Den Eröffnungsfilm „Dekh Indian Circus“ könnte man als Mutation des Showbiz-Films sehen. Ja, hier möchten ein paar Leute die Alltagssorgen vergessen und Künstler anstaunen. Hier möchten aber auch abgearbeitete Eltern ihren Kindern eine bessere Zukunft sichern. Das Ganze spielt in einem bettelarmen, vorzüglich fotografierten ländlichen Indien, das mehr ist als Kulisse. Es wird tatsächlich eine der Hauptfiguren des Films.

 

Der Zirkus, der in dieses Hinterland kommt, ist ein absichtlich fragwürdiges Symbol für den Aufbruch der Abgehängten in die Moderne. Der Zirkus ist eine Manipulationsmaschine, mit deren Hilfe die Politiker das Volk einlullen möchten. Mit den Mitteln der Provinz- und Familienkomödie wird hier das Klassensystem Indiens vorgeführt und das Chancengefälle angeprangert.

Verständnis ist besser als Staunen

Auch dieses Jahr zeigt das Indische Filmfestival Stuttgart über dieses Unterhaltungskino hinaus Dokumentationen und Spielfilme, die gesellschaftliche gar nicht erst durch die Linsen von Amüsiergenres zu filtern versuchen. Micha X. Peleds Dokumentarfilm „Bitter Seeds“ (Donnerstag, 11.30 und 20 Uhr) rückt wie „Dekh Indian Circus“ die armen Bauern in den Mittelpunkt. Aber hier spüren wir eine viel größere Trostlosigkeit, hier wird uns klar, warum täglich fast 50 Kleinbauern in Indien Selbstmord begehen. Ram Krishna, den Peled in seinem Alltag beobachtet, tritt nicht mehr nur gegen die Natur an. Der kleine Mann konkurriert mit globalen Konzernen, die es ernst damit meinen, Produzenten wie ihn vom Markt zu drängen.

Kaschmir ist einer der Dauerkrisenherde Indiens. Es gibt einige Militärfilme, die den heldenhaften Einsatz der Streitkräfte gegen Separatisten, Terroristen und pakistanische Aggressoren feiern. Die Dokumentation „Broken Memory, shining Dust“ (Samstag, 22 Uhr) ist weit weg von martialischem Klimbim. Sie zeigt Frauen, die in Kaschmir Angehörige verloren, aber zum Teil seit Jahrzehnten keine Gewissheit über ihr Schicksal haben. Diese Hinterbliebenen der Verschwundenen haben nicht einmal offizielle Rituale des Trauerns, denn offiziell befinden sie sich im Wartezustand auf die Wiederkehr. „Broken Memory, shining Dust“ zeigt ein gespenstisches Dulden in einer unsicheren Gegend, einen Alltag, der überhaupt nicht den Werbebildern der voranstürmenden Wirtschaftsmacht Indien entspricht. Diesem Festival ist Verständnis lieber als Staunen.

Der kleine Mann konkurriert mit globalen Konzernen

Den Eröffnungsfilm „Dekh Indian Circus“ könnte man als Mutation des Showbiz-Films sehen. Ja, hier möchten ein paar Leute die Alltagssorgen vergessen und Künstler anstaunen. Hier möchten aber auch abgearbeitete Eltern ihren Kindern eine bessere Zukunft sichern. Das Ganze spielt in einem bettelarmen, vorzüglich fotografierten ländlichen Indien, das mehr ist als Kulisse. Es wird tatsächlich eine der Hauptfiguren des Films.

Der Zirkus, der in dieses Hinterland kommt, ist ein absichtlich fragwürdiges Symbol für den Aufbruch der Abgehängten in die Moderne. Der Zirkus ist eine Manipulationsmaschine, mit deren Hilfe die Politiker das Volk einlullen möchten. Mit den Mitteln der Provinz- und Familienkomödie wird hier das Klassensystem Indiens vorgeführt und das Chancengefälle angeprangert.

Verständnis ist besser als Staunen

Auch dieses Jahr zeigt das Indische Filmfestival Stuttgart über dieses Unterhaltungskino hinaus Dokumentationen und Spielfilme, die gesellschaftliche gar nicht erst durch die Linsen von Amüsiergenres zu filtern versuchen. Micha X. Peleds Dokumentarfilm „Bitter Seeds“ (Donnerstag, 11.30 und 20 Uhr) rückt wie „Dekh Indian Circus“ die armen Bauern in den Mittelpunkt. Aber hier spüren wir eine viel größere Trostlosigkeit, hier wird uns klar, warum täglich fast 50 Kleinbauern in Indien Selbstmord begehen. Ram Krishna, den Peled in seinem Alltag beobachtet, tritt nicht mehr nur gegen die Natur an. Der kleine Mann konkurriert mit globalen Konzernen, die es ernst damit meinen, Produzenten wie ihn vom Markt zu drängen.

Kaschmir ist einer der Dauerkrisenherde Indiens. Es gibt einige Militärfilme, die den heldenhaften Einsatz der Streitkräfte gegen Separatisten, Terroristen und pakistanische Aggressoren feiern. Die Dokumentation „Broken Memory, shining Dust“ (Samstag, 22 Uhr) ist weit weg von martialischem Klimbim. Sie zeigt Frauen, die in Kaschmir Angehörige verloren, aber zum Teil seit Jahrzehnten keine Gewissheit über ihr Schicksal haben. Diese Hinterbliebenen der Verschwundenen haben nicht einmal offizielle Rituale des Trauerns, denn offiziell befinden sie sich im Wartezustand auf die Wiederkehr. „Broken Memory, shining Dust“ zeigt ein gespenstisches Dulden in einer unsicheren Gegend, einen Alltag, der überhaupt nicht den Werbebildern der voranstürmenden Wirtschaftsmacht Indien entspricht. Diesem Festival ist Verständnis lieber als Staunen.