15 indische Schüler aus Neu Delhi sind derzeit zu Gast am Geschwister-Scholl-Gymnasium. Bei dem Austausch handelt es sich um das Projekt „Deutsch-Indisches-Klassenzimmer“.

Stuttgart-Sillenbuch - Eigentlich standen echte schwäbische Maultaschen auf dem Speiseplan. Doch die Geschmäcker und Ernährungsweisen der indischen Austauschschüler unter einen Hut zu bringen, ist nicht so einfach. Ein Teil der Schüler, die derzeit am Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) zu Gast sind, essen gar kein Fleisch, die anderen nur Hühnchen und manche nicht einmal Eier.

 

Also haben die Lehrer und die Eltern, die bei der kulinarischen Kulturstunde helfen, kurzerhand umdisponiert. Die indischen Lehrerinnen kochen ein Kartoffelcurry und indisches Hähnchen. „Und es gibt schwäbische Pizza“, sagt die Schüler-Mama Sabine Lind. Das Schwäbische daran ist, dass es Kartoffelsalat dazu gibt.

„In Delhi ist alles chaotischer“

Es wuselt in der Küche der Schulmensa. Mütter, Lehrer und Schüler rühren, schnibbeln und naschen, was das Zeug hält. Pizza ist den Indern aus Neu-Delhi nicht gänzlich unbekannt. „Wir backen sie aber nie selbst zu Hause, sondern bestellen sie uns“, erzählt der 15-jährige Soumya Sharma. Für den Schüler ist der Austausch mit dem GSG der erste Besuch in Deutschland. „Es ist schön hier und vor allem ruhig. In Delhi ist alles chaotischer“, sagt er. Ein großer Unterschied zu Indien sei auch, wie unabhängig die Frauen in Deutschland sind.

Über solche kulturellen Unterschiede haben die 15 deutschen und 15 indischen Schüler sich während des Schuljahrs Gedanken gemacht und in einem Sonderkurs gearbeitet. Der Austausch ist nämlich kein gewöhnlicher, er besteht nicht nur aus Besuch und Gegenbesuch. Es ist das Projekt „Deutsch-Indisches-Klassenzimmer“, das von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert wird. Das Motto lautet „Erwachsen werden in einer sich verändernden Welt“.

Das ganze Leben in einer Broschüre

Das ganze Leben in einer Broschüre

Aus dem Gedanken- und Erfahrungsaustausch der 30 Schüler ist nun kurz vor Ende des Schuljahrs eine 32-seitige Broschüre entstanden. Darin vergleichen die Gymnasiasten, wie die Themen Arbeit und Karriere, Mediennutzung oder Liebe und Beziehungen im jeweiligen Land gelebt werden.

Die Lehrer Stefan Rehm und Tina Schäfer, die den Austausch während des ganzen Schuljahrs begleitet haben, blicken stolz auf das chaotische Treiben in der Küche. „Es war für alle ein tolles Erlebnis“, sagt Rehm. In zwei Jahren soll der Austausch wieder stattfinden, sofern die Robert-Bosch-Stiftung das GSG wieder fördert.

Noch bis zum 10. Juli sind die indischen Schüler bei ihren Gastfamilien in Deutschland. Und nehmen die fremde Kultur in allen Facetten auf. Sogar in Form von Kartoffelsalat zur Pizza.