Das Infektionsgeschehen hat auch in Stuttgart stark zugenommen. Die Inzidenz sagt nicht mehr viel aus. Fachleute gehen davon aus, dass diese tatsächlich um das Zwei- bis Dreifache höher ist.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Die Sieben-Tage-Inzidenz, die am Donnerstag bei 310 Fällen lag, ist in Stuttgart nicht so hoch wie andernorts. Die Abwasseruntersuchungen der Stadt zeigen aber ganz andere Ausschläge. „Es infizieren sich wieder mehr Menschen mit dem Coronavirus“, stellt Stefan Ehehalt, der Leiter des städtischen Gesundheitsamtes, fest. Markus Klett, Vorsitzender der Stuttgarter Ärzteschaft, wird deutlich: „Das geht sprunghaft nach oben“, sagt er über die Entwicklung in den Praxen. Man müsse bei der Inzidenz mit dem Zwei- bis Dreifachen rechnen. Die Menschen seien unvorsichtiger geworden. Deshalb hat die Stadt eine neue Kampagne gestartet. Die Botschaft auf Plakaten und City-Lights: „Maske tragen – impfen – Abstand halten – testen, wo geboten“.

 

In den Stuttgarter Krankenhäusern zeigt sich die Zunahme an Infektionen deutlich, dort ist die Zahl der stationär behandelten Covid-Patienten stark gestiegen – im Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) „seit einigen Tagen“, sagt der Medizinische Geschäftsführer, Mark Dominik Alscher. Im Marienhospital ist dies „insbesondere seit dem letzten Wochenende“ so, sagt Matthias Orth, der Chef der Labormedizin.

Sehr hohe Positivquote bei Tests

Im RBK habe man 30 bis 35 Coronapatienten, etwa zehn Prozent auf der Intensivstation, so Alscher. Im Sommer waren es fünf bis zehn Patienten, zu den Hochzeiten anderer Wellen schon 100. Da die Omikron-Variante zu deutlich weniger klinischen Fällen führt, geht der RBK-Chef von sehr hohen Infektionszahlen in der Bevölkerung aus. Die Lage werde „bei Weitem unterschätzt“.

Im Marienhospital werden derzeit 31 Covid-Patienten versorgt, eine Person auf der Intensivstation, sagt Matthias Orth. Vor allem „Patienten mit schwerer Grunderkrankung“ seien betroffen. Bei den PCR-Testungen habe man aktuell so viele oder sogar noch mehr positive Fälle „als zu den Spitzenzeiten in den vorherigen Wellen“, betont der Chef der Labormedizin. Verglichen mit der Coronawelle in der ersten Oktoberwoche des Vorjahres, als man unter allen Getesteten – stationär aufgenommenen und ambulant operierten Patienten sowie Beschäftigten, insgesamt etwa 650 am Tag – „etwa drei positive Fälle hatte, sind es aktuell mehr als 60“, so Orth. Da die allermeisten asymptomatische Fälle seien, zeige dies „die sehr hohe Infektionsrate in der Bevölkerung“.

Nicht wegen, sondern mit Covid krank

Auch im Klinikum der Stadt verzeichne man einen Anstieg von Covid-Patienten, sagt Pressesprecher Stefan Möbius. Am Donnerstag waren es fünf Patienten auf der Intensivstation und 44 auf Normalstationen. Die Patienten seien „überwiegend mit, nicht wegen Covid im Haus und werden in der Regel wegen anderer Hauptdiagnosen stationär behandelt“, erklärt Stefan Möbius.