Nach eigener Analyse hat die Stadt Filderstadt bei sich vor Ort hohe Infektionswerte festgestellt. Schärfere Maßnahmen ergreift die Kommune aber nur in Abhängigkeit vom Geschehen im Landkreis.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder/Esslingen - Die Corona-Zahlen in Filderstadt sind auf hohem Niveau. Vor dem zurückliegenden Wochenende hat das Gesundheitsamt im Landkreis Esslingen die Zahl von 295 Infizierten in Filderstadt angegeben, am Dienstag waren es 269. Im Landkreis lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstagvormittag bei 152,1. Zum Vergleich: Im Landkreis Böblingen wird dieser Sieben-Tage-Wert mit 135,18 angegeben, für die Landeshauptstadt Stuttgart mit 124,4. Dieser Wert entspricht den Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen je 100 000 Einwohner.

 

Eine vergleichbare Zahl gibt es für einzelne Kommunen wie beispielsweise Filderstadt nicht, wie Jan-Stefan Blessing, der Leiter des Filderstädter Ordnungsamts, auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt. Gleichwohl verschaffen sich Kommunen einen Überblick über die Corona-Lage bei sich vor Ort. „Wir bewerten die Situation natürlich etwas detaillierter“, sagt Blessing. Eine Zahl soll nicht veröffentlicht werden, weil dies so mit Land und Landkreis abgesprochen sei. „Eine Untergliederung der Sieben-Tage-Inzidenz in den einzelnen Städten und Gemeinden ist nicht vorgesehen“, teilt auch die Sprecherin des Landratsamts Esslingen mit. Trotzdem kann der Filderstädter Ordnungsamtsleiter informell sagen, dass dieser Wert aktuell in Filderstadt „knapp über 200 liegt“. Zur Erinnerung: Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz ab 200 in einem Stadt- oder Landkreis greift die neue Hotspot-Strategie des Landes.

Teils haben Land- und Stadtkreise bereits reagiert

Die Konsequenz sind verschärfte Maßnahmen wie eine nächtliche Ausgangssperre oder ein Veranstaltungsverbot. Teils haben Land- und Stadtkreise bereits reagiert, bevor die Landesstrategie feststand. Zum Beispiel Mannheim, wo seit vergangenem Freitag strengere Ausgangsregeln gelten. Man darf dort im Zeitraum von 21 bis 5 Uhr das Haus nur noch mit triftigem Grund verlassen. In Pforzheim gelten dieselben Regeln seit dem zurückliegenden Samstag.

Überschreitet eine Kommune wie Filderstadt indessen den kritischen Wert, so sind keine eigenen Maßnahmen vorgesehen, erklärt Blessing. Dies gehe nur auf Landkreisebene, so sei es vereinbart und von den übergeordneten Stellen beschlossen worden. Der Gedanke dahinter: Zu viele Sonderwege würden die Bevölkerung mutmaßlich eher verwirren.

In Filderstadt habe man zwar frühzeitig einen Maßnahmenkatalog erarbeitet, doch der komme nicht zum Tragen. Viel Handhabe bleibe einer Kommune mit hohen Zahlen daher nicht. Sie könnte höchstens ihre Ämter für die Öffentlichkeit schließen, sagt Blessing. Alles andere sei abhängig vom Vorgehen des Landkreises.

Viele Infektionen in Alten- und Pflegeheimen

In Filderstadt habe man sich aber eben aufgrund der hohen Werte genau angeschaut, wie die Lage sei. „Die Zahlen sehen wir mit großer Sorge“, sagt der Ordnungsamtsleiter. Bei der Analyse habe sich gezeigt, dass mehr als ein Drittel der aktuell Infizierten und in Quarantäne befindlichen Personen Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sind, etwa ein weiteres Dutzend lebt aktuell in Obdachlosen- oder Anschlussunterkünften. Der Rest verteile sich übers gesamte Stadtgebiet.

In Filderstadt gibt es nach Auskunft von Jan-Stefan Blessing acht Alten- und Pflegeheime. Vier davon seien aktuell betroffen, und zwar nicht in gleichem Maße. Um die nun nötigen Maßnahmen in den Alten- und Pflegeheimen kümmere sich nicht die Stadtverwaltung von Filderstadt, sondern das Gesundheitsamt des Landkreises Esslingen.

Ungewöhnlicher Fall in Leinfelden-Echterdingen

Leinfelden-Echterdingen steht von den Corona-Zahlen her besser da als die Nachbarkommune. Hier hat der Ordnungsamtsleiter Gerd Maier eine Sieben-Tage-Inzidenz von 83 – Stand Montag – errechnet. Aktuell infiziert sind demnach 152 Personen. In Alten- und Pflegeheimen gebe es in Leinfelden-Echterdingen derzeit keine Infektionen.

Ein ungewöhnlicher Fall, der jüngst in Leinfelden-Echterdingen aufgeschlagen ist: Am Flughafen wurde ein Reisender positiv auf das Coronavirus getestet. Er durfte deshalb nicht fliegen, sondern musste sich vor Ort – also in Leinfelden-Echterdingen – in Quarantäne begeben. Die Stadt habe ihn in einer speziellen Quarantänewohnung einquartiert.