Alle zwei Minuten stirbt ein Kind an Malaria. Am schlimmsten betroffen sind afrikanische Staaten wie Burundi, das von einer Malaria-Epidemie heimgesucht wird. Ein neuer Impfstoff, der derzeit in Afrika erprobt wird, gibt jedoch Anlass zu neuer Hoffnung.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Bujumbura/Stuttgart - Im ostafrikanischen Burundi hat es seit Beginn des Jahres laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fast sechs Millionen Fälle von Malaria gegeben – bei einer Bevölkerung von rund elf Millionen Menschen.

 

Von Januar bis Ende Juli seien 1855 Menschen an der Krankheit gestorben, teilte die WHO auf Anfrage mit. Das sind fast so viele Todesopfer wie der Ebola-Ausbruch im Nachbarland Kongo in einem Jahr gefordert hat. Bereits Anfang Mai sei die Schwelle zu einer Epidemie überschritten worden, hieß es seitens der WHO.

Burundi ist einem UN-Index zufolge eines der ärmsten Länder der Welt. Demnach liegt die Lebenserwartung bei 57,9 Jahren, im Vergleich zu 81,2 Jahren in Deutschland.

Zahl der Malaria-Erkrankung steigt weltweit

Malaria ist die häufigste Infektionskrankheit der Welt. Nach Jahren des Fortschritts ist die Zahl der Malaria-Erkrankungen vor allem wegen resistenter Erreger weltweit zuletzt wieder angestiegen.

Die Zahl stieg der WHO zufolge 2017 im Vergleich zum Vorjahr um gut zwei Millionen auf 219 Millionen Fälle an. Die Zahl der Todesfälle lag bei 435 000. Gut 90 Prozent aller Erkrankungen ereignen sich in Afrika.

Malaria, auch Sumpffieber oder Kaltes Fieber genannt, gehört seit Menschengedenken zu den heimtückischsten Krankheiten. Jedes Jahr sterben bis zu 600 000 Menschen an Malaria, davon sind rund 250 000 Kinder. Schon ein Stich einer infizierten Mücke reicht aus, um sich anzustecken. Erst nach einigen Tagen merken die Betroffenen, dass sie erkrankt sind, doch für viele ist dann schon zu spät.

Malaria wird von dem einzelligen Parasiten , den Plasmodien, verursacht. Die Erreger werden durch den Stich einer weiblichen Anopheles-Mücke auf den Menschen übertragen. Typisches Symptom einer Malariainfektion sind Fieberschübe.

Vom Chinin zum Artemisinin

Der Kampf gegen die Malaria schien lange Zeit aussichtslos. Ende der 1960er Jahre verlor das Medikament Chinin zunehmend seine Wirksamkeit, da die verursachenden Parasiten der Gattung Plasmodium Resistenzen dagegen entwickelten. Die Anopheles-Mücken, die beim Zustechen die Erreger übertrugen, wollte man mit dem Insektenvernichter DDT ausgerottet – doch ohne nachhaltigen Erfolg.

Einen neuen Schub bekam die Malaria-Therapie durch die Entdeckung des Pflanzenstoffs Artemisinin aus dem Einjährigen Beifuß (Artemisia annua) im Jahr 1972. Die chinesische Chemikerin Tu Youyou erhielt dafür 2015 den Medizin-Nobelpreis.

Artemisinin tötet die Malaria-Erreger ab, indem es die Plasmodien bereits in einem frühen Entwicklungsstadium attackiert. Das aus Artemisinin entwickelte Medikament Amervectin hat die Therapiemöglichkeiten gegen Parasiten revolutioniert. Noch immer ist die Grundlage der Malaria-Behandlung und senkt die Todesrate um 20 Prozent, bei Kindern sogar um 30 Prozent.

„Artemisinin ist das am häufigsten genutzte Medikament gegen Malaria“, erklärt Elena Levashina vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin. Es habe das Leben von Millionen Menschen verändert und sei ein Durchbruch bei der Bekämpfung von Malaria gewesen.

Hoffnungen ruhen auf neuen Malaria-Impfstoff RTS,S

Nach drei Jahrzehnten Entwicklungsarbeit wird seit Frühjahr 2019 der Malaria-Impfstoff RTS,S – auch Mosquirix genannt – erstmals in großem Maßstab eingesetzt. Im Rahmen eines Pilotversuchs werden in den drei afrikanischen Staaten Malawi, Ghana und Kenia bis 2022 insgesamt jedes Jahr rund 360 000 Kleinkinder gegen die gefährliche Krankheit geimpft werden.

„Die Impfung hat das Potenzial, das Leben von Zehntausenden Kindern zu retten“, erläutert Mary Hamel, die Koordinatorin des Malaria-Impfprogramms bei der WHO. RTS,S, an dessen Entwicklung auch Tübinger Tropenmediziner geforscht haben, wirkt gegen den gefährlichsten Malaria-Erreger Plasmodium falciparum. Mit der Impfung verbinden sich große Hoffnungen.

Kombination verschiedener Mittel

Dabei kann die Immunisierung selbst im besten Fall Malaria nicht alleine besiegen. In der bislang größten klinischen Studie mit rund 15 000 Kleinkindern hat der Impfstoff rund 40 Prozent der Malaria-Erkrankungen und rund 30 Prozent der schweren Malaria-Fälle verhindert. Experten setzen daher darauf, dass eine Kombination verschiedener Mittel – die einzeln jeweils keinen vollständigen Schutz bieten – dabei helfen kann, Malaria langfristig zu besiegen.

Auch mit Insektizid behandelte Moskitonetze böten nur teilweise Schutz, betont der Direktor des Malaria-Programms der WHO, Pedro Alonso. „Der Kampf gegen Malaria ist einer, in dem wir unvollkommene Werkzeuge nutzen. Die beste Wirkung können wir nur haben, wenn wir sie kombinieren. Diese Malaria-Impfung verstärkt unseren Werkzeugkasten.“