Eine Infektion mit dem Bakterium Coxiella burnetti wird oftmals nicht erkannt. Die Patienten leiden an dem sogenannten Q-Fieber, das eigentlich mit Antibiotika leicht behandelt werden kann.

Stuttgart - Wenn es jetzt wieder wärmer und trocken wird, fühlen sich Bakterien wohl, die sich mit dem Staub und durch den Wind verbreiten. Allen voran Coxiella burnetti, ein Bakterium, das vor allem in Wiederkäuern lebt. Unter bestimmten Bedingungen kann es mit der Luft auf den Menschen übertragen werden – und im Gegensatz zu den Tieren werden die infizierten Menschen krank.

 

Fatal an der Ansteckung ist, dass man sie zunächst nicht bemerkt. Denn man muss die Tiere weder streicheln noch füttern, um sich mit Coxiella burnetti zu infizieren. Hauptüberträger sind Ziegen und Schafe, seltener Rinder. Die Bakterien werden von den erkrankten Tieren massenhaft bei Fehl- oder Totgeburten ausgeschieden, aber auch mit anderen Körperflüssigkeiten oder Kot. In der Hitze trocknen die Tiersekrete sehr schnell und werden mit dem Staub aufgewirbelt Die robusten Erreger können mit den Staubpartikeln eine Entfernung bis zu zwei Kilometer überwinden. Der Jogger oder Spaziergänger muss die Schafherde also nicht einmal gesehen haben, um sich über die Atemluft zu infizieren. Auch Wildtiere, beispielsweise Rehe, Hasen oder Füchse können die Bakterien verbreiten – vermutlich müssen sie zuvor allerdings von Zecken befallen werden, die das Bakterium wiederum durch den Kot ausscheiden und verbreiten.

Die Krankheit, die diese Coxiellen verursacht, heißt Q-Fieber: Die Erkrankung wurde fast zeitgleich in den USA und in Australien beschrieben. Damals infizierten sich vor allem Bauern, Viehzüchter und Schäfer. Weil der Erreger zunächst nicht bekannt war, wurde das Leiden als eine Art Berufskrankheit unter dem Namen „query-fever“ beschrieben, wobei das query für ein Fragezeichen steht und schließlich mit Q-Fieber abgekürzt wurde.

Nicht bei jedem Menschen bricht die Krankheit aus. In vielen Fällen verläuft die Ansteckung ohne Symptome und muss nicht behandelt werden. Die Hälfte der infizierten Menschen bekommen Fieber, das teilweise sehr hoch sein kann. Sie fühlen schwach und matt, mit Kopf- und Gliederschmerzen – die Symptome ähneln einer Sommergrippe. Auch eine Lungenentzündung kann hinzukommen. Bis sich die ersten Symptome zeigen, vergehen bis zu drei Wochen, so dass man weder an die Schaf- noch die Ziegenherde denkt, wenn man sie überhaupt gesehen hat. Daher ist die Diagnose nicht einfach, meist wird die Infektion als grippaler Infekt behandelt. Doch im Gegensatz zu einer Erkältung oder einem Infekt sind beim Q-Fieber Antibiotika das Mittel der Wahl. Mit Doxycyclin über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen können sich die Bakterien nicht mehr vermehren und die Infektion klingt folgenlos wieder ab. Je nach Verlauf können auch andere Antibiotika eingesetzt werden.

Schwierig kann es jedoch werden, wenn das Q-Fieber nicht erkannt wird – was nicht selten der Fall ist, denn bis heute ist das Q-Fieber eher unbekannt. Für die Patienten beginnt eine Odyssee von Arzt zu Arzt und die Infektion kann sich Wochen hinziehen – obwohl die Ansteckung mittels eines Bluttests einfach festgestellt werden kann.

Der Patient wird immer wieder von Fieberschüben geplagt und fühlt sich sehr geschwächt. Hinzu kommt die Ungewissheit auf der Suche nach der Ursache des Unwohlseins. Gefährlich können die Bakterien immungeschwächten Patienten werden. Auch für Menschen mit Herzfehlern oder schwangeren Frauen können die Erreger zur gesundheitlichen Bedrohung werden. In einem Prozent der Fälle kann das Q-Fieber chronisch werden und die Folge davon sind Schäden an Herz und Leber.

Vorbeugend kann man im Prinzip nur die Tiere schützen. Es gibt zwar eine Impfung, diese ist in Deutschland jedoch nicht zugelassen. Weil die Tiere nicht krank werden, ist es äußerst schwierig, eine Infektion festzustellen. Werden doch Infektionen in einer Schaf- oder Ziegenherde entdeckt, raten Experten vom Agrarministerium die Geburten der Tiere in einen geschlossenen Stall zu verlegen und die Mutter und deren Nachwuchs auch mehrere Wochen dort zu lassen. Tiere in Streichelzoos oder Tiere, die etwa auf einem Bauernhof ständig von Kindern besucht werden, sollten regelmäßig auf den Erreger getestet werden, empfiehlt das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI). Zudem hätte sich gezeigt, so das RKI, dass sich die Bakterien mit Hitze nicht endgültig abtöten lassen. Daher reicht es nicht aus, wenn man den Mist erhitzt, bevor man ihn unterpflügt. Die Tiere müssen nicht mit Antibiotika behandelt werden, da die Erreger nicht vollständig eliminiert werden können, so dass sich die Bakterien trotz Antibiotika verbreiten.