Trotzdem haben die Globes in Sachen Positionsbezug auch schwer gepatzt. In einem Jahr, in dem es nicht nur in Hollywood um die Rechte der Frauen und die Macht der Männer ging, in denen immer wieder die Rede davon war, dass auch im Film mehr Frauen in Entscheidungspositionen müssen, hätte eines nicht passieren dürfen. Dass wieder einmal keine einzige Frau in der Kategorie beste Regie nominiert war. Und das, obwohl der von Greta Gerwig inszenierte „Lady Bird“ nun den Golden Globe als beste Komödie erhielt, und Saoirse Ronan für ihre Hauptrolle als junge Außenseiterin als beste Darstellerin in einer Komödie ausgezeichnet wurde. Immerhin war Gerwig als beste Drehbuchautorin nominiert, aber in dieser Kategorie unterlag sie einem Mann: Martin McDonagh, dem Regisseur und Autor von „Three Billboards outside Ebbing, Missouri.“

 

Der Film zur Lage

Diese Gewalt- und Frauengeschichte war mit vier Globes der größte Gewinner des Abends. Neben Ronan, Rockwell und McDonagh gewann Frances McDormand den Preis als beste Hauptdarstellerin. Sie spielt eine Mutter, die nach der Vergewaltigung und Ermordung ihrer Tochter einen Protestkampagne gegen den örtlichen Sheriff beginnt, der ihrer Meinung nach nicht genug tut, um den Schuldigen zu finden. Man kann gar nicht anders, als „Three Billboards ..“ als Film zur Lage zu sehen.

Aber was die Golden Globes ausstrahlen wollten, waren nicht Wut und Frustration, sondern die souveräne Haltung „Problem erkannt, Lösung eingeleitet“. Zwischen dem emotionalen Appell der für ihr Lebenswerk ausgezeichneten afroamerikanischen Schauspielerin, Talkmasterin und Produzentin Oprah Winfrey, die sich schnell die Zeit herbeiwünschte, in der niemand mehr „Me Too“ sagen müsse, und den Zynismen des Abendmoderators Seth Meyers („Guten Abend, die Damen und noch übrig gebliebenen Herren …“) wollte die gut geölte Show ein Hollywood präsentieren, das seine „tektonische Machtverschiebung“, wie McDormand das nannte, innerhalb der vergangenen drei Monate bereits absolviert hat.

Akin, wohin?

Das Showbusiness zeigt sich eben gerne sehr optimistisch. Dass Fatih Akin da nicht viel Inhaltliches sagen wollte, kann man gut verstehen. So viel Gespür für die Etikette der Traumfabrik aber wird ihn nur interessanter für Hollywood machen. Immer wenn deutsche Filmemacher in den USA geehrt werden, muss man sich sorgen, dass sie der hiesigen Filmszene verloren gehen könnten. Und „Aus dem Nichts“ steht ja auch noch als deutscher Beitrag im Oscar-Rennen.