Einer aktuellen Umfrage zufolge werden in den Standesämtern der Großstädte in Baden-Württemberg inzwischen auch die kuriosesten Vornamen durchgewunken - so unter anderem etwa auch "Nussi", "Filomena" oder "Harmonie".

Einer aktuellen Umfrage zufolge werden in den Standesämtern der Großstädte in Baden-Württemberg inzwischen auch die kuriosesten Vornamen durchgewunken - so unter anderem etwa auch "Nussi", "Filomena" oder "Harmonie".

 

Stuttgart - „Bluebell“, „Nussi“ und „Cosmo“ - bei der Namensfindung für den Nachwuchs schöpfen Eltern in Baden-Württemberg aus dem Vollen. In den Standesämtern der Großstädte im Südwesten werden inzwischen auch die kuriosesten Vornamen durchgewunken, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab.

So lassen die Beamten in Karlsruhe den Eltern bei der Wahl der Vornamen für ihre Kinder seit einigen Jahren freie Hand. „Ablehnen tun wir gar nichts mehr“, sagt Anke Heim vom Ordnungs- und Bürgeramt. Sie verweist dabei auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2008. Damals hatten die Richter entschieden, dass Eltern bei der Wahl des Vornamens ihres Kindes grundsätzlich frei sind. Einzige Ausnahme: Eine Beeinträchtigung des Kindeswohls. Lediglich bei besonders langen oder komplizierten Vornamen legten die Standesbeamten in Karlsruhe den Eltern nahe, doch einen „normalen“ Zweitvornamen dazu zu nehmen. Verpflichtend ist dies jedoch nicht.

Auch in Freiburg halten sich die Mitarbeiter der Standesämter zurück. „Es wurden von uns keine Vornamen abgelehnt“, sagt Dominique Kratzer, die Amtsleiterin des Standesamtes, mit Blick auf die vergangenen Jahre. Die Maßstäbe hätten sich durch die Rechtsprechung, aber auch durch die multikulturelle Gesellschaft verschoben. Standesbeamte müssten sich heutzutage in die Gepflogenheiten anderer Kulturen einfinden. „Gerade das Namensrecht oder das Eherecht anderer Länder unterscheidet sich sehr“, betont sie. Darauf werde Rücksicht genommen. So wurden zuletzt eine Reihe außergewöhnlicher Namen abgesegnet, darunter „Fidelis“ und „Filomena“.

Maria Huber vom Standesamt in Mannheim macht deutlich, wie sehr sich die Maßstäbe in den vergangenen Jahrzehnten geändert haben. „Wurde früher die Beurkundung des Vornamens „Ricardo“ bei einem Kind spanischer Eltern noch abgelehnt, so wäre eine solche Ablehnung heute undenkbar“, erzählt sie.

Auch hier reden die Standesbeamten den Eltern ins Gewissen, wenn die Namenswünsche zu abstrus werden. „Ein Elternpaar hat davon abgesehen, seiner Tochter den Vornamen „Prinzessin“ zu erteilen“, sagt sie. Ein anderes Pärchen habe sich davon überzeugen lassen, dass es sinnlos sei, dem Kind die fast identischen Vornamen „Sofie Sophie“ zu geben. Dennoch wurden auch hier einige kuriose Vornamen, unter anderem „Lennox-Luis“ und „Harmonie“ bewilligt.

Ähnlich sieht die Situation in Stuttgart aus: Das Standesamt hat in den vergangenen zwei Jahren keinen einzigen Namen abgelehnt. Auch hier wird auf die kulturellen Prägungen Rücksicht genommen, was zu einer bunten Vielfalt an Vornamen führe, erklärte Amtsleiterin Verena Rathgeb-Stein. Zwei davon lassen auf einen gewissen Hang zur Spiritualität der Eltern schließen: „Cosmo“ und „Siddarth“.