Seit Beginn des Jahres ist wieder Grippesaison: Zwei Hausärztinnen aus Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen berichten vom Krankheitsgeschehen und davon, dass die echte Grippe eine schwere Erkrankung ist.
Die diesjährige Grippewelle hat auch Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen erreicht: Seit Beginn des Jahres sind im Gesundheitsamt für den Landkreis Esslingen 960 Grippefälle registriert worden. Für Filderstadt sind es 74, für Leinfelden-Echterdingen 65. „Die Dunkelziffer wird sehr viel höher sein“, sagt Franziska Wieland, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Hausärztin und Leiterin der Praxis Hausärzte am Weilerwald in Leinfelden. Denn nicht jeder Grippefall wird per Abstrich im Labor nachgewiesen. „Das macht oft bei jungen Patienten keinen Unterschied in Krankheitsverlauf oder Behandlung“, erklärt Wieland, sei aber sehr teuer.
„Es ist eine schwere Erkrankung“, betont die Hausärztin. Zu den Symptomen gehören hohes Fieber, Husten, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, Halsweh, Appetitverlust oder Schnupfen. Bei Wieland in der Praxis sind es in der aktuellen Welle eher die jungen Leute, die schwer erkranken: „Die Älteren sind alle geimpft, und haben dadurch einen milderen Krankheitsverlauf und eine kürzere Dauer.“ In der Hochphase der Grippe, im Januar und Februar, sieht Wieland bis zu 20 Infektpatienten am Tag. Ein Drittel dieser Fälle, so schätzt sie, sind Grippeerkrankungen. Erkrankungshäufungen seien in Schulen, aber auch in der Arbeitswelt aufgetreten: „Der Verlauf ist sehr typisch: Ist einer in der Familie krank, sind alle krank“, sagt Wieland.
Eltern stecken sich bei den Kindern an
Diese Erfahrung hat auch Daniela Ibach gemacht, die in Bonlanden eine Hausarztpraxis mit Schwerpunkt Allgemeinmedizin und Psychotherapie betreibt. „Bei uns waren die Hauptumschlagpunkte die Schulen“, sagt sie. Lehrer und Erzieherinnen seien scharenweise in die Praxis gekommen, und die Eltern hätten sich dann bei den Kindern angesteckt. „Wir hatten hier die Bude voll.“ Die Verläufe seien durchaus schwer gewesen, „Kinder und Eltern waren gebeutelt“. Zehn bis 14 Tage sei die durchschnittliche Dauer gewesen. „Da fällt dann zwei bis drei Wochen lang die ganze Familie aus.“
Daniela Ibach nimmt an einer Influenza-Studie des Landesgesundheitsamts teil, macht darum Abstriche auf Viren und Bakterien und gibt die Zahlen weiter. In ihrer Praxis ebbt die Welle jetzt langsam ab. Mitte Februar sei bei ihr das absolute Hoch erreicht gewesen. Laut der Zahlen des Gesundheitsamts Esslingen waren in den Kalenderwochen sechs bis acht, also von Anfang bis Mitte/Ende Februar, die Fallzahlen in Filderstadt sehr hoch , mit 13 (in der mittleren Woche) und jeweils 14 Fällen in den beiden anderen Wochen. In Leinfelden-Echterdingen hatte die Grippewelle in der letzten Januarwoche mit 18 Fällen ihren Höhepunkt. Auf den ganzen Landkreis Esslingen gesehen gab es die höchsten Fallzahl ebenfalls in dieser Woche, mit 191 Fällen.
Laut dem Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg ist das Grippegeschehen vergleichbar mit dem des Vorjahres, allerdings heißt es auch hier, dass dieses Mal häufiger Kinder und Jugendliche betroffen seien. In Baden-Württemberg sei fast ein Drittel der Erkrankten der letzten Januarwoche jünger als 18 Jahre gewesen. Eine Grippe sei keine leichte Erkältung, sondern eine schwere Erkrankung, betont man im Landesgesundheitsamt. Einfache Verhaltensregeln wie regelmäßiges Händewaschen und Abstand zu Erkrankten seien Maßnahmen, die vor einer Erkrankung schützen könnten.
„Neuer Respekt vor dem Virus“
„Ich habe einen neuen Respekt vor dem Virus“, sagt Franziska Wieland denn auch. Und sie ergänzt: „Impfen hilft. Wer geimpft ist, ist milder und kürzer krank.“ Sie habe auch einige schwere Verläufe mit Komplikationen gehabt. Auch ein Krankenhausaufenthalt sei in solchen Fällen nicht unwahrscheinlich, besonders die Älteren ohne Impfung hätten ein hohes Risiko für Komplikationen. „Viele junge Leute haben auch Antibiotika gebraucht, weil das Fieber nicht weggehen wollte oder sich eine Lungenentzündung entwickelt hat“, berichtet die Ärztin. Bisher werde die Impfung eher den Risikogruppen wie Senioren, Vorerkrankten und Schwangeren empfohlen.
Bei Daniela Ibach hat die aktuelle Welle auch dazu geführt, dass anders über die Grippeimpfung nachgedacht wird. „Das eine oder andere Elternteil will sich nächstes Jahr auch impfen lassen“, sagt sie.