialen Netzwerken selbst Nachrichten verbreiten.“ Hinzu komme der Verlust an Anzeigen, die zunehmend in kostenlos verteilte Printmedien abwandern, während Interessenverbände der Wirtschaft die publizistische Wirkung von Zeitungsartikeln nutzen wollten.

Gleichzeitig sei festzustellen, dass von Vereinen und anderen Organisationen zunehmend andere Medien wie das Amtsblatt, die verschiedenen Homepages oder Facebook genutzt würden. Am Ende seiner emotionalen Ansprache wünschte Norbert J. Leven seinen Nachfolgern Judith A. Sägesser und Rüdiger Ott viel Erfolg. Sie mögen auf diese Herausforderungen eine Antwort suchen und finden und die Filder-Zeitung in eine gute Zukunft führen.

Die Nachfolge tritt ein Tandem an

Der Weggang von Norbert J. Leven nach 35 Jahren wird für die Filder-Zeitung nicht leicht zu verkraften sein, keine Frage. Schließlich bedeuten dreieinhalb Jahrzehnte Berufserfahrung einen Einblick in Themen, der seinesgleichen sucht, und ein einzigartiges Gespür für Geschichten, die die Menschen vor Ort beschäftigen. Die Fußstapfen, die er hinterlässt, sind groß. Gleichwohl werden mit Judith A. Sägesser und Rüdiger Ott zwei Journalisten seine Nachfolge antreten, die ebenfalls in dieser Hinsicht keine unbeschriebenen Blätter sind und nicht nur bestens auf der Filderebene vernetzt sind, sondern sich ihr auch verbunden fühlen.

Judith A. Sägesser hat als Praktikantin erste Schreibversuche bei der Filder-Zeitung gewagt, da war die Redaktion noch an der Scharrstraße in Vaihingen beheimatet. Bis heute ist die 36-jährige Journalistin der Filderebene treu geblieben. Während der vergangenen zehn Jahre berichtete sie für den Lokalteil BLICK VOM FERNSEHTURM aus Degerloch, Birkach, Plieningen und Sillenbuch. Dass Judith A. Sägesser Journalistin werden wollte, wusste sie schon nach dem Abitur. Ihr Volontariat absolvierte sie nach ihrem Magister-Studium in Tübingen in den Fächern Politikwissenschaft und Germanistik. Judith A. Sägesser ist verheiratet und hat ein Kind.

Auch Rüdiger Ott sammelte seine ersten journalistischen Erfahrungen bei der Filder-Zeitung, deren Räume damals hinter einer Erdgeschoss-Glasfront an der Hauptstraße in Echterdingen untergebracht waren. Für den 39-Jährigen folgte ebenfalls der BLICK VOM FERNSEHTURM und vor einigen Jahren die Rückkehr zur Filder-Zeitung, diesmal aber zuständig für die Stuttgarter Stadtbezirke Vaihingen und Möhringen. Aufgewachsen auf dem Fasanenhof, ist er qua Geburt Filderer, auch wenn diese, man möge es ihm nachsehen, aus der Sicht mancher auf der falschen Seite der Autobahn geschehen sein mag.

Augenmerk liegt auf mulitmedialer Berichterstattung

Judith A. Sägesser und Rüdiger Ott werden in Teilzeit arbeiten und sich die Leitungsposition der Filder-Zeitung teilen. Vom 1. August an werden sie wie ihr Vorgänger den Menschen vor Ort verlässliche Ansprechpartner sein, neutral berichten und doch meinungsstark sein, wo nötig kritisch hinterfragen, sich aber auch für das Wohl der Filderkommunen einsetzen. Dabei haben die beiden nicht nur die kleinen Geschichten und die große Politik im Blick, sondern auch die Herausforderungen, mit der sich die Branche konfrontiert sieht. So gilt ihr Augenmerk der multimedialen Berichterstattung und einer Ausweitung des Onlineangebots.