Die Ludwigsburger Klinikenholding rechnet mit einem Minus von 700 000 Euro im kommenden Jahr. Trotzdem wird für viel Geld gebaut und saniert. Ein Überblick über die wichtigsten Vorhaben.

Ludwigsburg - Rund 200 Millionen Euro: Diese stattliche Summe will die Regionale Klinikenholding (RKH) investieren, um ihre Häuser für die Zukunft zu rüsten – und das allein in den kommenden vier Jahren. 80 Millionen davon fließen in den Landkreis, in die Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim (KLB). Zur Wahrheit gehört allerdings auch: 2019 werden es die Geschäftsführer wieder nicht schaffen, ein ausgeglichenes Ergebnis einzufahren. Eine Übersicht über die derzeitige Lage.

 

Wie ist die finanzielle Situation?

Für 2019 rechnet der kaufmännische Direktor der RKH, Axel Hechenberger, mit einem Verlust von knapp 700 000 Euro – und damit deutlich weniger als in diesem Jahr, in dem der Abmangel bei rund 1,9 Millionen liegen wird. Nur 2016, begünstigt durch eine stattliche Steuerrückzahlung, schafften es die Kreiskliniken aus den roten Zahlen. Trotzdem sind Hechenberger und RKH-Chef Jörg Martin von ihrem Kurs überzeugt: „2020 wollen wir die Schallmauer durchbrechen“. Gemeint ist damit: In den Plusbereich kommen.

Wie in den vergangenen Jahren werden auch 2019 die großen Häuser in Ludwigsburg (Gewinn von 1,2 Millionen) und Bietigheim (Gewinn von 25 000) nicht das Problem sein. Vielmehr hat der Standort Marbach weiterhin die Rolle des Sorgenkindes und fährt im kommenden Jahr wohl ein Minus von mehr als zwei Millionen ein. Der Kreistag hat sich trotz der notwendigen finanziellen Hilfe am Freitag mit großer Mehrheit zur Trägerschaft der Klinken bekannt und die Finanzpläne abgesegnet.

Wie geht es in Marbach weiter?

Das Aus für das kleine Marbacher Krankenhaus ist schon länger besiegelt, im ersten Quartal 2020, so planen es die KLB derzeit, soll die Klinik für Innere Medizin und Geriatrie geschlossen werden. Die Zahl an Belegbetten für niedergelassenden Chirurgen soll ausgebaut werden, ein zweites Ärztehaus ist geplant, später eventuell ergänzt um eine private Klinik für Psychosomatik. Von einem „Gesundheitscampus Marbach“ spricht Martin gerne. Seit März ist klar, dass es keine Reha-Klinik geben wird.

Was sind die größten Bauprojekte?

In Ludwigsburg steckt die Klinikenholding 8,6 Millionen Euro in den Ausbau der Psychiatrie. Vor allem die Intensivstation, auch geschlossene Station genannt, platzt im Untergeschoss aus allen Nähten. Deshalb wird das Gebäude aufgestockt, 700 Quadratmeter kommen dazu.

Beim Bau des neuen Hubschrauberlandeplatzes befinden sich die KLB laut ihrem Regionaldirektor Matthias Ziegler in „finalen Gesprächen“. Die Plattform soll auf dem Bettenhochhaus neu gebaut werden. Der ursprüngliche Plan, die Helikopter auf dem deutlich niedrigeren Verwaltungsgebäude landen zu lassen, wurde aufgegeben. Anwohner hatten massiven Lärm befürchtet und ihre Sorgen bekundet.

Deutlich ausgebaut wird auch das Parkhaus in Ludwigsburg, das heute kaum alle Autos von Besuchern und Mitarbeitern fassen kann. 200 bis 250 neue Plätze entstehen in einem zusätzlichen Stockwerk, außerdem wird das Gebäude in Richtung der Erlachhofstraße hin erweitert.

Die grundlegendste Veränderung steht dem Krankenhaus Bietigheim bevor: In den kommenden Jahren werden dort 15 000 Quadratmeter neu gebaut, es entsteht ein Zentrum für Altersmedizin. Das gesamte Erdgeschoss wird außerdem modernisiert. Am Ende soll das Haus auf 480 Betten angewachsen sein.

Wie läuft die Vaihinger Tagesklinik?

Die geriatrische Tagesklinik in Vaihingen, die dort ihren Betrieb aufgenommen hat, nachdem das kleine Akutkrankenhaus Ende 2015 geschlossen wurde, findet immer besseren Zuspruch. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten liege die Auslastung in den vergangenen Monaten bei über 90 Prozent. Die Testphase für das Haus, in dem ältere Patienten tagsüber versorgt werden, endet im Januar. Matthias Ziegler erklärt, dass eine Verlängerung bis zum Jahr 2024 beantragt sei.

Was ist mit dem Personalmangel?

Um mehr junge Menschen für den Beruf zu gewinnen, soll die Pflege „akademisiert werden“, wie Jörg Martin sagt. Konkret ist angedacht, dass die Ausbildung zur Krankenschwester oder zum Pfleger für bestimmte Bewerber länger dauern soll, dafür aber mit einem Bachelor-Abschluss endet. Pro Station, so der Plan, soll es künftig eine solche akademische Pflegekraft geben. Attraktiv sei das, weil mit einem Studium die Aussichten besser seien, aufzusteigen – und der Job besser bezahlt wird.

Die rund 570 Zimmer und 170 Wohnungen im Bestand der Kreiskliniken werden in den kommenden Jahren saniert, so zum Beispiel in der Ludwigsburger Erlachhofstraße oder an der Ecke Kornbeckstraße/Mainzer Allee. Das Ziel: Pflegekräfte auf dem umkämpften Arbeitsmarkt mit günstigem, modernen Wohnraum locken.

Ärger gibt es derweil über den Stuttgarter Nachbarn: Dort zahlt das städtische Klinikum manchen Mitarbeitern, zum Beispiel Hebammen, eine übertarifliche Zulage. In der Klinikbranche wird das als unsolidarisch empfunden. „Wir machen da nicht mit“, sagt RKH-Chef Martin.