Im Elephant Hills Camp können Touristen Elefanten ganz nah kommen. Die Tiere sind dort allerdings keine Attraktion – bei dem Camp handelt es sich um eine Rettungsstation für Dickhäuter.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Khao Sok - Erst ein Schlammbad, dann duschen und abbürsten, später Früchte und Grünzeug essen – Jim Ring hat schon schlimmere Tage erlebt. Die mächtige Elefantenkuh wirkt bei der Prozedur jedenfalls ziemlich zufrieden und angelt sich mit ihrem nassen Rüssel noch ein paar Ananas- und Bananenstücke. Jim Ring lebt im Elephant Hills Camp beim Khao Sok Nationalpark und hat Glück gehabt: Das 40 Jahre alte Tier gehört zu den wenigen Tausend Elefanten, die in Thailand die weitgehende Ausrottung der Population überlebt haben.

 

Die Ananas- und Bananenstücke, die Jim Ring zufrieden verschlingt, haben Touristen zubereitet. Sie alle haben einen mehrtägigen Aufenthalt in dem knapp zwei Autostunden von Phuket entfernten Park gebucht. Untergebracht sind sie in luxuriös ausgestatteten Zelten. Die Elefanten werden in dem Camp nicht als Attraktion ausgebeutet. Es geht um ihr Wohl. Das vielfach ausgezeichnete Camp, das 2001 von einem Briten und seiner Ehefrau aus Thailand gegründet wurde, gilt als Vorbild für nachhaltigen Tourismus und Tierschutz. Die Besucher finanzieren mit ihrem Aufenthalt das Projekt.

Vor 100 Jahren gab es in Thailand noch 100 000 Elefanten

Weniger als 3000 Elefanten leben in Thailand noch in freier Wildbahn – vor etwa 100 Jahren waren es noch mehr als 100 000. Geschätzte 2000 bis 2500 werden in Gefangenschaft gehalten. Der Einsatz gezähmter Dickhäuter als Arbeitstiere im Wald und auf dem Acker hat in Asien lange Tradition. Aber auch als Touristenattraktion werden manche ein Leben lang missbraucht. Ein Schicksal, dem Jim Ring entgangen ist. „Wir haben sie in Phuket gekauft, wo sie als Reittier für Urlauber dienen musste“, erzählt Park-Managerin Potjana Sujinno.

Die 29-jährige frühere Krankenpflegerin ist eine von 150 Beschäftigten im Elephant Hills Camp. Man spürt, dass Kwang, so ihr Spitzname, ihren Traumjob gefunden hat. „Es ist das erste und bisher einzige Projekt dieser Art im Süden Thailands“, sagt sie. Die Touristen selbst dürfen in dem Park die grauen Kolosse abduschen, bürsten und füttern. Bei diesem hautnahen Kontakt sind aber immer Aufpasser dabei. Denn auch wenn Jim Ring gerade freundlich den Rüssel schlenkert – Kuscheltiere sind die drei Tonnen schweren Riesen beileibe nicht.

Vor einigen Jahren trampelte ein Elefant im Süden Thailands seinen Führer zu Tode und rannte mit einer russischen Touristin und deren achtjähriger Tochter auf dem Rücken davon. Nur mit Glück konnten beiden Urlauber gerettet werden. Im Elephant Hills Camp soll so etwas nicht passieren. „Hier wird kein Tier zu etwas gezwungen, was es nicht will“, sagt Kwang. „Elefanten sind keine Arbeits- oder Showtiere, sondern verdienen unseren Respekt.“ Der Einsatz von Elefanten zur Schwerstarbeit und als Touristenattraktion ist zumindest in der westlichen Welt inzwischen geächtet. „Auch Thailand muss den internationalen Regeln folgen und die Tiere schützen“, sagt Camp-Manager Zee Wongsa. Gesetze dazu seien verabschiedet, die Umstellung laufe. Immer weniger Elefanten-Camps in der Touristenregion Phuket böten zum Beispiel noch Trekking-Touren auf dem Rücken der Dickhäuter an, viele Besitzer hätten die Zahl der Tiere stark verringert.

Ein Elefant kann 70 jahre alt werden

Wohin aber mit den vielen ausgemusterten Kolossen? Ein Elefant kann 70 Jahre alt werden und braucht Unmengen Futter, das beschafft und bezahlt werden muss. „Ein drei Tonnen schweres Tier frisst rund 250 Kilo pro Tag“, sagt Wongsa. Für die 16 Dickhäuter im Camp werden täglich von lokalen Farmern per Lastwagen fast fünf Tonnen Grünzeug, Ananas, Bananen und Zuckerrohr geliefert. Kosten: 15 000 Baht, umgerechnet fast 400 Euro pro Tag. Allein für das Futter der Herde werden also knapp 150 000 Euro pro Jahr benötigt. Hinzu kommen Personal- und Sachkosten. „Wir brauchen großzügige Touristen, um diese Ausgaben finanzieren zu können“, erklärt Wongsa.

Der Manager hofft, dass irgendwann auch geeignete Tiere aus dem Camp in den Nationalpark Khao Sok umgesiedelt werden können. In dem seit 1982 bestehenden und 739 Quadratkilometer großen Reservat leben neben Bären und Leoparden noch rund 250 wilde Elefanten. Jim Ring und ihre Artgenossen haben ihr Dasein allerdings bisher nur in menschlicher Obhut verbracht. An die freie Wildbahn mit allen Gefahren sind diese Tiere kaum noch zu gewöhnen.