Die städtische SWSG überbaut bis Ende kommenden Jahres vorübergehend drei Areale in Hedelfingen und Plieningen und schafft damit Unterkünfte für 252 Menschen.

Die Stuttgarter Verwaltung hat mittlerweile für mehr als 8000 Flüchtlinge ein Dach über dem Kopf organisiert, davon kommen 40 Prozent aus der Ukraine. Die Kapazitäten sind nahezu erschöpft, dabei droht im nächsten Jahr weiterer Zuzug, auch von alleinstehenden Männern aus Syrien, Afghanistan, Irak und Nigeria. Deshalb baut die Stadt weitere Unterkünfte. Weil es schnell gehen muss, manche Grundstücke aber baurechtlich nur für eine Übergangszeit und mit zwei zugedrückten Augen besiedelt werden dürfen, hat man die Idee der Modulbauten geboren. CDU-Fraktionschef Alexander Kotz gilt im Gemeinderat als Urheber, allerdings ging er schon lange vor Kriegsbeginn an die Öffentlichkeit. Er hatte dabei an temporären Wohnungsbau für Hiesige gedacht.

 

21 Millionen Euro für die Provisorien

Am Freitag wird der Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen über das Projekt informiert, für das die städtische Wohnungsbautochter SWSG gewonnen wurde. Weil es so schnell gehen muss, sollen die Stadt- und Bezirksbeiräte bis nächste Woche darüber befinden. Auf einen Vorprojekt-, Projekt und Baubeschluss wird verzichtet. Es geht in einer ersten Tranche zweimal um je 76 Unterkunftsplätze in Hedelfingen und um 100 in Plieningen. Die Kosten belaufen sich auf 21 Millionen Euro. Die Nutzungsdauer ist auf drei Jahre beschränkt – längstens bis Ende 2027. Dann können die Module umziehen. Die Ausschreibung soll bis zum Frühjahr 2023 abgeschlossen werden, die Baugenehmigungen könnten im Herbst erteilt und die Gebäude im Winter bezogen werden.

Vier Personen in drei Zimmern

Im konkreten Fall handelt es sich um Modulbauten, die deutlich komfortabler erscheinen als etwa die auf der Waldau geplanten Container. Eine Einheit bietet Wohnraum für bis zu vier Personen. Jede soll mit zwei Schlafzimmern, einem Wohnraum mit kleiner Küche und einem Bad samt Waschmaschine ausgestattet werden – „ein sehr kompakter Wohnraum in hoher und nachhaltiger Bauqualität“, meint die Stadt. Die Module könnten auf den Grundstücken flexibel angeordnet werden. Sie sollen zweigeschossig sein. An jedem Standort gibt es ein Büro für die Hausleitung und eventuell die soziale Betreuung.

Was passiert mit der Dürrbachklause?

An der Stadtteilgrenze zwischen Hedelfingen und Rohracker befindet sich das Gelände des Vereins Sportkultur mit seinen 3000 Mitgliedern. Auf der von der Stadt angemieteten Wiese neben dem Kleinspielfeld und der Gaststätte „Dürrbachklause“ – rund 1800 Quadratmeter – sind 19 Wohn- und ein Büromodul für 76 Personen vorgesehen. Der Vereinsvorstand sei „grundsätzlich bereit“, das Teilgrundstück zur Verfügung zu stellen, obwohl dann das Beachvolleyballfeld wegfällt, heißt es in der Vorlage. Das bestätigt der Clubvorsitzende Ulrich Strobel. Allerdings erwartet er auch Entgegenkommen; man brauche Ersatz für einen Schuppen und einen Platz, um das Sommerfest auszurichten. Vor allem aber steht das im Eigentum befindliche Vereinsheim über kurz oder lang vor einem Pächterwechsel; eine Nachfolge dürfte bei den neuen Rahmenbedingungen, die man im Rahmen der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung natürlich zu akzeptieren bereit sei, schwierig werden.

Temporäres Wohnen an der B 10

Ebenfalls in Hedelfingen, aber am anderen Ende direkt an der B 10 zwischen Elektro-Eifler und dem Wohnhochhaus, befinden sich drei unbebaute Privatgrundstücke, auf denen ebenfalls 20 Modulbauten entstehen sollen. Hier ist Lärmschutz notwendig.

Der dritte Standort befindet sich in den Plieninger Entenäckern, in einem Gewerbegebiet. Dort können sogar 26 Modulbauten für 100 Personen entstehen.