In der Seniorenresidenz Leonardis in Kornwestheim hat sich das Virus ausgebreitet: Ärzte haben zwölf betagte Bewohner positiv auf Covid-19 getestet. Die Zahl der bestätigten Fälle im gesamten Landkreis Ludwigsburg ist derweil auf 1482 gestiegen.

Kornwestheim -

 

Von einem regelrechten Covid-19-„Großeinsatz“ spricht Martin Strobl, der Regionalleiter der Alloheim Seniorenresidenzen. Vor dem Kornwestheimer Pflegeheim Leonardis, das zu der Gruppe gehört, fuhren am Montagmorgen früh gegen 8 Uhr mehrere Krankenwagen vor, Sanitäter und Ärzte eilten in das Gebäude. Bei fünf Bewohnern hatten die Pflegekräfte einen kritischen Zustand festgestellt – Atemnot, hohes Fieber und weitere Symptome. Sie mussten schnell untersucht werden. Am Ende sei ein Mann von den Rettungskräften ins Ludwigsburger Klinikum gebracht worden. „Die anderen vier betroffenen Bewohner konnten im Leonardis bleiben“, sagt Strobl. „Wir achten natürlich sehr genau darauf, wie es ihnen geht.“

Die Hektik und die Sorgen am Montag sind der vorläufige Höhepunkt einer dramatischen Zeit im Leonardis. Schon vergangene Woche waren dort mehrere Coronavirus-Erkrankungen festgestellt worden. Am Freitag testeten Ärzte zwölf der 106 Bewohner positiv – darunter auch die fünf Bewohner, die am Montag dann ärztlich behandelt werden mussten. Die Anzahl bestätigter Corona-Infektionen stieg damit in Kornwestheim zuletzt – Stand Montagnachmittag – auf 80 an. Auch wegen der positiven Tests im Alloheim haben die Fallzahlen in der Stadt somit einen Sprung nach oben gemacht.

Das Leonardis hatte die umfangreichen Tests veranlasst, nachdem vergangene Woche ein Bewohner, der mit anderen Kontakt hatte, deutliche Symptome zeigte und seitdem stationär im Krankenhaus behandelt werden muss. Der 59-Jährige geht regelmäßig zur Dialysebehandlung, hat sich eventuell außer Haus angesteckt.

In der Folge hat das Pflegeheim zudem seine Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen weiter verschärft. Schon seit etwa zwei Wochen sind die Bewohner separiert voneinander auf ihren Zimmern untergebracht, werden dort versorgt und verköstigt und gehen nur noch vereinzelt und in Begleitung von Pflegekräften nach draußen. Seit Montagmittag werde nun zusätzlich ein umfangreiches Isolations- und Quarantänekonzept umgesetzt, berichtet Strobl. Dem Heim beratend zur Seite stehen medizinische Vertreter des Landkreises und für die Stadt Kornwestheim Matthias Häußler vom Fachbereich Recht, Sicherheit und Ordnung, als Feuerwehrkommandant auch Experte für Katastrophenschutz. „Man kann nicht einfach eine so große Anzahl Menschen aus einem Heim verlegen“, fasst er eines der Probleme zusammen. Die Senioren schützen und die Umgebung so steril wie möglich halten, das müsse man aber dennoch.

Eingang erfolgt über Infektionsschleusen

Im Leonardis gibt es dafür nun Isolationsschleusen. Die zeltartigen Aufbauten sind leicht zu reinigen, das Pflegepersonal findet Masken und Desinfektionsmittel darin vor. „Sie stehen vor den Wohnbereichen“, berichtet Strobl. Er ergänzt, dass auch das Pflegepersonal so aufgeteilt wurde, dass die Mitarbeiter nur in die ihnen zugewiesenen Abschnitte des Hauses dürfen. Und: „Wir messen regelmäßig Fieber.“

Dass diese Schritte angemessen sind, betont der Ludwigsburger Landrat Dietmar Allgaier. „Es ist wichtig, Ansteckungsketten im Haus zu unterbinden.“ Man stehe dank der Heimaufsicht und dem Gesundheitsamt in „enger Abstimmung“ mit den Heimen. Chefsache ist das Thema Pflegeheime zurzeit für Allgaier auch deshalb, weil der Kreis Ludwigsburg schon mehrere Corona-Fälle in Pflegeheimen verzeichnete: Im Sersheimer Pflegeheim Am Schlösslesbrunnen gab es einen 88-jährigen Toten sowie drei Infizierte, in einem Heim in Bietigheim, im Kleeblattheim in Löchgau, zuletzt wurde aus dem Heim Sonnenfeld in Großsachsenheim eine zweite Covid-19-Infektion gemeldet. Allgaier hebt die Schutzbedürftigkeit Älterer hervor. „Das Risiko ist einfach sehr viel höher.“ Und wie sehen die Leonardis-Bewohner die Situation? „Sie haben viel Verständnis für die Maßnahmen“, sagt Strobl. „Aber einige haben natürlich auch Angst. Die Verunsicherung ist groß.“ Unangenehm sei außerdem, dass die Menschen ihre Angehörigen zurzeit nicht sehen. „Wir bekommen nun Tablets, damit sie digital Kontakt halten können.“