Indien Ein wichtiger Partner – aber keine Liebesbeziehung

Gute Laune, gute Beziehungen? Der indische Premier Modi mit Bundeskanzler Scholz in Neu-Delhi. Foto: dpa/Ravi Batra

Bei seinem Besuch in Indien umwirbt Kanzler Scholz den Gastgeber regelrecht. Das ist richtig – doch sollte man sich keine Illusionen machen, meint Hauptstadtkorrespondent Tobias Heimbach.

Berlin: Tobias Heimbach (toh)

Olaf Scholz geht nicht gerade subtil vor: Es ist eine regelrechte Charmeoffensive, die der Kanzler beim Besuch in Indien zeigt. Er danke seinem „Freund und Verbündeten“ für den warmen Empfang, teilte er mit. Unterstützt wird Olaf Scholz durch gleich mehrere Minister, die ihn begleiten.

 

Scholz‘ Werben ist richtig. Indien entwickelt sich zu einer der Schlüsselmächte des 21. Jahrhunderts: wirtschaftlich, militärisch, geostrategisch. Mit Indien wird in Zukunft zu rechnen sein, lang-, aber auch kurzfristig.

Deutschland versucht, seine Abhängigkeit von China zu reduzieren. Indien ist mit 1,4 Milliarden Menschen das bevölkerungsreichste Land der Erde und hat eine rapide wachsende Mittelschicht. Es ist sinnvoll, die wirtschaftlichen Beziehungen zu vertiefen. 27 Vereinbarungen für mehr Kooperation wurden bei Scholz’ Besuch getroffen. Deutschland hofft insbesondere auf indische Fachkräfte, deren Weg in die Bundesrepublik weiter erleichtert werden soll.

Teil des Besuchs waren auch Regierungskonsultationen. Foto: dpa/Hannes P Albert

Völlig einseitig ist die Zuneigung von Deutschland nicht. Auch der indische Premier Narendra Modi rechnet sich Vorteile einer vertieften Zusammenarbeit aus, etwa durch ein Freihandelsabkommen mit der EU. Auch er gab sich zuvorkommend, sagte zu den Beziehungen beider Länder auf Deutsch: „Alles klar, alles gut.“

Umworben von Russland, aber auch dem Westen

Alles klar, alles gut? So ist es nun auch nicht. Deutschland sollte sich keine Illusionen darüber machen, dass Indien ein zwiespältiger Partner bleiben wird. Das Land unterhält gute Kontakte zu Russland, kauft dort Öl und Waffen. Modi sagt zwar, der Ukraine-Krieg solle beendet werden, diplomatischer Druck oder gar ein Abrücken von Russland dürften aber nicht zu erwarten sein.

Gut möglich, dass Indien seine Rolle in der Mitte sieht, umworben von Russland, aber auch dem Westen. Scholz dürfte nicht der letzte deutsche Kanzler gewesen sein, der seinen Charme in Indien spielen lässt.

Weitere Themen