Der Vater der in Indien bei einer Vergewaltigung getöteten Studentin will seine ermordete Tochter zum Symbol für den Kampf gegen sexuelle Gewalt machen. Er hofft, dass die Namensnennung Opfern ähnlicher Taten in Zukunft Mut machen könnte.

Neu-Delhi - Der Vater der vergewaltigten indischen Studentin will seine Tochter zum Symbol im Kampf gegen sexuelle Gewalt machen. Dafür müsse die Welt ihren Namen erfahren, sagte er der britischen Zeitung „Sunday People“.Trotz eines einschlägigen Verbots in Indien hat Badri Singh Pandey Journalisten die Erlaubnis erteilt, den Namen seiner toten Tochter zu veröffentlichen. Er lautet Jyoti Singh Pandey. Der Vorname bedeutet Licht oder Flamme. Er sei stolz auf seine Tochter: „Sie hat nichts Falsches getan und kam ums Leben, als sie sich schützen wollte.“

 

Der Vater hofft, dass die Namensnennung Opfern ähnlicher Taten in Zukunft Mut machen könnte. In Indien ist es untersagt, Opfer sexueller Gewalt zu identifizieren. Durch das Gesetz soll die Privatsphäre der Opfer in einem Land geschützt werden, in dem Vergewaltigungsopfer häufig sozial geächtet, Vergewaltiger aber kaum verurteilt werden.

Polizei ermittelt gegen den Freund des Opfers

Unter Berufung auf das Regelwerk geht die Polizei gegen den Sender Zee News vor, der ein Interview mit dem Freund der 23-Jährigen sendete, die an ihren Verletzungen gestorben war. Darin warf der junge Mann der Polizei vor, erst nach 45 Minuten am Tatort eingetroffen zu sein und durch bürokratische Debatten wertvolle Zeit verschwendet zu haben. Die Polizei wies die Vorwürfe zurück: Eine Streife sei bereits nach vier Minuten eingetroffen.

Fünf der sechs Beschuldigten sind des Mordes und der Gruppenvergewaltigung angeklagt. Sie sollen am Montag wieder vor Gericht erscheinen. Danach soll der Fall an ein neues Schnellgericht übergeben werden, das den eigentlichen Prozess führt. Ein konkretes Datum für den in den kommenden Tagen erwarteten Beginn der Verhandlung gibt es noch nicht.

Formal dürfte das Verfahren erst in mehreren Wochen beginnen, sagte Staatsanwalt Rajiv Mohan. Trotz des immensen öffentlichen Drucks dürfte das Verfahren erst innerhalb von vier bis fünf Monaten abgeschlossen sein. Einem ebenfalls beschuldigten Jugendlichen soll parallel der Prozess gemacht werden. Vor Beginn des Mordprozesses gegen die mutmaßlichen Peiniger des indischen Vergewaltigungsopfers hat der Vater der Frau die Hinrichtung aller sechs Beschuldigten gefordert. „Den Tod für alle sechs von ihnen“, sagte er der britischen Sonntagszeitung „The Sunday People“. „Diese Männer sind Monster. An ihnen sollte ein Exempel statuiert werden.“

Als Todesursache nannte der Staatsanwalt eine Blutvergiftung infolge eines mehrfachen Organversagens. Die Physiotherapie-Studentin war in der Hauptstadt Neu-Delhi mehrfach vergewaltigt, mit einer Eisenstange traktiert und aus einem Bus geworfen worden. In dem asiatischen Land wird im Durchschnitt alle 20 Minuten eine Vergewaltigung angezeigt. Frauenrechtlerinnen zufolge kommen die meisten Fälle aber nie ans Tageslicht. Die Brutalität des Falles verursachte international Entsetzen und löste in Indien Massenproteste sowie eine Debatte über schärfere Gesetze für Vergewaltiger aus.