Wer zu den Hexen der Kornwestheimer Rombala gehören möchte, darf nicht empfindlich sein. Zur„Weckaze“ waren auch Narren aus anderen Zünften gekommen.
Die Rombala-Hexen der Narren-Ober-Liga Kornwestheim hatten zu ihrer traditionellen „Weckaze“ am Dreikönigstag eingeladen, und mehr als 350 Narren aus 27 Zünften aus nah und fern waren herbeigeeilt, um in der Bürgerhalle Pattonville die närrische Zeit zu „erwecken“.
Die Bürgerhalle war brechend voll – für viele Besucher blieben nur noch Stehplätze übrig. „Kein Wunder, schließlich feiern wir 44+1 Jahre unseres Bestehens und konnten uns wegen der Pandemie seit 2020 nicht mehr persönlich treffen“, sagte Hexenmutter und oberste Zunftmeisterin Katherina Fehmer.
Bei der Wahl des namensgebenden Wortes Rombala haben sich die Kornwestheimer von der Feldarbeit inspirieren lassen. Der Begriff Rombala bezieht sich auf Steckzwiebeln. Weil sich der Erzählung nach die Bäuerinnen auf den Kornwestheimer Äckern bei ihrer Feldarbeit lange bücken mussten, hätten sie schließlich häufig ganz krumme, an Hexen erinnernde Buckel gehabt.
Am Eingang zur Bürgerhalle herrschte großes Gedränge. Viele Hexen hatten ihre Besen so abgestellt, als wären sie gerade erst eingeschwebt. Manche Zunftgruppen waren einfach nur zum Feiern da. Lisa und Jasmin von den Kohlrabinern in Büchenbronn zum Beispiel. Denn die Traditionen sind streng. Weil sie selbst noch keine eigene Zunftsitzung hatten, sind sie nur zur Party hier und noch nicht Teil des bunten Festprogramms.
Ganz außer Atem kommt die Rote Garde vom Sulzbacher Karnevalsverein wieder von der Bühne herunter. Mit ihren roten Stiefeletten haben die Sulzbacherinnen den Saal nach ihrem Motto „Manege frei“ gerockt. „Wir haben schließlich zwei Jahre für diese Aufführung geübt“, sagen sie lachend mit Blick auf die Corona-Zwangspause. Ihr Alter geben die fesch gekleideten Tänzerinnen augenzwinkernd mit „17 bis 28 plus“ an. „Eigentlich wollten viele von uns ja mit 30 aufhören. Doch es fühlt sich einfach so gut an“, erklärt Tänzerin Julia, warum sie noch mit großer Leidenschaft weitermachen.
Eine Aufführung jagt die nächste. Tanz- und Zunftgruppen, Fahnenschwinger, Hexen- und Schautänze wechseln sich mit Guggenmusik ab. Die Kornwestheimer Rombala-Hexen schwingen ihre Besen zu harten Beats und Discomusik. Das kommt an. Das Publikum klatscht begeistert, am Ende gab es stehenden Beifall.
Die jüngste Besucherin ist wohl Emilie. Sie ist erst sechs Monate alt und mit ihrer Mama da. Die 28-jährige Jacqueline kam über ihren Mann auf den närrischen Geschmack. Der wiederum war früher selbst einmal in der Narren-Ober-Liga aktiv.
Lisa hat schon eine Tracht an. Sie ist 14 Monate alt und mit ihrem Papa Benjamin Szüsz von den Carnevalsfreunden Murr hier. So wie Lisa sind viele von Kindesbeinen mit dabei und wachsen so ganz natürlich in ihre spätere Fasnetskarriere hinein.
Einer der Höhepunkte dieser „Weckaze“ ist die Rombala-Taufe. Die drei Hexentäuflinge Bianca, Denise und Yannick bekommen durch ihre Hexenmutter und Zunftmeisterin Fehmer ihre zukünftigen Pflichten aus einer Spruchrolle verlesen. Anschließend stecken sie ein „Rombale“, also eine Steckzwiebel, für den Zwiebelsud im nächsten Jahr.
In solch einen Zwiebelsud wurde gleich darauf ihr Haupt gesteckt, mit dem Spruch: „Wer ein echtes Rombele ist, steckt den Kopf ganz tief in den Bottich.“ Mit diesem Ritual werden die jugendlichen Hexen in die Hexenrunde aufgenommen.
Die 27-jährige Alex erinnert sich noch genau an ihre Taufe vor nunmehr zehn Jahren. Der Zwiebelgeruch von der Taufe habe noch nach vier Wochen an ihren langen, blonden Haaren gehaftet. Doch die Novizen tragen es mit Fassung, schließlich sind sie jetzt offiziell in ihre Hexenrunde aufgenommen. Und spätestens bei der nächsten Fasnet, so die erfahrene Hexe Alex, sind die Neulinge dann ohne Zwiebelduft genauso begeistert dabei und erfüllen ihre Hexenpflichten wie alle 47 Rombala-Hexen.
