In anderen Stadtbezirken sprudelt das Wasser, in Hedelfingen sind jedoch seit vielen Jahren die vorhandenen Brunnen staubtrocken – sehr zum Ärger des Bezirksbeirats.

Hedelfingen - Knapp 40 Grad Celsius, Sonne pur, Hitze – in Hedelfingen lechzen alle nach erfrischender Kühle und Wasser. Doch der Stadtteil am Neckar, durch den – unterirdisch – der Katzen- und der Dürrbach fließen, liegt auf dem Trockenen: Der Brunnen am Platz gegenüber des Rathauses ist abgestellt und abgedeckt. Der Sprudler am Dürrbachkreisel wurde 2018 aufwendig gerichtet, dennoch hat das Tiefbauamt das Wasser abgedreht. Er speist die Dürrbachrinne. Entlang der Rohrackerstraße soll – eine Reminiszenz an die „Freiburger Bächle“ – das Rinnsal zum Hedelfinger Platz plätschern – theoretisch. Es fließt kein Tropfen.

 

Unerklärlich

Für die Bezirksbeiräte ist dies unerklärlich. Ihr Blick geht in Richtung Innenstadt oder in benachbarte Stadtbezirke. „Für uns ist es nicht hinnehmbar, dass in anderen Stadtbezirken neue Brunnen mit erheblichen finanziellen Mitteln geschaffen und in unseren Stadtbezirk die bereits vorhandene Infrastruktur nicht einmal unterhalten wird und zunehmend verkommt“, verlas Bezirksbeirat Mario Graunke im Namen aller Fraktionen. Der Stillstand auf dem Platz gegenüber des Bezirksrathauses treibt den Lokalpolitikern eine Zornesröte ins Gesicht. Die Rabatten sind mit herrlichen Sommerblumen bepflanzt, die Holzbänke laden zum Verweilen ein. Auch am Dienstagabend, nach der Bezirksbeiratssitzung saßen dort Anwohner im Schatten. Jahrzehntelang plätscherte dort Wasser im Brunnen – doch seit mehreren Jahren ist das Wasserbecken verwaist und mit einer Metallplatte abgedeckt. Sie soll verhindern, dass der Brunnen zum Sammelbecken für Müll wird.

Schon mehrfach Thema

Mehrfach war die Umgestaltung des Platzes Thema zwischen den Ämtern der Stadt und dem Bezirksbeirat – eine einvernehmliche Lösung scheint in weite Ferne gerückt. Das Problem aus Sicht der Stadtverantwortlichen: Die Brunnenstube, die repariert oder sogar erneuert werden müsste, liegt nicht unter dem öffentlichen Platz, sondern im Keller des Bankgebäudes. „Die Stadt lehnt dies ab. Sie benötigt immer freien Zutritt zur Brunnenstube an einem öffentlich zugänglichen Standort“, sagt Bezirksvorsteher Kai Freier. Der Neubau einer Brunnenstube wiederum würde die Umgestaltung aber erheblich verteuern. Dafür seien keine Mittel im aktuellen Haushalt vorhanden, hat die Stadtverwaltung den Bezirksbeiräten mitgeteilt. „Nicht für uns, aber für andere. Um den Kreuzungsbereich vor dem Bezirksrathaus und dem Alten Haus aufzuwerten, muss der Brunnen wiederinstandgesetzt und in Betrieb genommen werden“, fordern sie.

Kurze Freude

Noch unverständlicher: Fast ohne etwas investieren zu müssen, könnte der Sprudler am Kreisverkehr in der Heumadener Straße in Betrieb gehen. 2018 war die Freude groß, aber auch kurz. Einige Tage sprudelte Wasser aus dem Rohr und floß in die Rinne ab. Bezirksvorsteher Kai Freier hatte Brunnenpaten gewonnen. Sie entfernten Müll und Laub aus der Dürrbachrinne und behoben Verstopfungen. Dennoch schaltete das Tiefbauamt den Sprudler ab. „Es ist absolut unverständlich, dass die Rinne nicht wieder in Betrieb genommen wird“, monierten die Bezirksbeiräte. Gerade an heißen Tagen könnten die Wasserspender Anwohnern erfrischende Dienste erweisen und das Stadtklima verbessern, so die Bezirksbeiräte.