Weil die Auftragsbücher voll sind, haben Unternehmen wenig Interesse, sich zu präsentieren. Heilbronn und Ulm machen keine Gemeinschaftsstände für ihre Firmen mehr. Anders ist dies im Nordschwarzwald.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Heilbronn wird im kommenden Jahr nicht mehr mit ihrem traditionellen Gemeinschaftsstand auf der Industriemesse in Hannover (1. bis 5. April) vertreten sein. Auch die IHK Ulm verzichtet auf eine gemeinsame Präsentation an der Leine. „Es gibt bei den Unternehmen kein ausreichendes Interesse“, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Heilbronner Kammer, Helmut Kessler. Von vielen Unternehmen habe er gehört, „die Auftragsbücher sind voll, wir wissen gar nicht, wie wir das bewältigen sollen“.

 

Nach 38 Jahren ist Schluss

Die Kammer sei an eine „dreistellige Zahl“ von Unternehmen herangetreten, „nicht nur an eine Handvoll“. Doch die Auslastung der Kapazitäten liege vielfach bei rund 90 Prozent – zu viel, um auch noch Mitarbeiter nach Hannover schicken zu können. Noch in diesem Frühjahr hatten sich zwölf Unternehmen auf dem Gemeinschaftsstand präsentiert – für das kommende Jahr aber gab es nur noch sieben Interessenten. Und noch eines macht Kessler für das geringe Interesse verantwortlich – einen zunehmenden Trend zu kleineren Fachmessen. Immerhin 38 Jahre war die Heilbronner Kammer in Hannover präsent – nun ist Schluss.

Auch die IHK Ulm, deren Stand schon immer kleiner war als die Ausstellung der Kollegen aus Heilbronn, übt im nächsten Jahr Verzicht. „In den besten Zeiten“, wie Hauptgeschäftsführer Otto Sälzle sagt, habe die Kammer immerhin sieben Unternehmen die Möglichkeit zu einer Präsentation an ihrem Gemeinschaftstand geboten. In diesem Jahr aber kamen nur noch drei – obwohl der Stand zusammen mit der IHK Bodensee-Oberschwaben betrieben wurde. „Es gibt Hausmessen, es gibt Fachmessen, aber vor allem haben die Unternehmen volle Auftragsbücher“, sagt Sälzle als Begründung. Dies führe nicht nur dazu, dass sie glauben, kein Personal für Hannover abstellen zu können. „Die Unternehmen müssen auch nicht unbedingt nach Hannover, um dort für neue Aufträge zu werben.“ Die IHK Stuttgart hatte auch schon bisher keinen Gemeinschaftsstand auf der Messe.

Der Arbeitskreis Zulieferer (AKZ), in dem sich mittlere und kleinere Unternehmen zusammengeschlossen haben, war schon in diesem Jahr nicht mehr in Hannover dabei. „Wir waren 2017 zum letzten Mal mit einem Gemeinschaftstand vertreten“, sagt der Vorsitzende Manfred Roth. Damals gab es noch sieben Aussteller – dieses Jahr habe das Interesse weiter nachgelassen. Nach Ansicht von Roth, der auch Geschäftsführer von Profilmetall in Hirrlingen bei Tübingen ist, liegt das nicht nur an den dicken Auftragsbüchern: „Hannover hat sich zu einer Innovationsmesse entwickelt, die Zulieferer kommen dort nicht mehr zur Geltung“.

Nordschwarzwald bleibt dabei

Unverdrossen mit von der Partie ist dagegen die Wirtschaftsregion Nordschwarzwald. Die von Städten, Landkreisen, der örtlichen IHK und anderen Mitgliedern getragene Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald GmbH präsentiert ihren Stand unter dem Dach der Wirtschaftsförderungseinrichtung Baden-Württemberg International (BWI). Sie wirbt nicht nur mit einem grünen Tannenbaumsymbol, sondern kommt auch bei den Ausstellern auf einen grünen Zweig. „2017 waren acht Unternehmen auf unserem Stand vertreten, dieses Jahr waren es schon elf“, sagt Geschäftsführer Jochen Protzer. Die Messe, so meint er, sei ein „weltweites Schaufenster“, der Gemeinschaftsstand eine günstige Möglichkeit, sich zu präsentieren – weshalb der Nordschwarzwald wohl auch 2019 wieder dabei sei.